FC Augsburg: Und wie geht es weiter?
Die Ankündigung von Walther Seinsch, sich als Geldgeber zurückzuziehen,wirft viele Fragen auf. Das Führungsteam des FC Augsburg reagiert gelassen. Von Franz Neuhäuser und Herbert Schmoll
Bei Peter Bircks stand gestern das Telefon nicht still. Auslöser war ein Artikel in unserer Zeitung. Walther Seinsch, der Vorstandsvorsitzende des FC Augsburg, hatte darin erklärt, dass er und die von ihm initiierte Investorengruppe künftig den Fußball-Zweitligisten nicht mehr subventionieren werden. Und damit war Peter Bircks, der Aufsichtsratsvorsitzende des FCA, zum gefragten Mann für Journalisten weit über Augsburg hinaus geworden. Die Frage, die alle beschäftigt: Welche Auswirkungen hat der Rückzug von Seinsch und Co. für den FCA?
"Wir sind künftig ein Verein wie 35 andere Erst- und Zweitligisten auch", hat Birck den Anrufern geantwortet. Ein Verein, der nicht mehr damit rechnen darf, dass Fehlbeträge durch Geldgeber im Hintergrund ausgeglichen werden. Ein Verein aber auch, der, im Unterschied zu vielen anderen Profi-Klubs, wirtschaftlich solide dasteht, der ein Stadion sein Eigen nennen kann.
"Ohne Walther Seinsch und die Investorengruppe wäre der FCA nicht da, wo er heute ist", sagt Andreas Rettig. Für den Manager des Klubs steht aber auch fest: "Der FCA ist ohne die Investorengruppe überlebensfähig." Schon seit zwei, drei Jahren sei klar gewesen, dass der Tag der Abnabelung näher rückt. "Wir sehen die Situation völlig unaufgeregt. Walther Seinsch hat das immer gesagt: Ziel muss es sein, dass der FCA unabhängig wird."
Das war vor zehn Jahren, als Walther Seinsch nach Augsburg kam, nicht der Fall gewesen. Nur seine finanzielle Hilfe bewahrte den Verein vor der Pleite, nur mit seiner Hilfe war ein flotter Aufstieg von der vierten in die zweite Liga innerhalb von sechs Jahren möglich, nur durch sein Engagement konnte das neue Stadion gebaut werden.
Im Laufe der Jahre haben Seinsch und die Investoren einen erklecklichen zweistelligen Millionenbetrag für den FCA aufgebracht. Die "Anschubfinanzierung" in den ersten vier Jahren lag bei etwa zehn Millionen Euro, für das neue Stadion wurden 25 Millionen bereitgestellt, das Eigenkapital der FCA 1907 GmbH & Co. KGaA, die den Profibereich verwaltet, ist von Mitte 2007 bis Mitte 2009 um insgesamt 1,75 Millionen auf 6,75 Millionen (Stand Juni 2009) aufgestockt worden. In den Verträgen mit dem FCA haben sich Seinsch und die Investoren zwar eine Rückzahlung zusichern lassen, doch dazu kommt es erst, wenn der Profibetrieb einmal Profit abwirft.
Die FCA-Fans wissen, was sie Walther Seinsch zu verdanken haben. Als die Nachricht vom Rückzug bekannt wurde, füllten sich die Internet-Foren schnell mit Dankesgrüßen. Aber immer wieder wurde auch Sorge geäußert. "Dazu gibt es keinen Grund", versichert Andreas Rettig. "Wir werden mit dem auskommen, was da ist. Wir sind es nicht anders gewohnt." Der laufende Betrieb sei ohnehin gesichert: "Da ist nichts in Gefahr, die Zusage der Investoren galt ja immer für ein Jahr im Voraus."
Nur eine Einschränkung macht Rettig. Auf die sportlichen Ambitionen würde es "sofort durchschlagen", wenn dem Verein der Bau einer Fassade am neuen Stadion abverlangt würde. Laut Vertrag mit der Stadt Augsburg ist der FCA dazu verpflichtet. Doch nachdem ein vorgesehener Sponsor absprang, stellte der FCA die Verkleidung hintenan. Zum Ärger von einigen Lokalpolitikern und Vertretern von Architektenverbänden, die nun Druck machen. Was wiederum Frustrationen in der FCA-Führung ausgelöst hat. "Was nutzt eine schöne Fassade, wenn innen kein Orchester da ist, das das Publikum ins Theater lockt?", sagt Andreas Rettig.
Profis spielen in Aachen Auf die Mannschaft des FC Augsburg warten vor der Winterpause die Wochen der Wahrheit. Am Samstag (13 Uhr) treten die Schützlinge von Trainer Jos Luhukay bei Alemannia Aachen an.
Weitere Gegner bis Weihnachten sind zu Hause Energie Cottbus und die Berliner Hertha, zwischendurch geht es zum FSV Frankfurt. In Aachen blieb der FCA in vier Spielen ohne Punkte. Eine Serie, die jetzt beendet werden soll.
Die Diskussion ist geschlossen.