
Sinkt das Interesse am FCA?


Nach fünf Spielzeiten wird die Bundesliga in Augsburg Normalität. Parallel dazu stellt sich der Verein professioneller auf. Wie Anhänger diese Entwicklung sehen und was sie störte.
Als der FC Augsburg die Bundesligasaison zu Hause gegen Wolfsburg eröffnete, demonstrierten die Anhänger der Nordkurve Einigkeit. Dort ist der harte Fankern beheimatet, Ultras und Stehplatzdauerkarteninhaber. Eifrig schwenkten sie Fahnen, vor ihnen am Zaun prangte ein Banner: „Egal, was auch passiert, Augsburg hält zusammen.“
Das wirkte widersprüchlich zu den teils leeren Sitzplatzrängen, die von fehlendem Interesse am Augsburger Erstligaverein zeugten. 26176 Zuschauer bedeuteten einen Minusrekord beim ersten Bundesligaheimspiel einer Saison.
Peter Beneke, verwurzelt im Fanklub „Die Klassenkämpfer“, unkt, das mäßige Zuschauerinteresse spiegle die Stimmung unter den Anhängern wider. „Was sich auf den Rängen abspielt, passt zur gesamten Situation.“ In seinem Fanklub sei die Unzufriedenheit zuletzt gewachsen, über Entwicklungen beim FCA werde lebhaft diskutiert.
Keine hohe Meinung von "Event-Fans"
In Fußballstadien bietet sich meist ein zweigeteiltes Bild: Einerseits füllen leidenschaftliche Unterstützer die Kurve, die Energie in Choreografien und Anfeuerung aufwenden und für sich beanspruchen, echte Fans zu sein. Andererseits lässt sich das Gros der Anhänger in einem Stadion von Stimmungen leiten. Gerade die Gunst und Bindung dieser Zuschauer, die begeistert werden will, muss sich ein Verein erarbeiten, auf und neben dem Platz.
Markus Kamenew hat keine hohe Meinung von diesen sogenannten „Event-Fans“, er liebt erdigen Fußball, besucht gerne nostalgische Stadien, die im Kontrast zu modernen Arenen stehen. Mag es einfacher, ohne Kommerz. Der „Burning Nuts“-Boss sieht die Entwicklung seines FCA so: „Er mutiert zu einem Standardbundesligisten, ist kein Familienverein mehr.“

Kamenew zeigt sich wenig überrascht. In der Bundesliga fließe unglaublich viel Geld, Priorität genieße die Kohle, alles werde professioneller, meint er. Er nennt die Aufstockung der FCA-Geschäftsführung als Beispiel. Im Aufsichtsrat der KGaA sitzen Geschäftsfreunde von Präsident Hofmann und Manager Reuter, unter anderem Beckenbauer-Manager Marcus Höfl. Kamenew stellt nüchtern fest: „Was will der FCA auch anderes machen, wenn er mithalten will.“
Verein verzichtete auf ein Familien-Fanfest
In der Republik wird der FCA positiv wahrgenommen, wie die Fußballstudie 2015 der Technischen Universität Braunschweig belegt. Zwar hinkt der Klub in der Bekanntheit hinterher, punktet jedoch auf anderen Gebieten: mit Echtheit, Glaubwürdigkeit, Bodenständigkeit und familiärem Umfeld.
Wenig familienfreundlich empfanden jedoch Anhänger, dass der Verein vor dieser Saison auf ein Familien-Fanfest verzichtete – während andere Bundesligisten aus Gladbach, Schalke oder Bremen Fantage mit tausenden Anhängern feierten. FCA-Begründung: der frisch angesäte Rasen. Eine Generalprobe mit Testspiel in eigener Arena sei zu riskant gewesen, teilte der Klub mit. Für Fan Barbara Winter eine verpasste Chance. „Mit gutem Willen hätte man ein tolles Event veranstalten können – auch ohne Spiel“, schrieb sie an unsere Zeitung. Man hätte die Mannschaft vorstellen, Autogramme geben können, fügt Winter hinzu. Ersatzweise stellten sich FCA-Trainer und Verantwortliche bei einer moderierten Diskussionsrunde den Fans, knapp hundert Interessierte kamen in die Rosenaugaststätte.
„Klassenkämpfer“ Beneke will den Rasen nicht als Ausrede gelten lassen. Man hätte beim Eröffnungsspiel gegen Wolfsburg eine ähnliche Veranstaltung aufziehen können, begründet er. Ihm und Klubmitgliedern sei das „aufgestoßen“.
"Die Außendarstellung war nicht gut"
Auch auf eine Saisonabschlussfeier verzichtete der FCA, dort schenkte der Klub in den Jahren zuvor Freibier aus. Kamenew weiß, manche stört das, er sieht das pragmatisch: „Warum soll ich für ein Bier stundenlang anstehen.“ Der Fan mutmaßt, dem FCA fehle inzwischen schlicht das Personal, Veranstaltungen abseits des Rasens zu organisieren.

Was kaum jemand weiß: Das Freibier für erzielte Heimtore (1800 Liter) wurde nach dem Schlusspfiff gegen Hamburg ausgeschenkt – ohne dass es vom FCA groß kommuniziert worden wäre. „Klassenkämpfer“ Beneke wird deutlich: „Die Außendarstellung in den vergangenen Wochen war nicht gut.“
Als Beispiel nennt er den Abgang des kultigen Alexander Manninger. Während in anderen Stadien vor Anpfiff Blumensträuße Besitzer wechselten und sich verdiente Kicker Applaus abholten, wurde der Österreicher mit ein paar unbedeutenden Spielminuten gegen Hamburg am letzten Spieltag verabschiedet. Harald Glas, Mitglied des Fanklubs Mittelneufnach, hundertprozentiger FCAler, geht mit dem FCA nicht allzu kritisch um. Selbst er räumt aber ein, bei Manninger habe der Verein einen Fehler gemacht, das sei sehr schade gewesen.
Nur vier Bundesliga-Heimspiele des FCA ausverkauft
Nach fünf Jahren Bundesliga macht sich bei Glas und anderen Fans Routine breit. „Der Reiz des Neuen ist vorbei“, sagt etwa „Lechgermane“ Max Schreittmiller. Und Kamenew merkt an, immer weniger seiner Fanklubmitglieder begleiten den FCA zu Auswärtsspielen. Auch er verzichte schon mal darauf. Dortmund, Schalke, Hamburg – alles schon mal erlebt.
Und zu Hause? Auch wenn teils absente Auswärtsfans dafür verantwortlich waren: In der Spielzeit 2015/16 waren nur vier Bundesliga-Heimspiele des FCA ausverkauft. Möglicher Grund: die dürftigen Leistungen. Fan Schreittmiller fasst zusammen: „Beste Eigenwerbung betreibt der Verein, wenn er erfolgreich spielt.“ "Kommentar
Die Diskussion ist geschlossen.
Natürlich sinkt das Interesse. Erstens hat sich die anfängliche 1. Bundeslia-Euporie etwas gelegt und andereseits sind Plätze im Mittelfeld nicht attraktiv.
Kommt der FCA wieder unter duie ersten, ich sage mal 8, steigt auch das Interesse wieder. Das ist grundsätzlich so. Ich erinnre nur daran was mit dem Tennissport in Deutschland nach der Ära Graf/Becker/Stich so passierte. Das Interesse ging auf maximal Normal-Niveau zurück.
Wieso wurde eigentlich der erste Beitrag in dieser Reihe gelöscht, der der Redaktion Sommerloch-Journalismus vorwarf?
Antwort der Moderation hier, um das Thema nicht weiter zu stören: Erklärung dazu siehe auch dort im Beitrag.
A.Urlaubszeit
B.Hitze/Badetag
C.Zu wenig VW-Mitarbeiter, nach Augsburg gereist ....
alles Punkte richtig, aber die Südseite und auch die Haupttribüne haben doch meistens große Löcher!
Zum Familienfest:
das hätte der FCA doch zb auch im Rosenaustadion abhalten können
und zur Stimmung im Stadion will ich auch mal noch kurz eingehen,
der M Block macht Stimmung, zumindest meistens! Was mir aber auffällt ist:
1. teilweise immer nur das selbe an Gesang, minutenlang
2. stimmt der L Block was an weil es lange still war, wird der plötzlich im Keim erstickt und der M Block singt was anderes, statt mit zu singen!!!
3. das olle Megaphon und den Gesang dazu hört man kaum im R Block und kann so auch nicht mitsingen
4. wenn auf dem Feld ein spannendes und gutes Spiel statt findet, dann ist auch wesentlich mehr Resonanz von den Plätzen da. Aber wenn auf dem Grün alles langweilig und trist abläuft, dann kommt auch weniger von den Plätzen. Kampfgeist und Elan von den Spielern überträgt sich eben auch aufs Publikum!
Sommerloch lässt grüßen. Vielleicht hätte der FCA wieder (wie schon oft) 1.500 Schüler mit Freikarten einladen sollen. Dann wäre der Heimbereich voll gewesen und uns wäre so ein Artikel erspart geblieben. Man merkt da mal wieder die journalistische Qualität auf höchstem Niveau.