Geld abheben im Inland noch nicht überall möglich
Berlin (dpa) - Das Geldabheben mit EC-Karten klappt noch immer nicht an allen Geldautomaten in Deutschland. Die Nutzung der Geräte sei im Inland "wieder weitgehend möglich".
Das teilte der Zentrale Kreditausschuss (ZKA), die Dachorganisation der deutschen Banken und Sparkassen, am Donnerstag (7, Januar) in Berlin mit. Die Störungen treten seit dem Jahreswechsel vor einer Woche auf. Ursache ist ein Programmierfehler in den Mikrochips von rund 30 Millionen EC- und Kreditkarten. Dem Vernehmen nach haben zwei große deutsche Banken noch Schwierigkeiten, ihre Geldautomaten so umzuprogrammieren, dass diese die Karten mit dem Problemchip wieder akzeptieren.
Die Sparkassen haben für die von ihnen ausgegebenen Karten nach eigenen Angaben eine technische Lösung gefunden. Die betroffenen Karten erhielten eine aktualisierte Software. Ein Kartenaustausch werde damit unnötig, teilte der Sparkassenverband DSGV in Berlin mit. Bereits seit einigen Tagen könne an den mehr als 25 000 Sparkassen-Automaten mit allen EC-Karten problemlos Geld gezogen werden.
Noch nicht funktionstüchtig waren am Donnerstag Zehntausende Kartenterminals in Geschäften und Restaurants. Der Einzelhandel befürchtet deshalb Umsatzeinbußen. Er will aber wegen der derzeitigen Panne keinen Schadenersatz von der Kreditwirtschaft fordern. Das sei schon deswegen nicht möglich, weil es keine Verträge zwischen Händlern und Geldinstituten gebe, sagte der Zahlungsexperte des Handelsverbands Deutschland (HDE), Ulrich Binnebößel. Die Fehlfunktion wird nach der ZKA-Mitteilung bei den Geräten im Inland "voraussichtlich bis Montag" (11. Januar) vollständig behoben sein.
Der HDE dringt darauf, dass Banken und Sparkassen mit Ausfallgarantien und Schadenersatz geradestehen, wenn das elektronische Zahlungssystem nicht funktioniert. Dies sei bisher nicht der Fall. Die Kartenpanne habe "zu einer Verunsicherung der Verbraucher geführt, die manchen vom Einkaufen abhält", sagte der Sprecher des Landesverbandes des bayerischen Einzelhandels.
Für die Nutzung des Kartensystems schließen die Händler Verträge mit Netzbetreibern, die auch die Terminals zur Verfügung stellen, wie Binnebößel erläuterte. Diese Dienstleister erledigten die Abrechnung mit den Banken. Von den Händlern erhielten sie Mietgebühren für die Terminals sowie einige Cent für jede Buchung. Bei einem Systemausfall könnten die Einzelhändler deshalb allenfalls einen Teil der Mietgebühren zurückverlangen, aber selbst dies sei häufig per Klausel ausgeschlossen.
Vor größeren Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Bargeld können Reisende im Ausland stehen. Denn in einigen Ländern dürfte es noch länger dauern, bis die Abhebung am Automaten wieder reibungslos läuft. Touristen wird empfohlen, vorsorglich Reiseschecks mitzunehmen. Reisende außerhalb der Europäischen Union können aber trotz der aktuellen Probleme mit EC- und Kreditkarten weiterhin Bargeld an Bankautomaten ziehen. Die fehlerhaft programmierten Chips auf den Karten würden nur in Europa ausgelesen, erklärte ein BdB-Sprecher in Berlin. "Im außereuropäischen Ausland gibt es keine Probleme." Dort nutzten die Automaten in der Regel ausschließlich den auf den Karten ebenfalls vorhandenen Magnetstreifen.
Nach millionenfachem Ärger mit EC- und Kreditkarten zum Start ins neue Jahr setzen die deutschen Geldinstitute auf eine Operation "Fernreparatur". So sollen falsch programmierte Mikrochips auf dem Plastikgeld wieder funktionsfähig gemacht werden, ohne dass massenhaft Karten umgetauscht werden müssen.
Welcher Fehler ist bei den Karten aufgetreten?
Rund 30 Millionen EC- und Kreditkarten in Deutschland hatten zu Jahresbeginn plötzlich ein Problem, wie es schon zur Jahrtausendwende bei manchen technischen Geräten befürchtet worden war - die Software des Chips auf den Karten konnte die Datumsangabe des neuen Jahres 2010 nicht korrekt verarbeiten. Die Folge: An zehntausenden von Geldautomaten und rund 200 000 Bezahlterminals an Ladenkassen im Einzelhandel funktionierten die Karten nicht mehr.
Wie werden die Karten wieder in Gang gebracht?
Zunächst mit einer Art Erster Hilfe: Eine neue Programmversion für die Geldautomaten und Bezahlterminals sorgt vorerst dafür, dass sie nicht auf den defekten Chip, sondern wie vorher lange üblich auf den Magnetstreifen zugreifen, der mit auf der Karte ist. Die Geldautomaten sollen dadurch wieder funktionieren, wie der ZKA mitteilte. Bei den Ladenterminals soll es bis Anfang kommender Woche so weit sein. Manche Tüftler behelfen sich derweil mit einer Methode "Marke Eigenbau" - mit einem Streifen Klebeband auf dem Chip. Die Finanzbranche warnt aber eindringlich davor, auch wegen unklarer Haftungsfragen.
Wie sollen die Chips der Karten repariert werden?
Quasi aus der Ferne. Wie der französische Chiphersteller Gemalto mitteilte, arbeitet er mit den Banken und Sparkassen gerade an einem Korrekturverfahren. Nach Expertenangaben geht es darum, dass der Chip beim Einführen der Karte in einen Geldautomaten umprogrammiert wird, so dass der Datumsfehler nicht mehr auftritt. Die Einzelheiten müssen aber noch geprüft werden. Es gilt zudem als ungewiss, ob eine solche Reparatur auch bei Kreditkarten funktioniert.
Warum werden die fehlerhaften Karten nicht einfach ausgetauscht?
Ein massenhafter Umtausch wäre aufwendiger und teuer. Die Probleme sollten für die Kunden aber möglichst rasch und bequem beseitigt werden, sagte ein ZKA-Sprecher. Bei einem Austausch müssten Kunden erst einige Zeit auf eine neue Karte warten und sich auch eine neue Geheimzahl merken.
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