Kommentar: Wenn die Gier der Fans und der Veranstalter weiter wächst, droht der Festival-Szene der Kollaps
Der inflationäre Markt der Mega-Events wird unbezahlbar für alle Beteiligten. Die Zukunft könnte dann dem Underground und der Rückbesinnung auf die Musik gehören.
Größer, besser, schneller, mehr - jede Steigerung findet irgendwann ihr Ende. Die Festival-Szene hat geboomt, die scheinbar endlose Selbstbedienungstheke ist inzwischen überfüllt. Arbeitsmarktentwicklung und Kostenexplosion fordern ihren Tribut. Mittelgroße Veranstaltungen sterben, erste Mega-Festivals melden Einbrüche. Die allgemeine Gier fällt allen Beteiligten auf die Füße.
Zuschüsse, Mindestlohn, 10-Prozent-Tarifrunden, Umweltverträglichkeit - alles gut gemeint, aber teuer und inflationstreibend. Das muss alles bezahlt werden. Von feierfreudigen Konsumenten. Von Künstlern, deren Gagen kaum noch die Kosten decken, sofern sie nicht zu den Branchen-Millionären zählen.
Gefährlicher Spagat: Preise verteuern und am Line Up sparen
Und auch von Veranstaltern. Die sich zerren beim gewinnorientierten Spagat, Kosten nur anteilig auf die Kundschaft umzulegen und parallel am Line Up zu sparen - nur um einen teils dekadenten Standard zu wahren. Bei Rock im Park befriedigen weder die länger ohne veritablen Erfolg dastehenden Kings of Leon noch die Toten-Hosen-Dauerschleife die mit 300 Euro Eintritt zu bezahlende Gier nach Mega-Acts. Von denen es eh nicht genug für den explodierten Markt gibt.
Und die es gar nicht zwingend braucht. Sind nicht Überraschungen der Kick eines Festivals? Wenn Fans und Veranstalter nicht ihr Lechzen nach dem Maximum zügeln, kollabiert die Szene. Dann bleibt, neben solide kalkulierten und fanbasierten Top-Events der familiäre, musikalische Underground. Nicht verkehrt für alle, denen es um die Musik geht. Und für die Umwelt - die freut sich über weniger Menschen und Müll.
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