Vinzenz Geiger stiehlt den „Chefs“ die Show
Während Johannes Rydzek und Eric Frenzel bei der Generalprobe vor Olympia schwächeln, läuft der 20-jährige Oberstdorfer in Seefeld zur Höchstform auf
Vinzenz Geiger ist der neue Shooting-Star bei den erfolgsverwöhnten deutschen Kombinierern. Der 20-jährige Oberstdorfer nutzte im österreichischen Seefeld die Gunst der Stunde und stellte beim Seefeld-Tripel die Hierarchie im deutschen Team zwischenzeitlich auf den Kopf. Nach Rang sieben am Freitag und Platz zwei am Samstag lieferte sich der junge Allgäuer gestern zum Abschluss der Dreier-Serie einen erbitterten Zweikampf um Platz drei der Gesamtwertung mit Fabian Rießle. Erst im Foto-Finish musste sich Geiger seinem DSV-Rivalen aus dem Schwarzwald geschlagen geben.
Der bisherige Tripel-Triumphator Eric Frenzel (er gewann bislang alle vier Wettbewerbe seit 2014) sowie Vierfach-Weltmeister Johannes Rydzek (12.) haderten das gesamte Wochenende über mit ihren Sprungleistungen und hatten als Sechster bzw. Zwölfter mit dem Ausgang des Tripels nichts zu tun. Der Oberstdorfer Rydzek malte dann auch nichts schön: „Es ist ernüchternd und hart, ausgerechnet bei der Generalprobe vor Olympia so einen Tiefpunkt zu haben.“ Er wolle diese neue Herausforderung aber annehmen und im anstehenden Trainingslager in Oberstdorf weiter an seiner Sprungtechnik feilen. Während der vierfache Weltmeister von Lahti grübelte und am Samstag ebenso wie Frenzel nach dem Zieleinlauf das Weite gesucht hatte, strahlte Vinzenz Geiger nach seinem bislang besten Weltcup-Resultat mit der untergehenden Sonne in Seefeld um die Wette. „Es war einfach grandios. Schon der Sprung war gut“, blickte Geiger zufrieden auf seinen 99,5-Meter-Satz zurück. In der 10-Kilometer-Loipe habe er sich nur an die Vorgabe von Bundestrainer Hermann Weinbuch gehalten und sich an die Fersen der beiden Norweger Jan Schmid und Espen Andersen geklemmt. Angefeuert von seinen Eltern und einer Delegation aus Oberstdorf, die sich als WM-Ausrichter 2021 in Seefeld umsah, fühlte sich Geiger beim Laufen bärenstark: „Beim letzten Anstieg habe ich gemerkt, dass da noch was geht. Drum hab ich noch mal alles rausgehauen.“ Auch an Fabian Rießle und dem norwegischen Sprungwunder Jarl Magnus Riiber war Geiger am Samstag locker vorbeigezogen und überquerte 1:08 Minuten nach dem in diesem Jahr überragenden Japaner Akito Watabe mit einem lauten Jubelschrei die Ziellinie.
Watabe, der sich auch am Freitag und Samstag durchgesetzt hatte, übernahm mit dem Gewinn des Seefeld-Tripels nicht nur die Führung im Gesamtweltcup, sondern gehört nun zu den heißen Medaillenkandidaten in Pyeongchang. Hermann Weinbuch gab sich zuversichtlich, auch seine zwei schwächelnden „Chefs“ Rydzek und Frenzel bis Olympia noch in Form zu bringen: „Vinzenz kann und wird den beiden helfen. Sie müssen nur die Birne frei kriegen und sich sagen: ,Wenn der Kleine das kann, dann wissen wir, dass wir es auch können.‘“
Trotz eines intensiven Trainingsblocks vor Olympia liefen die deutschen Langläufer in Seefeld zu ordentlichen Ergebnissen. Thomas Bing mit Rang elf im Massenstart-Wettbewerb, Victoria Carl als Sprint-Zwölfte und Katharina Hennig als 13. über 10 Kilometer holten sich zwei Wochen vor Beginn der Spiele zumindest Selbstvertrauen. Nicole Fessel dagegen enttäuschte mit Rang 30. (mit dpa)
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