Hertha: Europa als Blockade-Löser - Torwart-Poker
Berlin (dpa) - Köln spukt schon durch die Köpfe - doch ihre Blockade wollen die verunsicherten Fußball-Profis von Hertha BSC schon auf europäischer Bühne lösen.
"Kräftezehrend ist vor allem, dass wir uns mit den immer gleichen Fragen auseinandersetzen müssen. Ich hoffe, dass wir endlich mal ein Spiel gewinnen", erklärte Kapitän Arne Friedrich vor der Europa-League-Partie des schwer angeschlagenen Berliner Fußball-Patienten beim SC Heerenveen. Das wichtigere Match für den Bundesliga-Letzten steigt am 7. November gegen den 1. FC Köln, in den Niederlanden aber will sich Hertha dafür zusätzliche Energie holen. "Wir brauchen ein Erfolgserlebnis", betonte Trainer Friedhelm Funkel, der den rasanten Sturzflug seines neuen Clubs bisher nicht stoppen konnte.
Einen Tag vor dem Spiel gegen Heerenveen flüchteten die Krisen-Profis nicht nur vor dem einsetzenden Schneefall, sondern auch vor der düsteren Stimmung in der Hauptstadt. Längst sind Schuldzuweisungen sowie Horror-Szenarien mit 2. Liga, Gehaltseinbußen und Fan-Desinteresse geschrieben. "Wir dürfen uns davon nicht beeinflussen lassen. Wenn wir nur negativ denken, bleiben wir unten", betonte der Schweizer Steve von Bergen, der mit seinem Team nach Groningen flog und in einem Hotel vor Heerenveen die Ruhe-Station vor dem nächsten Sieg-Versuch bezog. Der letzte Hertha-"Dreier" in einem Pflichtspiel liegt inzwischen genau zehn Wochen zurück. Auch in der Europa League steht Berlin in Gruppe D mit bisher einem einzigen Remis ganz unten.
"Es liegt nur an uns selbst", unterstrich Nationalspieler Friedrich, der auch die zusätzlich angespannte Personalsituation zur Seite schiebt. Im "Abe-Lenstra-Stadion" von Heerenveen werden neben dem Langzeit-Verletzten Florian Kringe auch die Verletzten Gojko Kacar (Rücken), Pal Dardai und Gunnar Bengtsson (beide Fuß) sowie der aus dem Hinspiel (0:1) Gelb-Rot-gesperrte Patrick Ebert fehlen. Dafür hat Chefcoach Funkel in Lennart Hartmann (18 Jahre), Fanol Peredaj (18) und Sascha Bigalke (19) gleich drei Talente mit nach Heerenveen genommen, wo der Hertha-Tross von Nieselregen, zumindest aber angenehmeren Temperaturen als in Berlin empfangen wurde. Dazu sind die zuletzt fehlenden Cicero und Maximilian Nicu wieder mit dabei.
Auf der Torwart-Position pokert Funkel hoch. Ersatzkeeper Sascha Buchert ist nach seiner Roten Karte in der U23-Mannschaft auch für die Bundesliga drei Spiele gesperrt. Eigentlich müsste Funkel jetzt im Hinblick auf das Abstiegs-Duell gegen Köln seine Nummer 1, Jaroslav Drobny, in Watte packen. Doch der Tscheche, den noch die Nachwehen eines Bandscheibenvorfalls plagen, wird auch in Heerenveen im Tor stehen. "Drobny ist überhaupt kein Risiko. Er könnte sich im Training genauso verletzten", sagte Funkel. Könnte sein Stammtorwart am Sonntag nicht spielen, müsste in Patrick Sobtzik (19) der zweite Mann des Regionalliga-Teams zwischen die Pfosten.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
SC Heerenveen: Vandenbussche - Breuer, Bak Nielsen, Janmaat, Popov - Losada, Elm, Svec - Papadopulos, Beerens, Assaidi
Hertha: Drobny - Stein, Friedrich, von Bergen, Pecinovic - Lustenberger, Hartmann - Piszczek, Cicero - Raffael, Domowtschijski
Schiedsrichter: Balaj (Rumänien)
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