Dieser Lehrer bringt bei der Dillinger Lebenshilfe alle zum Lachen
Komiker Han's Klaffl serviert zum Jubiläum einen Kabarettabend voller Ironie und gibt Einblick in das Biotop Schule.
Nicht zu glauben, aber auch Lehrer haben Humor. Dies jedenfalls möchte Gymnasiallehrer und Staatskabarettist auf Lebenszeit Han's Klaffl seinem Publikum im Festzelt zum 50-Jährigen der Dillinger Lebenshilfe beweisen. Und er kann es ohne Wenn und Aber. Mit seinem Programm „Restlaufzeit“ überzeugt er nicht nur die davon nicht betroffenen Besucherinnen und Besucher, sondern auch die zahlreichen Berufskolleginnen und -kollegen unter ihnen. Da plaudert Klaffl im Gewand seiner Kolleginnen und Kollegen aus dem für Schülerinnen und Schüler verschlossenem Heiligtum, dem Lehrerzimmer, und legt dabei den erhobenen Zeigefinger auf deren emotionale Inkontinenz.
Mit trefflicher Genauigkeit karikiert er in seinem Programm Lehrertypen, den Schulleiter sowie dessen rechte Hand an jeder Schule, den Hausmeister. Klar, dass er damit jede und jeden im Zelt an den Lachmuskeln erwischt, denn diese Art von Paukern kennt jeder, der einmal nicht nur die gymnasiale Schulbank gedrückt hat. Hier geht es rund mit den pädagogischen Versuchen derer, die den Schülerinnen und Schülern etwas beibringen sollen, was sie in der Regel überhaupt nicht interessiert.
Lernen, wie das Smartphone funktioniert
Daher, so Klaffl, sollten sie auch nicht mehr dafür sorgen, dass ihre Schützlinge den von ihnen vorbereiteten Stoff lernen, sondern Fachkompetenzen erwerben. „Denn Schülerinnen und Schüler lernen nicht mehr fürs Leben wie zahllose Generationen vor ihnen, sondern sie sollen Kompetenzen erwerben, am besten in der Handhabung ihres Smartphones, um ihr Wissen besonders über Google und Wikipedia aufzupeppen.“
Dies bringt die Kollegen Sedlmeier, Gmeinwieser, Gregorius, den alten Sallustmolch, an die Grenze ihrer Belastbarkeit. Denn sie sind es, die nicht nur für das Leben, sondern auch für die Schule lernen. Ja, sogar nur für die Schule, weil Leben und Schule bei ihnen identisch sind. Einzig dem Haumeister Grantiger bereitet dies in seiner Kommandozentrale, dem Kiosk, sichtbares Oberwasser. Dies zeigt sich besonders an den regelmäßigen traditionellen schulischen Kulturtagen, wie Wandertag, Feueralarm oder Personalausflug, bei denen er mit all seinen Facetten des Unersetzbaren mitwirken kann. Nach kurzer Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern für das Ziel des Wandertags oder dem Lehrerkollegium für den Personalausflug heißt es: „Wir fahren nach Andechs, denn da ist der Biergarten bei Regen überdacht.“
Er war früher Lehrer am Gymnasium
Die Feueralarmübung wird in Übereinstimmung mit den Schülerinnen und Schülern ignoriert, und man bleibt im Klassenzimmer, „denn es ist eh nur eine Übung“. Der ehemalige Gymnasiallehrer präsentiert dies alles äußerst realistisch, denn wie in der großen Pause aus Gesprächen der Besucherinnen und Besucher zu hören war, hieß es bei den meisten, egal welchen Alters: „Ich fühle mich in meine Schulzeit zurückversetzt.“
Nach der großen Pause nimmt Klaffl die bayerische Schulpolitik ins Visier, wobei der Sarkasmus die Ironie übertrifft. Zum fundierten Fundwissen gehört laut Lehrplan das Prinzip „Trial und Error“, das bei Bedarf wieder ausgekotzt werden dürfe. Im Bezug auf den Magen werde es Bulimie genannt, auf das Gehirn G8. Dieses Herumprobieren kenne man als Lehrer schon lange, da heißt es „unvorbereiteter Unterricht“.
Am Ende stehe trotzdem irgendwann das Abitur, und Klaffl transportiert den Alptraum eines Prüflings in einem Song mit Kontrabass-Begleitung. In atemberaubender Sprechakrobatik rekapituliert er alle mehr oder weniger sinnvollen Lerninhalte der letzten acht Jahre, doch letztendlich heißt es für alle „to be or not to be“. Das Publikum im Festzelt erklatscht und bejubelt sich natürlich die eine oder andere Zugabe mit dem Wissen, ihren eigenen Lehrkörper jetzt endlich zu kennen. Einen Lehrkörper mit Humor, den jedoch nur wenige von ihnen zeigen. Han's Klaffl zeigt, wie es geht. „Danke“, im Namen aller zukünftigen Schülerinnen und Schüler.
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