Vierschanzen- Tournee: Springen abgesagt
Wegen Orkan-Böen wurde erstmals in der Geschichte der Vierschanzen-Tournee ein Springen abgesagt.
Innsbruck (dpa) - Orkanartige Böen haben die Absage des drittenSpringens der Vierschanzentournee in Innsbruck erzwungen und den Mythosder Traditionsveranstaltung zerstört.
Erstmals in der 55-jährigen Geschichte fällt die Entscheidung auf nur drei Schanzen,nachdem sich die Jury wegen des anhaltenden Föhns mitWindgeschwindigkeiten bis zu 160 Stundenkilometern für eine Verlegungnach Bischofshofen entschied. "Die äußeren Bedingungen haben es nichtzugelassen, auch nur einen Springer runter zu lassen. Wir haben jetztzwar keine Vierschanzentournee mehr, aber immerhin noch eine Vier-Springen-Tournee", sagte Walter Hofer, Renndirektor des InternationalenSkiverbandes FIS.
Die historische Entscheidung wurde von allenTrainern mitgetragen. "Es ist schade, denn wir wären gern hiergesprungen. Aber es gibt keinen anderen Weg, alle Möglichkeiten wurdenbis zum Schluss ausgereizt. Solche Windgeschwindigkeiten sind nicht fürdas Skispringen gemacht", sagte Bundestrainer Peter Rohwein. Wie Hofererwartet er keine negativen Auswirkungen für den Stellenwert derTournee. "Einmal ist immer das erste Mal. Das ist der Lauf der Zeit",erklärte Rohwein.
Das dritte Springen soll am Samstag um 16.00Uhr in Bischofshofen nachgeholt werden. Zuvor sind einTrainingsdurchgang und anschließend die Qualifikation angesetzt. AmSonntag ist die Qualifikation für 14.45 Uhr geplant, das Finale steigtum 16.30 Uhr. Beide Springen werden nicht im K.o.-Modus ausgetragen.Michael Neumayer, als Gesamtfünfter bester Deutscher, begrüßte dieVerlegung. "Mir macht das überhaupt nichts aus. Der Wetter-Gott hat mirsogar in die Karten gespielt, denn die Schanze in Bischofshofen liegtmir mehr als die in Innsbruck", sagte der Berchtesgadener. Auch MartinSchmitt nahm die Nachricht gelassen auf. "Beim Skispringen läuft ebennicht immer alles nach Plan. Wir sind Profis genug, uns umzustellen",erklärte Schmitt.
Bei den Gastgebern herrschte dagegenBestürzung. "Das ist frustrierend, das Herz tut weh. Es ist, als würdefür die Kinder Weihnachten abgesagt", erklärte Toni Innauer, DirektorNordisch im Österreichischen Skiverband (ÖSV). An der Entscheidung seijedoch nicht zu rütteln. "Wir müssen die Kräfte der Natur und ihreMächte akzeptieren", sagte Innauer.
Durch die Verlegung findeterstmals seit 1956 ein Springen nicht an einem der vier festenAustragungsorte statt. Damals war das Finale in Bischofshofen wegenSchneemangels ausgefallen und zwei Tage später in Hallein nachgeholtworden. 1979 gab es letztmals eine zeitliche Verlegung, als dasNeujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen dem Wetter zum Opfer fielund erst am 2. Januar ausgetragen wurde.
Durch die Absageentsteht laut OK-Chef Alfons Schranz ein Schaden in Höhe von 700 000Euro. Welchen Anteil davon die Versicherung übernimmt, war noch nichtabzusehen. Zudem löste der Ausfall erneut Diskussionen um diemangelhafte Ausstattung der erst vor wenigen Jahren modernisiertenAnlage aus. Sowohl Windnetze als auch eine Flutlichtanlage fehlen amwindanfälligen Bergisel. "Uns ist klar geworden, dass wir etwas tunmüssen", sagte Innauer.
Zunächst ging sein Blick aber voraus aufden Showdown im Salzburger Land. "Wir müssen unsere Kräfte fürBischofshofen bündeln. Wir kennen die Schanze sehr gut. Wir freuen unsauf das einmalige Ereignis und wollen bei der Premiere das bestmöglichefür Österreich herausholen", sagte Innauer. Immerhin haben dieGastgeber den ersten Tourneesieg seit acht Jahren dicht vor Augen, dennin Gregor Schlierenzauer und Doppel-Olympiasieger Thomas Morgensternführen zwei Austria-Adler die Gesamtwertung an.
Allerdingsrechnet sich auch der viermalige Tournee-Gewinner Janne Ahonen einigesaus. Sein Rückstand auf Schlierenzauer beträgt nur 3,4 Punkte."Bischofshofen ist eine seiner Lieblingsschanzen. Er hat eine sehr guteChance auf den Gesamtsieg", sagte Finnlands Coach Tommi Nikunen.
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