FCA-Präsident Seinsch leidet an einer Depression
Walther Seinsch hat eine Depression. Im Interview bestätigt der Präsident des FC Augsburg seine Erkrankung. Außerdem schildert er, wie der FCA künftig geführt werden soll. Von Franz Neuhäuser
Als Walther Seinsch (68) im Jahr 2000 nach Augsburg kam, wurde er belächelt. Den maroden Bayernligisten FCA wolle er im deutschen Profifußball nach oben führen, kündigte der Geschäftsmann im Ruhestand an. Der Bau eines neuen Stadions sei dazu unbedingt notwendig. Die Visionen wurden mit Skepsis aufgenommen - jetzt sind sie wahr geworden.
Auf dem vorläufigen Höhepunkt der Entwicklung - im Sommer 2009 ist das neue Stadion eingeweiht worden, der FCA steht zur Saisonhalbzeit auf Platz fünf der zweiten Liga, so gut wie nie zuvor - aber hat Seinsch für viele überraschend seinen Hauptwohnsitz wieder aus Augsburg verlegt. Wie er im folgenden Interview bestätigt, leidet er an Depressionen. Sein Engagement beim FCA aber will er fortsetzen.
Angesichts der besonderen Umstände hat Walther Seinsch die folgenden Fragen schriftlich beantwortet.
Wie geht es Ihnen?
Seinsch: Mir geht es recht gut. Nachdem ich meine Depression zunächst selbst therapiert hatte, bin ich nun in guten ärztlichen Händen. Bis Ende Februar ist die Behandlung angesetzt.
Ist Ihr Wegzug aus Augsburg endgültig? Soll der Wegzug auch einen therapeutischen Nutzen erfüllen?
Seinsch: Mein Hauptwohnsitz bleibt Lindau. Nachdem alle großen Baustellen zwischen Lindau und Augsburg endlich behoben sind, werde ich demnächst wieder pendeln. Die Fahrzeit ist kaum länger als zwischen Augsburg und München.
Können Sie noch zu FCA-Spielen kommen? Würde der Besuch von Spielen ihnen nicht guttun?
Seinsch: Natürlich werde ich wieder FCA-Spiele anschauen. Ich werde aber an meiner Gewohnheit festhalten, bei jedem Rückstand spazieren zu gehen.
Erschwert die räumliche Distanz die Führung des FCA? Wollen bzw. können Sie den FCA noch in der bisherigen Art und Weise führen? Gibt es Gedanken für ein verändertes Führungskonzept? Wenn ja, wie sehen diese aus?
Seinsch: Wenn man mich lässt, bleibe ich Präsident. Wie früher muss der FCA nicht mehr geführt werden, weil wir ein hoch kompetentes und zuverlässiges Team im Aufsichtsrat, im Vorstand, in der Geschäftsstelle und in der Arena-Verwaltung haben. Ich kann sehr gut delegieren und meine Arbeitszeit deutlich reduzieren. Und erlauben sie mir noch eine nicht ganz ernst gemeinte Bemerkung: Wichtig bleibt, dass meine außerirdische Fußballkompetenz von allen anerkannt wird - auch von meinem Chef Peter Bircks (Anmerkung: Bircks ist Vorsitzender des FCA-Aufsichtsrates).
Was überwiegt bei Ihnen: Die Freude, dass der FCA so gut dasteht. Oder Trauer darüber, dass Sie derzeit nicht unmittelbar dabei sein können?
Seinsch: Dass wir so gut dastehen und unsere Anhänger begeistern. Das ist pure Freude und Medizin! Und mit diesem Manager und diesem Cheftrainer sind wir besser besetzt als die meisten Erstligisten.
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