So will der FCA Fans gewinnen
Der Bundesligist entwickelt sich stetig weiter. Will der Verein seine Mitgliederstärke steigern, muss er investieren. Ein neues Konzept soll noch mehr Bindung bringen.
Raúl Bobadilla und Halil Altintop verbinden PR-Pflicht mit Freizeitspaß. Für den FC Augsburg treten die Bundesligaprofis nicht auf dem Rasen an, sondern virtuell an der Computerkonsole. Und so sitzen die beiden im Businessbereich der Arena in roten Ledersesseln, halten Controller in der Hand, starren konzentriert Richtung Bildschirm und messen sich in der Simulation Fifa 17 mit FCA-Fans. Deren zwei sind Raphael Otte und Dennis Langer. Sie sind begeistert – nicht nur, weil sie Bobadilla und Altintop im Duell 2:1 besiegen. „Das ist mal was anderes“, lobt Langer.
Der FC Augsburg gibt sich an diesem Abend bewusst nahbar. Dominik Kohr, Marvin Friedrich, Jan Moravek und Georg Teigl ergänzen das Fußballersextett, schreiben Autogramme, lassen sich fotografieren oder plaudern. Alles im Sinne ihres Arbeitgebers. Das E-Sport-Event ist Teil des Konzepts „Mittendrin als Mitglied“, mit dem der FCA seit Mitte Oktober wirbt. Man habe sich sehr lange überlegt, wie man eine Mitgliedschaft aufwerten könne, erklärt dazu FCA-Sprecher Dominik Schmitz.
Als sich der Klub vor über fünf Jahren in den elitären Kreis der Erstligisten spielte, war das einmalig. Von Aufstiegseuphorie getragen strömten die Menschen zum FCA. Die Mitgliederzahlen wuchsen schon zuvor von Jahr zu Jahr stark, nachdem der Klub 2006 lediglich rund 1000 Mitglieder in seiner Kartei zählte. 2011 waren es rund zehnmal so viele. Der Aufstieg steigerte nochmals den Zulauf. „Mit dem Aufstieg haben wir einen richtigen Sprung gemacht“, berichtet Schmitz.
Aktuell eint der Klub rund 14.500 Mitglieder unter seinem Namen und liegt damit ungefähr gleichauf mit Mainz 05. Die Statistik der Bundesligisten führt wenig überraschend der FC Bayern an, mit rund 280000 Mitgliedern. Durch die Bundesliga gewann eine FCA-Mitgliedschaft an Reiz, Gegenleistung für die jährlichen 92 Euro eines Vollzahlers sind das Vorkaufsrecht auf Stadiontickets und Rabatte. Der Klub entwickelt sich stetig weiter: In der Infrastruktur, der Nachwuchsförderung oder der personellen Struktur. Will er seine Mitgliederstärke ausbauen, muss er auch dort Zeit, Geld und Personal investieren, muss einen Mehrwert bieten, der über das Sportliche hinaus geht. Gerade die Bindung der Anhänger, die sich von Stimmungen leiten lassen, ist aufwendig.
Was die Augsburger Fans am FCA stört
Bei Umfragen erreicht der FCA deutschlandweit hohe Sympathiewerte, für Verstimmung bei Anhängern sorgte in diesem Jahr, neben mäßigen Leistungen vor heimischem Publikum, der Verzicht auf eine Saisonabschlussfeier, ein Familienfest und die Verabschiedung verdienter Spieler. So hat Lorenz Albrecht zuletzt das Familiäre bei seinem Lieblingsverein vermisst. Er zeigt aber Verständnis. Der Verein entwickle sich rasant, nicht jedes Feld könne bespielt werden, meint der 44-jährige Burgauer, einer der E-Sportler am Freitagabend. „Für einen überschaubaren Verein mit überschaubaren Mitteln ist das eine Herausforderung.“
Die Augsburger Dennis Langer und Raphael Otte nennen beispielhaft, Kulttorwart Alexander Manninger hätte eine Verabschiedung vor großer Kulisse verdient gehabt. Schmitz verneint einen Zusammenhang, vielmehr sei das neue Konzept schon mehr als ein Jahr in Planung gewesen. „Wir haben gesagt: Wenn wir es umsetzen, dann richtig. Damit die Besonderheiten und Vorteile für Mitglieder deutlich werden.“ Schmitz verweist auf etliche Aktionen, die es schon länger gebe, nun würden diese in einem Projekt gebündelt und mit attraktiven Events noch einmal ausgeweitet.
Zentraler Ansatz ist, den FCA erlebbar zu machen und den Anhängern besondere Momente zu bescheren. Michael Ströll, einer der drei FCA-Geschäftsführer, betont: „Wir wollen alle Altersgruppen unter den Mitgliedern stärker in das Vereinsleben einbinden.“
Wie dies aussehen kann, erfuhren bisher FCA-Fan Anna Hafner, die den Heimspieltag gegen den FC Bayern an der Seite des Stadionsprechers Rolf Störmann verbrachte, und die Teilnehmer des E-Sportevents.
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