Klassik mit einem Sahnehäubchen Jazz in der Synagoge Binswangen
Drei Musiker bilden mojazzart. Interpretationen von großer Schönheit und Bandbreite erklingen in der Alten Synagoge Binswangen. Eine Rezension.
Sie hauen einfach alles raus – als seien es nur Spaziergänge in der Frühlingssonne. Und nach wenigen Minuten zeigt das Trio mojazzart, was es so drauf hat. Drei Vollblutmusiker präsentieren in der Synagoge in Binswangen ein atemberaubendes Programm, bei dem Freunden von Klassik bis zu speziell serviertem Jazz das Herz aufgeht. Unglaublich starke Bearbeitungen faszinieren an diesem Abend. Eine interessante Vielfalt, einfach zum Staunen.
Das altehrwürdige Gebäude inmitten von Binswangen wird immer mehr zu einer zweiten Heimat des Genres Jazz. Der signifikante Improvisationscharakter dieser Musikrichtung liegt Bernd Haselmann (Piano), Andreas Traub (Bassgitarre) und Markus Halder (Schlagzeug) ausgesprochen gut. Sie unterrichten außerdem an Bildungseinrichtungen mit großer Ambition, erfährt das zahlenmäßig gut vertretene Publikum.
Mojazzart kommt mit drei Vollblutmusikern nach Binswangen
Der etwas ungewöhnliche Name mojazzart hat ein wenig mit Wolfgang Amadeus Mozart zu tun, dem das Trio vom Anfang seiner Gründung bis heute zugetan ist. Doch auch auf den Augsburger Leopold Mozart richten die Musiker mit der Sonata in F-Dur am Konzertabend den Fokus. Bei „Rondo alla Turca“ erinnert der kraftvoll aufspielende Pianist Bernd Haselmann in seiner Rolle als launiger Moderator an derzeitige Weltgegebenheiten mit Blick auf die Türkei. „Wir spielen das Stück deswegen nicht ganz so lieblich wie Mozart“, erklärt er dem Publikum.
Mojazzart führt musikalisch durch die Zeitepochen und sorgt damit für Abwechslung. Das Trio wandert musikalisch auch zwischen den Stilen und begeistert mit „Interplay“ des berühmten Jazzpianisten und Komponisten Bill Evans das immer wieder applaudierende Publikum. Andreas Traub beeindruckt dabei mit tiefen Tönen, die aufhorchen lassen. Er avanciert damit zum Publikumsliebling. Mit der symphonischen Erzählung „Die Moldau“ von Smetana ist eine Bearbeitung zu hören, die einfach verzaubert. Den klassischen Stücken wird wunderbar jazzig ein Sahnehäubchen hinzugefügt. Mit „Invention“ von Bach, mit Romantischem aus dem Ballett „Schwanensee“ von Tschaikowsky und einem Madrigal von Orlando di Lasso beweist mojazzart seine große Klasse. Bei den interessanten Improvisationen taucht immer wieder eine Originalsequenz auf. Der Drummer Markus Halder lächelt sich durch die Stücke. Andreas Traub, leidenschaftlich an der Bassgitarre, bekommt Applaus ohne Ende. Und wenn der charmante, kraftstrotzende Pianist Bernd Haselmann auch mal ganz leise musikalisch dahin fantasierend das Publikum für sich einnimmt, ist ein glanzvoller Konzertabend gerundet.
Am Ende gibt es noch das romantische Volkslied „Der Mond ist aufgegangen“ in hinreißender Fassung auf die Ohren, zu dem Generationen von Kindern eingeschlafen sind. Schlagzeuger Markus Halder untermalt hingebungsvoll die Melodie und streichelt dabei sanft sein Instrument fast selbst in den Schlaf. Das war Klassik mit einer gewaltigen Portion Jazz verfeinert. Da kann man dem umjubelten Trio mojazzart nur zurufen: „Wiederkommen!“
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