Andreas Rettig: „Schwergefallen, Uwes Wunsch nachzukommen"
Uwe Möhrle wechselt in der Winterpause überraschend zum Zweitligisten Cottbus. Beim FCA hat man Verständnis für die Entscheidung, betont aber auch den großen Verlust.
Eigentlich war ja nicht geplant, dass Uwe Möhrle in diesem Jahr nochmals das Trikot des FC Augsburg anziehen wird. Er sollte seine Verletzung auskurieren. Nach seiner Ende Oktober in Köln erlittenen Adduktorenschädigung lag der Kapitän des Bundesligistenlange auf Eis und stieg erst vor einer Woche wieder ins Mannschaftstraining ein. „Ich plane erst nach der Winterpause wieder mit Uwe“, sagte kürzlich Jos Luhukay.
Doch dann kam alles völlig anders als geplant. Vor der Partie beim Hamburger SV am vergangenen Samstag gingen dem FCA die Verteidiger aus – Möhrle flog mit der Mannschaft in die Hansestadt und wurde, als der HSV in der Schlussphase vehement auf den Siegtreffer drängte, eingewechselt. Dass dies sein letzter Bundesligaeinsatz für den FCA war, das wussten zu diesem Zeitpunkt nur Trainer und Manager. Gestern gab der Klub bekannt, dass der Kapitän von Bord geht und ab dem 1. Januar für den FC Energie Cottbus spielt. Möhrle hat beim Zweitligisten in der Lausitz einen Vertrag bis zum 30. Juni 2014 unterschrieben. Ein Paukenschlag kurz vor Weihnachten.
Der FC Energie Cottbus reagiert mit der Verpflichtung von Möhrle auf die Ausfälle der Innenverteidiger Markus Brzenska und Christopher Schorch. Auch Uwe Hünemeier hatte zuletzt wegen einer Knieverletzung gefehlt. Möhrle wird zum Trainingsauftakt am 9. Januar 2012 seinen Dienst beim ehemaligen Bundesligisten beginnen. Dass der Abwehrrecke den Schritt in den Osten wagt, hat nicht nur sportliche Gründe. Offenbar kann ihm Cottbus eine berufliche Perspektive nach Ende der Karriere bieten.
Ulrich Lepsch, Vereinspräsident des FC Energie, ist beruflich Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Spree-Neiße, Möhrle besitzt eine abgeschlossene Ausbildung als Bankkaufmann und hat vor einigen Wochen in einem Gespräch mit unserer Zeitung gesagt, dass er sich durchaus vorstellen könne, irgendwann wieder in seinen Berufzurückzukehren.„Als Profifußballer steht einem nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung.“ Doch Möhrle gab auch zu, dass ihm der Schritt, den FCA zu verlassen, schwerfallen wird. „Meine Familie hat sich in Augsburg sehr wohlgefühlt, ich hätte auch in der Rückrunde gerne mitgeholfen, den Klassenerhalt zu schaffen.“
2007 vom VfL Wolfsburg zum FCA gewechselt
Möhrle wechselte 2007 vom VfL Wolfsburg zum damaligen Zweitligisten Augsburg und avancierte schnell zu einem Führungsspieler. Der 32-Jährige blickt auf 123 Einsätze in der höchsten Spielklasse sowie bisher 122 Partien in der zweiten Bundesliga zurück. Er erzielte bei seinen Arbeitgebern Hansa Rostock, MSV Duisburg, VfL Wolfsburg und FC Augsburg 14 Tore.
„Es ist uns sehr schwergefallen, Uwes Wunsch nachzukommen“, erklärte Andreas Rettig. „Er besitzt bei der Mannschaft und auch den Offiziellen ein hohes Ansehen“, merkte der Manager an, „doch wir hatten Verständnis für seine Situation.“ Ähnlich äußerte sich auch Trainer Jos Luhukay, der den gebürtigen Überlinger zu Beginn dieser Saison erneut zum Kapitän bestimmte. Über die Ablösemodalitäten vereinbarten beide Klubs Stillschweigen, doch einige Euro dürften schon auf das Konto des FCA geflossen sein.
Trotz des Möhrle-Transfers wird der Aufsteiger in der Winterpause wohl keinen neuen Abwehrspieler verpflichten. Mit Gibril Sankoh, SebastianLangkamp, Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Jonas de Roeck und Andrew Sinkala ist der Bundesligist auf dieser Position gut aufgestellt.
Beim morgigen Pokalspiel bei 1899 Hoffenheim wird Möhrle wohl nochmals zum Kader gehören. Davon geht Andreas Rettig aus.
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