FC Augsburg: Jürgen Pöcher, die gute Seele hinter den Kulissen
Männer wie Jürgen Pöcher braucht jeder Verein. Beim FCA ist der 48-Jährige so etwas wie die gute Seele des Vereins - und erzählt von Zeiten, in denen die Bundesliga weit entfernt war.
Von wegen Sommerpause. Die Zeit ab dem 8. Mai dieses Jahres war für Jürgen Pöcher die anstrengendste in 14 Arbeitsjahren beim FC Augsburg. In Rekordzeit schossen die Mitgliederzahlen des Bundesliga-Aufsteigers nach oben, täglich wurde eine neue Marke geknackt: "Das ging sehr schnell und wir hatten wirklich unglaublich viel zu tun", sagt Pöcher. Inzwischen ist er wieder ein bisschen entspannter. Der FCA ist in der Bundesliga angekommen - und Pöcher wohl der einzige, der den turbulenten Weg ins Oberhaus über ein Jahrzehnt miterlebt hat.
Der 48-Jährige ist in Augsburg verantwortlich für die Verwaltung der inzwischen rund 9.600 Mitglieder und arbeitet "je nach Bedarf". Der Bedarf war seit dem historischen Aufstieg so groß wie nie zuvor. Doch Pöcher in der kleinen, beschaulichen Geschäftsstelle an der Donauwörther Straße hat sowieso Kultstatus. Seit 1997 arbeitet er in dem Gebäude neben den Augsburger Trainingsplätzen, so lange wie kein anderer.
"Meine zweite Familie"
Als "gute Seele des Vereins" bezeichnet Pöcher sich selber ungerne, zumindest aber sieht der gelernte Elektro-Ingenieur den größten Klub Bayrisch-Schwabens "als meine zweite Familie. Das kann man schon sagen". Pöcher geht gerne zur Arbeit, am liebsten, wenn er so viel zu tun hat wie nach dem Sprung ins Oberhaus. Bis zu 1.000 Neuanmeldungen landeten in einigen Wochen auf seinem Schreibtisch: "Von diesen Sachen haben wir am Anfang geträumt. Das habe ich neidisch bei den anderen im Fernsehen verfolgt", sagt er.
Bundesliga, Auge in Auge mit dem großen Nachbarn Bayern München, an so etwas war zu Beginn von Pöchers Amtszeit wirklich noch nicht zu denken. Vor 14 Jahren spielten die Schwaben in der Regionalliga, Trainer war Hubert Müller. Natürlich kann Pöcher sich an den Herren erinnern, auch wenn die meisten Mitarbeiter für ihn nur Episoden sind. "Es gab Zeiten, da haben meine Bekannten mich nicht gefragt, wie es mir geht, sondern wie mein Chef gerade heißt", sagt er lachend.
Es gibt ja ein Betriebsgeheimnis
Heute heißt dieser Chef Andreas Rettig, Trainer ist Jos Luhukay - zumindest momentan scheint das Duo beständig. "Ich habe aber schon so ziemlich alles mitgemacht, was man mitmachen kann", gibt Pöcher zu bedenken. Was genau, darüber schweigt der gebürtige Ulmer lieber - es gibt ja auch ein Betriebsgeheimnis. Nur so viel gibt es preis: "So ruhig wie heute war es nicht immer". Immerhin dreizehn Trainer hat Pöcher in seinen 14 Jahren bisher erlebt.
Es ging "mal rauf, mal runter". Pöcher verwaltete die Mitglieder mal in der Regional- und auch mal wieder in der viertklassigen Bayernliga, bevor der FCA längerfristig in der zweiten Liga spielte. "Der Aufstieg nach ganz oben, das war das größte", sagt er. Die Zeit im Oberhaus genießt er mit seinen Kollegen, deren Anzahl sich inzwischen von einigen wenigen auf mehr als ein Dutzend gesteigert hat. Bei jedem Heimspiel sitzt Pöcher - im 15. Amtsjahr nun auch "richtiger FCA-Fan" - auf der Tribüne. Sogar zu Auswärtsspielen fährt er manchmal. Es geht ja gegen namhafte Gegner.
"Wir müssen auch viel zittern"
Dass die Augsburger in ihrer ersten Bundesliga-Saison gegen den Abstieg spielen, sieht Pöcher mit gemischten Gefühlen. "Es war ja zu erwarten, dass es schwer wird. Bundesliga macht uns allen Spaß, aber wir müssen auch viel zittern", sagt er.
Pöcher lebt für den Verein. Dass ihn "ein dummer Zufall und persönliche Umstände" damals in die Augsburger Geschäftsstelle gebracht haben, bedauert er überhaupt nicht. Im Gegenteil: "Das Gute ist: Meine Beschäftigung hier ist unabhängig von der Spielklassenzugehörigkeit." Hanna Schmalenbach, dapd
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