Große Sorge vor Corona-Infektion: Biathleten ändern Reisepläne für Olympia
Der Weltcup-Ort Ruhpolding erwartet ein Defizit von 1,2 Millionen Euro. Sportlich bleibt die Situation in der deutschen Biathlon-Mannschaft schwierig.
Es herrscht Bilderbuchwinter in Ruhpolding mit verschneiten Bergspitzen und gespurten Loipen. Die Fans, die um diese Zeit den 7000 Einwohner zählenden Ort fluten, sind jedoch kaum zu sehen. Neben der internationalen Biathlon-Elite in der Chiemgau-Arena hecheln am Dienstag lediglich einige Hobbyläufer durch die Loipen ringsum. Beim Weltcup, der am Mittwoch mit dem Sprint der Frauen (14.30 Uhr/live im ZDF und Eurosport) beginnt, dürfen die Zuschauer wieder nur am Fernsehen mitfiebern.
Zumindest für den Männer-Sprint am Donnerstag hatten die Veranstalter mit 7500 Fans gehofft. Daraus wird nun nichts. Nach den jüngsten Beschlüssen des bayerischen Kabinetts am Dienstag zur Infektionsschutzmaßnahmenverordnung bleiben die Ränge in der Chiemgau-Arena leer. „Es ist wirklich bitter, auch wenn die Hoffnung auf Zuschauer sehr gering war“, sagte gestern Ruhpoldings Bürgermeister Justus Pfeifer.
Ruhpoldings Bürgermeister hofft auf Finanzhilfen
Die Gemeinde rechnet laut Pfeifer mit einem Defizit von 1,2 bis 1,3 Millionen Euro. „Für einen 7000-Einwohner-Ort, dessen Gesamtvolumen des Haushalts knapp 30 Millionen beträgt, macht das ziemlich viel aus.“ Der Bürgermeister hofft auf finanzielle Hilfen vom Bund im Rahmen der Corona-Hilfen für den Profisport und vom Freistaat Bayern. Die Ausrichter bauen zudem auf Zuschüsse durch den Internationalen Biathlonverband IBU. In der vergangenen Saison hatte die IBU die finanzielle Unterstützung für die Weltcup-Organisatoren aufgrund der Corona-Situation bereits verdoppelt.
Dem Ausrichter fehlen die Einnahmen, den Sportlern des Deutschen Skiverbandes (DSV) aktuell die Resultate. Mehr Mut wünscht sich deshalb Cheftrainer Bernd Eisenbichler für das zweite Weltcup-Wochenende in Deutschland nach den Rennen in Oberhof. „Wir müssen den Bogen kriegen, uns etwas zu trauen, eine gewisse Lockerheit zeigen“, sagte Eisenbichler im Video-Interview. Während die Männer mit einem wieder erstarkten Eric Lesser zuletzt unter die ersten zehn liefen, ist bei den Frauen „der Wurm drin“, wie Eisenbichler formulierte.
Extreme Kälte unter minus 20 Grad erwartet die Olympia-Athleten in Peking
Das Tief kommt zur Unzeit. In nicht einmal vier Wochen beginnen die Olympischen Spiele in Peking. Die Schießstände und Loipen kennen die Aktiven nicht. Immerhin konnte sich Eisenbichler zusammen mit vier Technikern ausgiebig vor Ort umsehen. „Die Rennen werden sehr anspruchsvoll, es herrschen sehr herausfordernde Bedingungen“, urteilte Eisenbichler. Extreme Kälte bis unter minus 20 Grad und kräftiger Wind erwarten die Aktiven. Das deutsche Inspektionsteam machte Videoaufnahmen, die sich die deutschen Starter mithilfe von 3D-Brillen zumindest ansehen können.
Bis auf das olympische Dorf und die Wettkampfanlagen werden die Sportler allerdings nichts anderes zu Gesicht bekommen. „Du kannst dich nicht frei bewegen, auch wenn ich es über alle Kanäle probiert habe“, erzählte der Trainer über die dichte Blase der Gastgeber für die Sportler aus aller Welt.
Größte Sorge der Biathleten: Eine Corona-Infektion vermeiden
Derzeit sind die Biathleten beim Weltcup in Ruhpolding und minimieren die Kontakte bereits enorm. "Wir versuchen, die Blase so eng wie möglich zu halten", sagte Wüstenfeld. Die Athleten wohnten in Einzelzimmern, es gebe zum Essen eine feste Tischverteilung mit je zwei Athleten, das Tragen von FFP2-Masken sei Pflicht. "Wir haben die große Sorge, dass sich jetzt noch jemand infiziert. Bei Omikron ist die Gefahr sehr hoch, dass dann gleich das ganze Team infiziert ist."
„Man sieht es in allen Bereichen, dass es schwierig wird in den nächsten Wochen“, sagte Eisenbichler. Mit guten Platzierungen beim Heim-Weltcup in Ruhpolding könnte sich das DSV-Team zumindest die Motivation holen für herausfordernde Wochen in den Bergen hinter Peking.
Aufgrund wachsender Sorge vor einer Corona-Infektion durch die Omikron-Variante haben die deutschen Biathleten ihre Reisepläne für die Olympischen Winterspiele in Peking geändert. "Es war geplant, dass die Athleten nach Antholz noch einmal ein, zwei Tage nach Hause dürfen. Das haben wir geändert. Wir werden direkt mit dem Auto von Antholz nach Frankfurt zum Flughafen fahren und auch auf den Inlandsflug von München aus verzichten, um die Kontakte zu minimieren", sagte Teamarzt Jan Wüstenfeld der dpa. Alle Athletinnen und Athleten ohne Infektion nach Peking zu bekommen, sei momentan die größte Sorge. (mit dpa)
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