Abgerechnet wird später
Arantxa Sánchez Vicario war mal die größte Rivalin von Steffi Graf. Nun klagt sie öffentlich ihre Eltern an - um ihre Biografie zu verkaufen.
Hinter jedem Wunderkind stehen Eltern. Ohne die Bereitschaft des Vaters und der Mutter, alles der Karriere des hochbegabten Sprösslings unterzuordnen, wären etliche Laufbahnen im Profisport zu Ende gegangen, ehe sie begonnen hätten. Die von Steffi Graf beispielsweise. Als die kleine Steffi gerade mal acht Jahre alt war, widmete sich Papa Peter voll und ganz deren Werdegang mit Schläger und Filzball.
In ihrem Vater stand der „Gräfin“ ein Trainer und Manager zur Seite, der sie sportlich vorantrieb und für sie im kindlichen Alter Entscheidungen traf. Meist die richtigen. Es folgten Turniersiege, Rekorde und Millionen. Peter Graf hat dabei kräftig mitkassiert.
Im Schatten des Ruhms litt das Vater-Tochter-Verhältnis. Erst recht, als Steuerhinterziehung und Schmiergeldzahlungen im Raum standen. Geld kennt weder Familie noch Freunde. Steffi schaffte erst kurz vor Ende ihrer Karriere den Absprung: weg vom Wunderkind, hin zur selbstständigen Frau. Groll hegte sie deshalb nie gegen ihren Vater. Zumindest nicht öffentlich.
Sánchez Vicario sucht Trost im Plüsch-Hasen
Eine Weggefährtin Grafs schlägt da andere Töne an. Arantxa Sánchez Vicario, die stets etwas pummelig wirkende Sandplatzspezialistin, rechnet jetzt mit ihrer Familie ab. Die 40-Jährige wirft ihren Eltern vor, sie bevormundet, ausgebeutet und um ihr Vermögen gebracht zu haben. 3,5 Millionen Euro soll das Finanzamt deshalb einfordern.
Sánchez Vicario beschreibt sich als einsames Mädchen, das oft weinte. Nichts hätte sie sich mehr gewünscht als Liebe und Zuneigung. Trost fand sie in einem Plüsch-Hasen, dem steten Begleiter.
Die Spanierin hat der Tenniszirkus geprägt: das harte Geschäft des Leistungssports, in dem der Zweite erster Verlierer ist. Wunderkinder verbringen keine unbeschwerte Kindheit. Das ist der Preis, den sie zahlen, wenn sie nicht nur ein riesiges Talent bleiben wollen. Das Beste für die Eltern ist dabei nicht immer das Beste fürs Kind. Bitter, wenn daran eine Familie zerbricht.
Unsereins würde sich danach eher vergraben, würde sich davor drücken, seine zerbrochene Familiengeschichte auszubreiten.
Nicht so Arantxa Sánchez Vicario. Warum sie erst jetzt, zehn Jahre nach dem Karriereende, ihre Eltern öffentlich anklagt? Um für ihre Autobiografie zu werben.
Abgerechnet wird später.
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