Khedira: Vom Europameister zu Löws Musterschüler
Stuttgart (dpa) - Mit viel mehr Rückenwind als Sami Khedira kann ein Fußballer kaum in eine neue Saison gehen. Vor fünf Wochen gewann der Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart mit der deutschen U 21 den EM-Titel.
Jetzt wurde er von Bundestrainer Joachim Löw ins Aufgebot der A-Nationalmannschaft für das WM-Qualifikationsspiel am 12. August in Aserbaidschan berufen. "Ich freue mich sehr. Darauf habe ich in der letzten Zeit hingearbeitet", sagte Khedira vor dem Bundesliga-Auftaktspiel des VfB beim deutschen Meister VfL Wolfsburg.
Noch hat der 22-Jährige kein A-Länderspiel bestritten. 2007 stand seinem Debüt eine Verletzung im Weg, in diesem Sommer die U 21-EM. Aber schon jetzt ist er so etwas wie Löws Musterschüler. Kaum einen Spieler lobt er so häufig und so überschwänglich wie Khedira. "Er hat unglaubliches Potenzial. Er bringt Symmetrie ins Spiel, kann richtig gut Fußball spielen. Spätestens nach der WM 2010 kommt Khediras Zeit, aber ich denke, dass er schon vorher eine Rolle spielen kann", sagte der Bundestrainer in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".
Khedira entspricht exakt Löws Vorstellungen vom modernen, vielseitigen Fußballer. Er kann den Ball im defensiven Mittelfeld nicht nur erobern, sondern danach auch gleich mit viel Übersicht und in hohem Tempo weiterspielen. Auf den Typus des klassischen Kämpfers steht der Bundestrainer nicht mehr. Auch deshalb zieht er Khedira zurzeit einem Spieler wie Torsten Frings (Werder Bremen) vor. "Wir möchten junge Spieler wie Khedira oder Christian Gentner langsam heranführen, damit sie dabei sind, uns kennenlernen und einiges mitnehmen für die nächsten Monate", sagte Joachim Löw.
Beim VfB Stuttgart ist Khedira längst Stammspieler. Er hat davon profitiert, dass Trainer Markus Babbel nach seinem Amtsantritt im November 2008 die Strategie änderte und seitdem zwei defensive Mittelfeldspieler vor die Abwehr stellt. Das kommt Khedira entgegen. Und ist auch noch genau das System, in dem die Nationalelf spielt.
Mit seinem Stellenwert beim VfB wuchs auch das Selbstvertrauen des Deutsch-Tunesiers. Er übernimmt immer mehr Verantwortung, meldet sich häufiger zu Wort, ohne dabei überheblich zu sein. "Ich will immer das Maximale erreichen. Mit dieser Mannschaft und diesem Kader muss es unser Anspruch sein, ganz vorne mitzuspielen", sagt er zu den Saisonzielen des VfB. In Stuttgart hat Khedira noch einen Vertrag bis 2011. Der Verein würde ihn aber am liebsten schon jetzt verlängern.
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