Vor dem Start der Basketball-Saison: Neue Säulen für Ratiopharm Ulm
Im Ulmer Basketball gibt es einen gewaltigen Umbruch: Anton Gavel löst als Trainer Jaka Lakovic ab und Per Günther hat aufgehört. Ganz vorne werden andere landen.
Jaka Lakovic hatte und hat wenige Schwächen. Eine davon ist die Pünktlichkeit. Zu Pressekonferenzen erschien der frühere Trainer des Basketball-Bundesligisten Ratiopharm Ulm gerne ein paar Minuten zu spät, wenn er sie nicht ganz vergaß. Irgendwann wollte der Slowene die Journalistinnen und Journalisten dafür zum Pizzaessen einladen und weil Jaka Lakovic nicht nur ein guter Trainer, sondern auch ein feiner Kerl ist, löste er dieses Versprechen im Juli ein. Zu einem Zeitpunkt, als sein Wechsel zum spanischen Spitzenverein Gran Canaria bereits besiegelt war und Lakovic somit keinerlei diplomatische Rücksichten mehr nehmen musste. Entsprechend interessant war die Plauderei am Mittagstisch.
Das mit der extremen personellen Fluktuation, hat er festgestellt, das ist im Basketball nirgendwo in Europa so schlimm wie in Deutschland: "Wenn sich ein Spieler im Verlauf einer Saison verbessert, dann ist er garantiert weg. Wenn er sich nicht verbessert, dann ist er auch weg, weil man ihn gar nicht mehr haben will." Lakovic ist das beste Beispiel dafür, dass dieser Mechanismus genau so auch bei Trainern funktioniert und deswegen ist der Umbruch bei Ratiopharm Ulm in diesem Sommer noch gewaltiger als in den vergangenen Jahren.
Die vorherigen Trainer in Ulm waren jeweils acht Jahre im Amt
Ein Trainerwechsel ist schließlich immer eine Zäsur bei diesem Verein. Mike Taylor und Thorsten Leibenath, die beiden Vorgänger von Lakovic, waren jeweils acht Jahre lang im Amt, der Slowene nutzte jetzt schon nach drei Jahren die Karrierechance in Spanien. Sein Nachfolger ist ein Mann, der ebenso wie Lakovic auf eine große Karriere als Spieler zurückblicken kann: Anton "Tono" Gavel ist mit Bamberg und Bayern München insgesamt fünfmal deutscher Meister geworden und mehrfach als bester Verteidiger der Basketball-Bundesliga ausgezeichnet worden. Ebenso wie Lakovic übernimmt er aber die Ulmer Profimannschaft ohne Erfahrung als Cheftrainer auf höchstem Niveau.
Für eine Zeitenwende im Ulmer Basketball sorgt zudem das Karriereende von Per Günther, der als Profi für keinen anderen Verein gespielt hat und der auch außerhalb dieses Standorts das Gesicht und die meinungsstarke Stimme der Bundesliga war. Rund um das Ulmer Denkmal wurden 14 Jahre lang die Mannschaften zusammengestellt, das Team für die kommende Saison ist so etwas wie eine Wundertüte. Ein Leistungsversprechen wie vor einem Jahr fehlt. Damals kam der Brasilianer Cristiano Felicio, der in sechs Jahren bei den Chicago Bulls 34 Millionen Dollar verdient hat. Künftig spielt er in Spanien – siehe These von Jaka Lakovic. In diesem Sommer kam zum Beispiel Felicios Landsmann Yago Santos, mit Brasilien frischgebackener Silbermedaillen-Gewinner der Amerika-Meisterschaft. Oder der 18-jährige Juan Nunez, der als letzter Spieler aus dem Kader des späteren Europameisters Spanien gestrichen wurde.
Die Favoriten der Saison sind der FC Bayern und Alba Berlin
Eine aufgrund von Verletzungen und Visaproblemen unrunde Vorbereitung nährt die Vermutung, dass Ulm nicht ganz vorne mitmischen wird. Da wird Alba Berlin erwartet, das am Mittwoch zum Auftakt gegen Hamburg spielt und zuletzt dreimal in Folge deutscher Meister war. Und natürlich die Bayern, am Samstag erster Gegner von Ulm. Die Basketball-Filiale des Fußball-Rekordmeisters ist durch die Verpflichtungen von Isaac Bonga und Elias Harris sowie der Einbürgerung von Nick Weiler-Babb auf den deutschen Positionen viel stärker geworden.
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