Für wen sich echte Geländewagen lohnen
Echte Geländewagen sieht man nur noch selten auf der Straße. Und doch gibt es für eine bestimmte Zielgruppe nichts besseres als die praktischen Alleskönner.
Robuste Fahrzeuge, die mit Leiterrahmen und Starrachse unverwüstlich über Stock und Stein kraxeln: Echte Geländewagen haben den Ruf des praktischen Alleskönners.
Seit Mitte der 1990er-Jahre verdrängen Sports Utility Vehicle (SUV) die harten Geländewagen, bieten sie doch mehr Komfort. Vor allem fahren sie auf der Straße mit ihren modernen Fahrwerken besser. Wo liegen überhaupt die Unterschiede?
"Wie der Name bereits sagt, sind Geländewagen für Offroad-Einsätze gedacht. Auf normalen Straßen machen sie daher kaum einen Sinn", sagt Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE). Geländewagen sind per Definition Allradfahrzeuge mit besonders großer Bodenfreiheit, großem Rampen- und Überhangwinkel.
Ein klassisch aufgebauter Geländewagen hat einen Leiterrahmen unter der Karosserie. Dieser stabile Unterbau macht ihn gezielt für die Fahrt im Gelände verwindungssteif und robust. So lassen sich festgefahrene Autos am Rahmen mit schwerem Gerät befreien, ohne gleich die Karosserie zu beschädigen.
"Geländewagen werden deshalb eher von Leuten gefahren, die sich aufgrund beruflicher Verpflichtungen oder privater Interessen auch abseits von befestigten Straßen bewegen", sagt Thorsten Rechtien, Sachverständiger beim Tüv Rheinland und zählt etwa Gärtner, Jäger oder Vermessungsingenieure dazu.
Besonders beliebt seien die Modelle bei Pferde- oder Motorbootbesitzern. Nicht nur wegen der Geländegängigkeit, sondern auch wegen der hohen Anhängelast. Sportanhänger haben häufig ein zulässiges Gesamtgewicht von bis zu zwei Tonnen - und es gibt wenige Pkw, die diese große Masse ziehen dürfen.
Die Autos sind durch ihre beiden angetriebenen Achsen, die anspruchsvolle Technik und robuste Bauweise teurer als normale Pkw. Die meist stärkeren Motoren verbrauchen mehr Kraftstoff als bei kleineren Fahrzeugen - so gelten sie als nicht besonders umweltfreundlich.
Die Gattung der Geländewagen stirbt nicht aus. Mercedes hat nach fast 40 Jahren sein G-Modell erneuert. Auch der Toyota Land Cruiser erhält eine Auffrischung. Geländewagen mit verwindungssteifem Leiterrahmen sind außerdem der Jeep Wrangler, der Mitsubishi Pajero und der Ssangyong Rexton. "Im Vergleich zu SUVs fahren reine Geländewagen wie die G-Klasse lockerer durch hartes Gelände", sagt Oliver Metzger, Entwicklungsleiter der G-Klasse bei Mercedes. Die Offroader besitzen meist mechanische Sperren für die Achsen und die Antriebswellen. Damit buddeln sie sich durch schwieriges Gelände.
Toyota baut seit 1951 den Land Cruiser, derzeit in der sechsten Generation. Vor allem in Afrika, Lateinamerika, Russland und der arabischen Welt fährt er viel über staubige Pisten. "Ein Leiterrahmen ist die beste Lösung für einen Geländewagen, da er sehr robust ist und fast überall repariert werden kann", sagt Vincent Dewaersegger von Toyota. In Deutschland fährt der Land Cruiser nicht nur als Nutzfahrzeug im Bergbau, sondern auch als Imageträger und Luxusprodukt. Auch deshalb erhielt der Land Cruiser nun neue Assistenzsysteme, Navi und Geländefahrprogramme.
"Fährt man mit einem Geländewagen nur in der Stadt und auf Straßen", sagt Tüv-Experte Mühlich, "nehmen Besitzer überwiegend Nachteile wie Mehrverbrauch, weniger Komfort und schlechtere Fahreigenschaften bei höheren Geschwindigkeiten in Kauf." Er rät, sich vor dem Kauf eines Geländewagens bewusst zu machen, für welche Bereiche das Auto benutzt werden soll. "Geländewagen machen nur dann Sinn, wenn man auch damit im Gelände fährt. Förster, Jäger, Angler und Abenteurer können von den Vorteilen Gebrauch machen." (dpa)
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