Die Biathleten stecken in der Krise
Die miserable deutsche Zwischenbilanz bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Tschechien hat mehrere Gründe.
Nove Mesto heißt Neustadt. Die Stadt in Tschechien hat dem Deutschen Skiverband bisher kein Glück gebracht. Genau gesagt sehen die deutschen Biathletinnen und Biathleten in Neustadt ziemlich alt aus. Die Zwischenbilanz nach einer Weltmeisterschafts-Woche fällt mit null Medaillen ernüchternd aus. Die Nachfolgerinnen und Nachfolger von Magdalena Neuner, Michael Greis oder Laura Dahlmeier müssen meist mit ansehen, wie die Norweger feiern. Bisher sind Rang fünf in der Mixed-Staffel, zwei sechste Plätze von Franziska Preuß sowie Rang 13 von Benedikt Doll und Platz 15 von Johannes Kühn die ernüchternde Ausbeute. Im Matsch von Nove Mesto haben sich die Deutschen irgendwie festgefahren.
In den Zeiten des Klimawandels ist es zumindest fragwürdig, eine WM an einen Ort zu vergeben, der lediglich auf 600 Metern Meereshöhe liegt. Oberhof in Thüringen, wo vor einem Jahr die Titelkämpfe stattfanden, liegt auf 800 Metern. Nur zum Vergleich: Lenzerheide in der Schweiz, wo die WM 2025 ausgetragen wird, liegt auf 1470 Metern, die Olympischen Spiele 2026 finden im Antholzer Tal auf 1640 Metern statt. In Nove Mesto laufen die Sportler auf tiefem, nassen und dreckigen Schnee. Mitte Februar zieht in solchen Lagen gefühlt der Frühling ein. Der Schnee, auf dem die Athleten laufen, stammt größtenteils noch aus den Schneedepots des Vorjahres oder wurde künstlich produziert. Die Bedingungen sind jedoch für alle gleich.
Zu Saisonbeginn waren die Deutschen noch schnell unterwegs
Der Biathlon-Weltverband Ibu setzt seit dieser Saison eine EU-Richtlinie zum Verbot bestimmter Fluorverbindungen um. Sie gelten als umwelt- und gesundheitsschädlich, machten aber die Ski wasser- sowie schmutzabweisend und dadurch schnell und länger gleitfähig. Noch zu Saisonbeginn hatten die Deutschen in Östersund mit die besten Ski – da war es aber extrem kalt. Roman Rees war als erster Deutscher nach 15 Jahren ins Gelbe Trikot des Weltcup-Führenden gelaufen. Philipp Nawrath feierte den ersten Weltcup-Sieg seiner Laufbahn. Das Material funktioniert bei den schwierigen Bedingungen mit deutlichen Plusgraden, Regen sowie Schmutz auf den Strecken nun nicht wie erhofft.
In der Matsche von Mähren haben bisher lediglich die Norweger die richtige Ski-Formel gefunden. Biathlon-Sportdirektor Felix Bitterling kündigte vor der zweiten Woche an "alles auf links drehen" zu wollen. Allerdings könne die Medaillenflaute nicht nur auf das Material geschoben werden. Auch ein paar Treffer mehr auf die Scheiben wären hilfreich, damit es am Ende nicht die erste medaillenlose WM für Frauen und Männer in der deutschen Biathlon-Geschichte gibt.
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