FC Augsburg: Das Lächeln der Sieger
Tabellenführer FC Augsburg hat derzeit gut lachen. Gegen die Berliner Hertha können sich die Augsburger wieder auf die treffsicheren Stürmer verlassen. Von Herbert Schmoll
Jürgen Rollmann zeigte sich sichtlich beeindruckt. Der ehemalige Bundesliga-Torhüter und Europapokal-Sieger mit dem SV Werder Bremen, der von 1996 bis 2000 beim damaligen Regionalligisten FC Augsburg erst als Schlussmann und dann als Manager seine Brötchen verdiente, sah am vergangenen Samstag den 2:1-Sieg des FCA beim FSV Frankfurt.
Die Qualität der Augsburger Mannschaft habe ihm gefallen, "nach der ganz starken zweiten Spielhälfte weiß ich, weshalb der FCA auch in dieser Saison eine Spitzenmannschaft besitzt", fährt Rollmann fort.
Vor dem großen Vorrundenfinale mit dem Gipfeltreffen gegen Hertha BSC Berlin am morgigen Samstag (13 Uhr/Impuls-Arena) führen die Schwaben das Feld der Zweitligisten zusammen mit dem punktgleichen Hauptstadtklub an und könnten mit einem Sieg den inoffiziellen Titel des Wintermeisters feiern.
Kurz vor Weihnachten weht ein Hauch von Bundesliga durch den Augsburger Fußballtempel, denn nur drei Tage später gastiert der FC Schalke 04 im DFB-Pokal-Achtelfinale in Augsburg. Wer hätte an diese ausgezeichnete Ausgangsposition, die der Verein jetzt besitzt, vor etwas mehr als zwei Monaten gedacht? Wohl nur die größten Optimisten. Damals im Oktober lief bei den Schützlingen von Trainer Jos Luhukay so gut wie nichts zusammen, nach fünf Spielen mit nur einem einzigen Pünktchen schienen die Augsburger im Niemandsland der Tabelle zu verschwinden. Doch im Nachhinein erwies sich diese Schwächephase vielleicht als ganz hilfreich. "In dieser Situation sind die Spieler noch enger zusammengerückt", glaubt Luhukay, der in der schwierigen Phase nie zur Disposition stand und von der Vereinsführung volle Rückendeckung erhielt.
Denn auch die Allgewaltigen des Klubs zeigten Bodenhaftung und wussten, dass mit Dominik Reinhardt, Lukas Sinkiewicz, Andrew Sinkala, Marcel Ndjeng und später auch noch Ibrahima Traoré und Michael Thurk absolute Leistungsträger verletzt fehlten und jetzt noch fehlen. Doch die Mannschaft hat diese schwierige Phase letztlich mit Bravour gemeistert.
Kritisch beäugtes Quartett
Die Neuzugänge und da vor allen Dingen das von Fans und Experten sehr kritisch beäugte Quartett aus den Niederlanden, Paul Verhaegh, Gibril Sankoh, Kees Kwakman und Marcel de Jong hat die Umstellung auf den kampf- und laufintensiven deutschen Zweitliga-Fußball mittlerweile (fast) geschafft.
Zudem erwies sich die Verpflichtung von Nando Rafael (9 Tore) als ein Glücksgriff. Mit dem Deutsch-Angolaner, Leitwolf Michael Thurk (6 Tore) und dem talentierten Stephan Hain (22/5 Tore) verfügt der Klub über drei Stürmer, die durchaus höheren Ansprüchen genügen. Kein Wunder, dass der wendige und enorm dribbelstarke Hain, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, bei einigen Bundesligisten (FSV Mainz 05, 1. FC Nürnberg) auf der Wunschliste steht. Beim FCA möchte man den aus Zwiesel stammenden Rohdiamanten natürlich behalten, die Gespräche laufen auf Hochtouren. Tendenz: Hain bleibt.
Gegen die Berliner sehen Luhukay und Manager Andreas Rettig ihren Klub nur in der Außenseiterrolle. "Wenn wir mit der Hertha auf Augenhöhe sein möchten, dann müssen wir uns gewaltig auf die Zehenspitzen stellen", flachste Rettig, um aber auch gleich anzufügen: "Natürlich möchten wir gewinnen." Von Herbert Schmoll
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