Berliner Coach warnt vor dem FCA
Trotz der Siege gegen Stuttgart und in Dortmund zählt für Berlins Trainer Markus Babbel nur der Klassenerhalt. Der Coach warnt im Interview mit Wolfgang Langner vor dem FCA.
In der vergangenen Woche hat Hertha BSC beim deutschen Meister gewonnen. Wie fühlen Sie sich?
Babbel: Auch nicht anders als vorher. Das waren drei wichtige Punkte für uns. Dortmund hat außergewöhnlich gut gespielt, deshalb kam der Sieg schon etwas überraschend. Nichtsdestotrotz wird es noch ein steiniger Weg, bis wir unsere Ziele erreicht haben.
Zuvor hat die Hertha ihren Ex-Verein VfB Stuttgart 1:0 besiegt. War das etwas Besonderes für Sie?
Babbel: Für mich nicht, aber für meinen Co-Trainer Rainer Widmayer. Der ist VfB-ler seit Kindesbeinen an und hat ja wie ich schon für den Verein arbeiten dürfen. Bei mir ist das ein wenig anders. Ich bin Münchner und kein Stuttgarter. Ich habe mich allerdings gefreut, ein paar bekannte Gesichter zu sehen. Schadenfroh war ich auch nicht, ich hatte ja eine tolle Zeit in Stuttgart und habe dem Verein viel zu verdanken.
In der Berliner Morgenpost bekommen Sie reihenweise gute Ratschläge vor der Partie gegen Augsburg von ehemaligen „Hertha-Helden“ wie Erich Beer, Hans Weiner oder Jürgen Röber. Nervt einen das?
Babbel: Nein, überhaupt nicht. Zum einen habe ich zum Beispiel einen sehr guten Draht zu Erich Beer, der absoluter Hertha-Fan ist und der uns immer unterstützt. Zum Zweiten lese ich eigentlich kaum Tageszeitungen. Also nehme ich das gar nicht wahr.
Ist es für Sie schwieriger Ihre Mannschaft auf ein Spiel in Dortmund einzustellen, als jetzt gegen den Mitaufsteiger?
Babbel: Die Frage wird auch für mich sein: Wie reagiert die Mannschaft nach dem Sieg in Dortmund? Für mich ist klar, wir spielen gegen einen Konkurrenten im Kampf um den Abstieg. Das wird man in Augsburg wohl ähnlich sehen. Wir haben beide unsere Bundesligatauglichkeit noch nicht unter Beweis gestellt. Das haben wir erst dann getan, wenn wir am Ende der Saison über dem Strich bleiben. Wir müssen also alles tun, um die Punkte zu holen, um über dem Strich zu stehen. Wir kennen uns ja aus der 2. Liga aber noch nicht aus der 1. Liga. Es wird spannend, wer sich durchsetzen kann.
Die Saison ist ja noch kurz. Trotzdem, wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Mannschaft seit dem Wiederaufstieg?
Babbel: An unserer Zielsetzung hat sich jetzt nichts geändert. Wir haben zwar schon ein paar Siege eingefahren – das gibt natürlich auch Selbstvertrauen – aber andererseits haben wir auch in allen Spielen an unser Limit gehen müssen. In der Bundesliga bekommst du nichts geschenkt und jeder Fehler wird sofort bestraft. Daran müssen wir auch immer wieder arbeiten und uns weiterentwickeln.
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hat nach dem Spiel gegen Hertha gesagt: „Wir haben ja nicht gegen einen normalen Aufsteiger gespielt.“ Soll heißen, von Hertha erwartet man sich ohnehin mehr als Abstiegskampf. Belasten diese Aussagen?
Babbel: Nein, das ist weder ein Kompliment, noch belastet es uns. Das ist halt die Sichtweise von außen. Dadurch, dass unser Verein in den vergangenen Jahren auch immer wieder mal international gespielt hat, haben wir uns auch einen gewissen Namen gemacht. Wir haben dazu auch ein Umfeld, bei dem es nicht so ruhig ist, wie bei manchen anderen Vereinen. Wir haben zehn Tageszeitungen, davon drei Boulevard-Zeitungen und es wird alles kommentiert. Als wir das erste Spiel zu Hause gegen Nürnberg verloren haben, da waren wir ja schon abgestiegen. Jetzt ist wieder alles rosarot. Wir müssen halt die Goldene Mitte finden und realistisch bleiben.
Was erwarten Sie sich für ein Spiel gegen Augsburg?
Babbel: Das Spiel bietet sich natürlich jetzt an. Da kommt ein Gegner, der auf Augenhöhe ist und bisher sehr unglücklich gespielt hat. Es waren ja oft nur Nuancen, die Augsburg gefehlt haben, deshalb steht der Verein mit nur zwei Punkten da.
Sie erwarten also einen harten Kampf?
Babbel: Absolut, Augsburg wird sich auch sagen, wenn nicht jetzt, wann dann? Für Augsburg ist vielleicht der Druck auswärts nicht so groß wie zuhause und die werden alles in die Waagschale werfen. Wir müssen versuchen unsere Chancen eiskalt zu nutzen.
In Augsburg hat man, oder musste man, auf teure Neuzugänge verzichten. Kann man aus Ihrer Erfahrung her trotzdem in der Bundesliga „überleben“?
Babbel: Ja klar, mit einer guten Scouting-Abteilung lässt sich einiges machen. Es gibt ja auch viele junge talentierte Spieler, die einen Verein weiterbringen. Es gibt viele Vereine, das betrifft auch uns, dass man in dieser Hinsicht noch akribischer arbeiten muss.
Wo landet die Hertha am Ende?
Babbel: Wenn wir weiter so konzentriert wie bisher arbeiten, werden wir unser Ziel, den Klassenerhalt, auch schaffen. Aber die bisherigen Spiele haben mir auch gezeigt, wenn wir nur eine Nuance von dem abweichen, dann wird es extrem schwer. Aber ich bin von meiner Truppe überzeugt.
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