Daniel Bonacker hat im Skicross noch eine Rechnung offen
Der 31-Jährige erlebte in China im November einen schweren Sturz. Nun ist er zurück auf dieser Strecke. Was er bei seinen wohl letzten Olympischen Spielen vorhat.
Daniel Bonacker hat mit Olympia noch eine Rechnung offen. Das ist der eine Teil seiner Geschichte. 2014 in Sotschi war der Skicrosser, der von der Schwäbischen Alb kommt, aber mittlerweile in Obermaiselstein wohnt, als Favorit nach Sotschi gereist. Das hemmte ihn offenbar, er zeigte eine Leistung, die er so selbst nicht von sich kannte. Er belegte Rang 19. Eine Enttäuschung. Vier Jahre später in Pyeongchang fehlte er wegen eines Kreuzbandrisses. Einmal wollte der 31-Jährige noch unbedingt zu Olympia. Er hat es geschafft, auf den letzten Drücker. Er startet in den Bergen von Zhangjiakou. Auf einer Strecke, an die er schmerzhafte Erinnerungen hat. Das ist der andere Teil seiner Geschichte.
Es war im November vergangenen Jahres. Die Skicrosser eröffneten ihren Weltcup-Winter mit dem Rennen in Zhangjiakou, im Genting Snow Park. Dort, wo sich die vermeintlich hippen Sportarten bei den Olympischen Spielen präsentieren. Eine Halfpipe steht hier, natürlich die größte der Welt. Eine Buckelpiste, ein Slopestylekurs, ein Hang für Parallel-Riesenslalom und eben die Piste für die Cross-Wettbewerbe runden das Angebot ab. Jenes Spektakel, in dem vier Fahrer gegeneinander antreten. Auf einem Kurs aus Sprüngen, Wellen und Kurven. Nicht immer gewinnt der Beste oder Schnellste. Es geht auch darum, auf den Gegner zu achten. Nicht selten kommt es zu Zusammenstößen. Bonacker weiß das bestens.
Bonacker zieht sich leichte Gehirnerschütterung zu
Im November vergangenen Jahres lernte er die Strecke der Olympischen Spielen schon einmal kennen. Es hätte ein Vorteil sein können im Vergleich zu anderen Sportarten, die die neu entstandenen Großprojekte wie Biathlon-Anlage, Bobbahn oder Skisprungschanze erst unmittelbar vor ihren ersten Wettkämpfen in Augenschein nehmen und ausprobieren konnten. Aus dem vermeintlichen Vorteil wurde ein Albtraum. Daniel Bonacker erlebte hier im November einen seiner schlimmsten Stürze.
In der Steilkurve kam ein Konkurrent zu weit nach oben, dorthin, wo Bonacker seinen Weg suchte. Sie kollidierten, Bonacker stürzte. Er schlug hart auf der Piste auf und wurde sofort ohnmächtig. Sein Helm war zerkratzt und verformt, der Einschlag war heftig. Der 31-Jährige hatte Glück. In einem chinesischen Krankenhaus wurde eine Computertomographie durchgeführt, Bonacker konnte sich nur bruchstückhaft an den Sturz erinnern. Es ging glimpflich aus, eine leichte Gehirnerschütterung wurde festgestellt. Er konnte bald nach Hause, Schulterschmerzen aber blieben ihm bis heute als Erinnerung an dieses Rennen.
Bonacker ist auf sein letztes olympisches Abenteuer vorbereitet
Nun ist er zurück auf dieser Piste. Die ersten Trainingsfahrten sind vorbei, am Freitag geht es ab 4.45 Uhr (MEZ) in die Qualifikation, die K.o.-Läufe beginnen um 7 Uhr. Bonacker ist auf sein letztes olympisches Abenteuer vorbereitet. „Die Strecke ist im Mittelteil umgebaut“, beschrieb er sachlich. Zu große Emotionen will er nicht aufkommen lassen. Der Start sei entscheidend. „Ein kleiner Fehler hat große Auswirkungen“, sagte er. Wer patzt, fährt sofort hinterher. Viel Platz biete die Strecke, „gerade im unteren Teil kann man mit einer unterschiedlichen Linienwahl einiges wettmachen“, so der Wahl-Allgäuer. Zuletzt war die Strecke wegen der eisigen Temperaturen stumpf und langsam. In den nächsten Tagen aber soll es wärmer werden.
Bonacker fühlt sich bislang in China wohl. „Organisatorisch läuft alles gut“, sagte er. Die chinesischen Gastgeber gäben sich viel Mühe. Es scheint, als wäre einer bereit, die Rechnung zu begleichen. Mit Olympia, aber auch mit dieser speziellen Strecke.
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