Vettels WM-Kampf: Die Null darf nicht mehr stehen
Valencia (dpa) - Keine Punkte, kaum mehr Motoren und die Hoffnung schwindet auch: Sebastian Vettel droht im Rennen um die Formel-1- Weltmeisterschaft die Luft auszugehen.
"Ich werde kämpfen bis zum letzten Atemzug, aber es ist nicht gut, wenn du als Jäger ausscheidest", sagte Vettel nach dem Motor-Drama beim Großen Preis von Europa. Und der gejagte WM-Spitzenreiter Jenson Button hat den Verfolger nach dessen erneuter "Nullnummer" schon gar nicht mehr auf der Rechnung. "Er ist jetzt mein härtester Gegner", sagte Button und meinte damit statt Vettel seinen BrawnGP-Stallrivalen und Valencia- Sieger Rubens Barrichello.
Zweimal ohne Punkte in zwei Rennen nacheinander, dazu zwei kaputte Motoren binnen zwei Tagen im heißen Valencia - diese Horror-Bilanz erhitzte vor den noch sechs ausstehenden Rennen sogar den sonst so coolen Vettel. "Es kann nicht viel schlimmer kommen, als einen weiteren Motor zu verlieren und ohne Punkte nach Hause zu gehen", räumte der Heppenheimer ein. "Schwieriger, ganz einfach" ist bei nun 25 Punkten Rückstand auf Button (72) der WM-Kampf geworden, so Vettel weiter.
Vor allem, weil ihm nur noch zwei neue Motoren zur Verfügung stehen. Sechs Renault-Antriebe verbrauchte der Red Bull schon, acht dürfen straffrei in einer Saison benutzt werden. Kommt Nummer neun zum Einsatz, wird der Pilot zehn Plätze in der Startaufstellung zurückversetzt. Das Malheur mit den Motoren könnte Vettel endgültig ausbremsen. Kein Wunder, dass Hersteller Renault vor seinem Kundenteam und speziell vor Vettel Abbitte leistete und Besserung gelobte. Man werde so hart wie möglich arbeiten, "um sicherzustellen, dass dies nicht wieder passiert", versprach Motor-Mann Fabrice Lom.
Doch irgendwie klingen selbst die Statements aus der Führungsriege des Rennstalls, der den Vertrag mit dem 22-jährigen Heppenheimer gerade erst verlängert hat, schon wie Durchhalteparolen. "Ich denke, dass die Meisterschaft noch lang ist - unsere Chancen sind weiter intakt", meinte Teamchef Christian Horner nach dem "schwarzen Wochenende" für die Red-Bull-Crew, der auch der australische WM- Dritte Mark Webber als punktloser Neunter den Tag nicht retten konnte.
Viel Zeit, den Schiffbruch am Hafen von Valencia zu verdauen, bleibt nicht. Schon am 30. August folgt in Spa-Francorchamps das nächste Rennen. Eine Atempause zur Motivation sei auch nicht nötig, gab Vettel zu Protokoll. "Das ist eigentlich nicht schwer, denn ich kann mir selbst nichts zuschreiben", meinte er. "So etwas kann passieren, aber es darf nicht passieren. Wenn ich das Auto in die Mauer gestopft hätte, dann wäre es viel schlimmer für mich."
Er musste es eben nur an der Streckenbegrenzung parken. Nichts ging mehr, Vettel wurde mit dem Roller ins Fahrerlager gebracht und musste dort mitansehen, wie sich Barrichello mit seinem Sieg in Position für das letzte Saisondrittel brachte. "Ich muss nur weiter arbeiten. Ich denke, es ist sehr, sehr viel möglich", orakelte der Brasilianer, der im fortgeschrittenen PS-Alter von 37 Jahren wieder vom WM-Titel träumen darf.
18 Zähler trennen ihn von Button, der seit nunmehr vier Rennen vergeblich auf einen Podiumsplatz hofft. "Jenson Button muss auf die Tube drücken, wenn er den Titel gewinnen will", warnte die Londoner Tageszeitung "Times", allerdings eher in Bezug auf den Verfolger Barrichello anstatt Vettel.
Hoffnung machte dem Hessen hingegen Weltmeister Lewis Hamilton, der den Sieg in Valencia wegen eines verpatzten Boxenstopps der McLaren-Mercedes-Mannschaft verpasst hatte. Der kommende Kurs in den Ardennen sollte auch den Red Bulls entgegen kommen, meinte er. Vettel würde sich freuen. Wenn denn auch sein Motor endlich mal wieder läuft wie geschmiert.
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