Vettel-Team liebäugelt mit Wechsel zu Mercedes
Valencia (dpa) - Sebastian Vettels Red-Bull-Rennstall denkt nach mehreren Triebwerkschäden über einen Wechsel des Motorenpartners nach. Schon in der kommenden Saison könnte der Formel-1-Dienstwagen des Heppenheimers statt von einem Renault-Motor von einem Mercedes-Aggregat angetrieben werden.
In einem Interview der "Salzburger Nachrichten" betonte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko, dass von allen sechs Mercedes-Fahrern in dieser Saison noch keiner einen Motorschaden gehabt hat. Vettel gingen dagegen bereits vier Renault-Antriebe kaputt, allein zwei in Valencia binnen gut 24 Stunden.
"Das sind Fakten, die man bedenken muss", erklärte Marko. Die Entscheidung soll seiner Meinung nach in den nächsten Tagen fallen: "Bis Ende August wollen wir Klarheit." Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug bestätigte in einer Telefonkonferenz, dass Gespräche mit interessierten Teams geführt werden. "Zum Verhandlungsstand kann ich aber nichts sagen", meinte er.
Von der Kapazität her sei der schwäbische Autobauer in der Lage, ein viertes Team mit Motoren auszurüsten, erklärte Haug. Schon vor dieser Saison war allerdings eine Sondererlaubnis notwendig, damit Mercedes das BrawnGP-Team neben McLaren und Force India mit Motoren ausstatten durfte. Denn eigentlich waren nur zwei Teams mit dem gleichen Motorenhersteller erlaubt. Eine Ausnahmeregelung besagt aber, dass mittlerweile bis zu vier Teams möglich sind.
Über einen Wechsel des Motorenpartners denkt auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach. "Wir haben mehrere Optionen. Mercedes ist eine", sagte der Brite der "Bild"-Zeitung. Es gebe gute Argumente sowohl für die Verlängerung mit Renault als auch für einen Wechsel zu Mercedes, erklärte Marko. Der Motorenlieferant sei der letzte Punkt, der in der Zukunftsplanung des Teams noch offen ist, sagte er, nachdem die vorzeitige Verlängerung des Vettel-Kontrakts bekanntgegeben worden war.
Vettel drohen vor Saisonende die zulässigen Renault-Motoren auszugehen. Sechs wurden im WM-Rennen 2009 schon verbraucht, in Valencia gingen gleich zwei in Rauch auf. "Am Ende des Jahres werden wir ein Problem mit den Motoren haben", meinte Horner. Partner Renault gelobte Besserung und entschuldigte sich beim Team und ausdrücklich auch bei Vettel. Mercedes-Mann Haug nahm die Franzosen in Schutz. "Renault ist sicherlich nicht durch schlechte Arbeit im Motorensektor aufgefallen", betonte der Schwabe. "Ganz im Gegenteil."
Nur noch zwei neue Antriebe stehen dem 22-jährigen Vettel im Duell mit Jenson Button und Rubens Barrichello, deren BrawnGP-Renner mit Mercedes-Power fahren, zur Verfügung. Muss der neunte eingebaut werden, folgt die Strafversetzung in der Startaufstellung um zehn Plätze nach hinten - das wäre im Rennen um den Titel fatal. Vor dem Großen Preis von Belgien in Spa Francorchamps am 30. August ist Vettel Vierter. Sein Rückstand auf Spitzenreiter Button beträgt schon 25 Punkte.
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