Die chinesische Tennisspielerin Shuai Zhang bricht ihr Match bei den Hungarian Open nach einer Panikattacke ab. Es gab zwei Auslöser dafür.
Klar sind wir Frauen bei sportlichen Enttäuschungen und Niederlagen oft näher am Wasser gebaut als unsere männlichen Kollegen. Während die einen eher brüllen und auch gern mal die Ausrüstung demolieren, fließen auf der anderen Seite vorzugsweise Tränen. Ist ja auch nicht schlimm und erleichtert die Seele.
Schwierig wird es allerdings, wenn emotionale Aufgewühltheit – durch sportliche Enttäuschungen oder ungerechte Entscheidungen – sich mit psychischen Problemen vermischt. Sich im Recht fühlen, aber nicht Recht bekommen, gehört seit jeher zu den unangenehmen Gesetzmäßigkeiten des Leistungssports. Aber fließen bei einer Sportlerin jetzt die Tränen, weil sie mit der eigenen Leistung, mit der Gegnerin oder dem Schiedsrichter hadert oder bricht gerade eine Erkrankung aus ihr heraus? Wenn ja, darf sie sich dann überhaupt dem unbarmherzigen Druck des Leistungssports aussetzen? Diese Fragen drängen sich auf angesichts der erschütternden Szenen, die sich bei den Hungarian Open zutrugen.
Zhangs Gegnerin Amarissa Toth wischt den Ballabdruck mit dem Schuh weg
Dort lief das Tennis-Erstrundenmatch zwischen der Chinesin Shuai Zhang und der Ungarin Amarissa Toth völlig aus dem Ruder. Begonnen hatte alles mit einem umstrittenen Ball von Zhang, der ihrer Meinung nach noch auf der Linie gelandet war. Der Linienrichter sah diesen hingegen im Aus. Zur Sicherheit verließ auch die Stuhlschiedsrichterin ihren Platz, um einen Blick auf den Ballabdruck zu werfen. Auch sie entschied auf Aus. Doch die Chinesin konnte oder wollte diese Entscheidung nicht akzeptieren. Die Diskussionen drehten sich immer weiter, und Zhang verlangte schließlich, die Turnierleitung zu sprechen. Das brachte ihre ungarische Gegnerin so auf die Palme, dass diese zum Ballabdruck marschierte und ihn mit ihrem Schuh wegwischte.
Buhrufe aus dem Publikum für Tennisspielerin Shuai Zhang
Eine hochgradig unsportliche Aktion, die die aufgebrachten Gemüter erst recht anheizte und die Chinesin endgültig aus der Fassung brachte. Beim Rückstand von 5:6 brach Zhang völlig indisponiert das Match ab. Dabei gab das Publikum mit seinen Buhrufen gegen Zhang ein noch gruseligeres Bild ab als die in Tränen aufgelöste Spielerin, die danach von einer Panikattacke sprach.
Auch bei den French Open kam Shuai Zhang mental an ihre Grenze
Es ist nicht das erste Mal, dass Zhang mental an ihre Grenze geriet. Bei den French Open war sie auf einer Pressekonferenz in Tränen ausgebrochen und hatte psychische Probleme öffentlich gemacht. Die Streitigkeiten mit dem chinesischen Tennisverband, der ihr seit drei Jahren die Rückkehr in die Heimat verwehrt, setzen ihr zu, sagte sie. Trotzdem stellt sie sich bis jetzt weiter den Herausforderungen der Tour. Zuträglich kann das ihrer Gesundheit nicht sein. Die Bilder einer labilen Spielerin, die auf eine unsportliche Gegnerin und ein zynisches Publikum trifft, sind jedenfalls zum Heulen.
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