Beim Angeln der Natur auf der Spur
Angeln ist nicht nur etwas für Große. Gerade die Kleinen tauchen hier in eine Welt ein, die sie so oft gar nicht mehr kennen. Ein Ortsbesuch in Merching.
Rund 1000 Fischereivereine und -genossenschaften sind im Landesfischereiverband Bayern organisiert. Über 130 000 Angler werden in der Statistik ausgewiesen. Es sind Zahlen, die verdeutlichen, wie beliebt dieses Hobby in unserer Heimat ist.
Der dreijährige Julian Götz kümmert sich freilich wenig um diese Daten. Er möchte einfach Spaß haben. Spaß an der Natur – ein Gefühl, dass vielen Gleichaltrigen kaum mehr vermittelt wird. Vater Daniel ist es wichtig, genau diese Neugier in seinem Sohn zu wecken. „Natürlich wachsen die Kinder heutzutage mit einer Vielfalt an Medien auf. Aber wenn man sie vom Fernseher weghalten kann, sollte man das tun“, sagt er.
So weiß der kleine Julian schon, wie viele Eier ein Schwan legt, was ein Blesshuhn ist oder wie eine Regenbogenforelle aussieht. „Das ist schon eine tolle Sache“, meint sein Vater.
Der Kleine angelt wie ein Großer
Oft geht er gemeinsam mit seinem Sohn zum Angeln an den Schwanensee. Das Biotop liegt auf Merchinger Flur, eine 3000-Seelen-Gemeinde im Landkreis Aichach-Friedberg. Julian ist mit großem Eifer dabei. Wirft er seine Rute aus, kommt man als Beobachter ins Staunen. So einen Schwung hätte man einem Kindergartenkind gar nicht zugetraut.
Auch sonst ist der Kleine schon ein ganz Großer. Er weiß genau, an was gedacht werden muss. Köderfische, Boilies, Mais oder Würmer – je nach Fangart müssen die beiden das richtige Futter dabeihaben.
Beim Packen der Utensilien hilft Julian gerne mit und freut sich immer ganz besonders, wenn er mit seinem Vater am Schwanensee übernachten darf. Mit einer professionellen Ausrüstung aus Zelt, Liege und Schlafsack geht es dann mit Auto und Anhänger an das Hauptgewässer der Fischergilde Merching.
„Natürlich ist es ein Unterschied, ob erwachsene Männer über Nacht an einem See bleiben oder ein kleines Kind dabei ist“, erzählt Daniel Götz. Deshalb ist immer das Zelt dabei, um einen gewissen Schutzraum in der Nacht zu haben.
„Erwachsene schlafen da bei entsprechender Witterung schon mal ganz im Freien. Bei den Kleinen kann das unter Umständen problematisch werden“, so der 35-Jährige. Bei Julian ist die Übernachtung allerdings ein Selbstläufer. „Er schläft hier besser als daheim“, verrät sein Papa.
Da sich so ein Tag am See auch mal ziehen kann, muss er seinen Junior ab und an bei Laune halten. Doch auch das gelingt fast immer. Schließlich weiß der erfahrene Angler, wovon er spricht.
Fischen liegt häufig in der Familie
Viele Jahre war er Jugendwart in seinem Verein. Oft hat er mitgeholfen, jungen Nachwuchsfischern beispielsweise im Rahmen des Merchinger Ferienprogramms seine Passion näherzubringen. „Da merkt man schnell, ob jemand eine Verbindung zur Natur hat oder nicht. Wer panisch vor jedem kleinen Käfer davonrennt, wird beim Angeln nicht glücklich.“
Da er mit Julian nicht nur einen Sohn, sondern mittlerweile mit der einjährigen Laura auch eine Tochter hat, übt er das Amt des Jugendwarts nicht mehr aus. Zeitlich war das nicht mehr zu schaffen.
Nachdenklich stimmt ihn, dass seither diese Funktion nicht mehr besetzt werden konnte. „Das ist sehr schade, denn es ist schon wichtig, unser Hobby und die damit verbundenen Werte auch dem Nachwuchs zu vermitteln“, meint Götz. Deswegen nimmt er auch gerne ab und an Kinder von Freunden oder Bekannten mit an den Schwanensee.
Bei ihm selbst war es einst wie bei Julian heute. „Wenn der Opa oder Papa gerne fischen, färbt das ab. Ich bin da auch als kleiner Junge mitreingewachsen – vielleicht wäre ich sonst wie die meisten anderen beim Fußball hängen geblieben“, blickt er mit einem Schmunzeln zurück.
Beim Angeln geht es dann doch ein bisschen familiärer zu, vergleicht man bloß die eingangs erwähnten 130 000 mit den 1,6 Millionen Mitgliedern, die der Bayerische Fußball-Verband verzeichnet.
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