Eishockeymeister Hannover steht vor dem Aus
Hannover (dpa) - Nun auch noch der Meister: Mit dem drohenden Aus für die Hannover Scorpions steht die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) endgültig vor einem Desaster.
Scorpions-Eigentümer Günter Papenburg, der auch Besitzer und Betreiber der TUI-Arena ist, hat den Geldhahn für die Eishockey-Profis wegen nicht-erfüllter Zusagen zugedreht. Die Niedersachsen müssen deshalb wahrscheinlich ihre DEL-Lizenz, die sie erst vorige Woche unter Auflagen hatten, zurückgeben. In der Event- Halle auf dem Messegelände tragen die Scorpions ihre Heimspiele aus.
Die Liga ist bereits geschrumpft: Ex-Champion Frankfurt Lions bekam keine Lizenz. Zudem will die DEL die Kassel Huskies loswerden, die sich aber vor Gericht bisher erfolgreich gegen ihren Ausschluss als Gesellschafter und die Lizenzverweigerung wehren. Ohne Hannover würde die Liga nun nur noch mit 14 statt einstmals 16 Clubs spielen.
"Ich habe Verständnis für Herrn Papenburg, wenn er sagt, ich kann es mir nicht mehr leisten, die Scorpions zu unterstützen", sagte Scorpions-Geschäftsführer Marco Stichnoth auf einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz in Hannover. Stichnoth bezeichnete die angedrohte Lizenzrückgabe als "letzten Hilferuf", um die Stadt Hannover, die Messe AG und andere Partner noch mit ins Boot zu holen. Nach seinen Angaben fehlen rund fünf Millionen Euro, um den Spielbetrieb doch noch aufrechterhalten zu können.
Bauunternehmer Papenburg fordert seit Jahren, die Verantwortung für die anlässlich der Weltausstellung Expo im Jahr 2000 gebaute Halle auf mehrere Schultern zu verteilen. Seine Rufe wurden aber nicht erhört. Im Gegenteil. Nach einem kostspieligen Rechtsstreit mit der Region Hannover wurde der Etat für das Eishockey-Team in der vergangenen Saison von 7,5 auf geschätzte 4,5 Millionen Euro gesenkt.
Als ein Gespräch zwischen der Stadt Hannover und der Messe AG nicht den erhofften Erfolg brachte, teilte Papenburg am späten Mittwochabend Stichnoth am Telefon das Ende seines Engagements für das Eishockey-Team mit. "Es gibt keinen Plan B, und die Situation ist mehr als dramatisch. Es stehen 100 Arbeitsplätze auf dem Spiel", sagte Stichnoth.
Oberbürgermeister Stephan Weil bedauerte den drohenden Lizenz- Verlust. "Allerdings bleibt die Stadt Hannover bei ihrer Haltung, dass Profisport nicht mit öffentlichen Mitteln gefördert werden kann. Darin sind wir uns auch mit dem Land einig", betonte Weil in einer Mitteilung. "Ein finanzielles Engagement der Stadt für die Scorpions kann es daher nicht geben."
Der Politiker bedauerte zudem, dass das von Papenburg angestrebte neue Betreiber-Konzept für die TUI-Arena bislang nicht zustande gekommen sei. Die Deutsche Messe AG als Wunsch-Partner in einem erweiterten Betreiberkonzept sei weiterhin gesprächsbereit.
Auch Stichnoth hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. "Wir hoffen auf das Land Niedersachsen. Der Weg ist vorgezeichnet, es müssen nur alle ihre Zusagen einhalten", sagte er. Der Scorpions-Chef hatte noch vor einem Monat betont, das Team würden weiter in der DEL spielen, nachdem der Meister wie auch andere Clubs Auflagen erfüllen musste.
Trotz des reduzierten Etats hatte die Scorpions-Mannschaft im vergangenen April unter der Regie von Trainer-Urgestein Hans Zach überraschend den nationalen Titel gewonnen und damit Jubel und Begeisterung in Hannover ausgelöst. Die mehr als 10 000 Zuschauer fassende Halle war aber nur einmal in der kompletten Saison ausverkauft - im letzten Finalspiel gegen die Augsburger Panther.
Ursprünglich wollte das Meisterteam unter dem neuen Coach Toni Krinner in der nächsten Woche mit der Vorbereitung auf die neue Saison beginnen. "Meine Urlaubsstimmung ist im Keller", berichtete der Coach aus seinem Wohnort Bad Tölz. "Im Moment möchte ich die ganze Angelegenheit aber nicht kommentieren. Ich werde zu gegebener Zeit etwas dazu sagen", teilte Krinner mit.
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