Neue Spezialistin: Diese Frau soll gegen den Leerstand in Neuburg kämpfen
Ilona Dischner ist neue Leerstandsmanagerin in Neuburg. Warum die Innenstadt für sie Zukunft hat – und sie beim Thema Öffnungszeiten einen ersten Rückschlag hinnehmen muss.
Frau Dischner, Sie arbeiten seit Oktober als Leerstandsmanagerin beim Neuburger Stadtmarketing. Was genau ist Ihre Aufgabe?
Ilona Dischner: Durch die Corona-Pandemie hat sich vieles verändert, auch das Kaufverhalten der Kunden. Deswegen ist es wichtig, dass man sich dem Thema Leerstand noch mehr zuwendet als vorher. Bisher gab es in Neuburg niemanden, der sich speziell um dieses Thema kümmert – im Gegensatz zu anderen Städten.
Wie war Ihr Start in Neuburg?
Dischner: In den ersten Wochen habe ich mich vor allem um unseren Onlineauftritt gekümmert. Wir hatten bereits eine Internetseite, auf der wir unsere Leerstände präsentiert haben, aber nur in minimalistischer Form. Jetzt haben wir zusammen mit einer Agentur eine neue und erweiterte Leerstandsplattform entwickelt. Über die stehen wir im direkten Austausch mit den Eigentümern, diese können dort ihre Leerstände selber eintragen. Die Plattform ist seit der vergangenen Woche online, auf der Seite des Stadtmarketings.
Welche Maßnahmen möchten Sie noch auf den Weg bringen?
Dischner: Wir möchten einen Leerstandsmelder einführen, damit sind die Kollegen in Ingolstadt bereits erfolgreich. Das Stadtmarketing kann nicht alles im Blick behalten. Damit sprechen wir die Bürgerinnen und Bürger von Neuburg an. Wenn jemand einen Leerstand entdeckt, kann man einfach ein Foto und eine kurze Nachricht hochladen. Diese Möglichkeit können auch Eigentümer nutzen, die selber keine Zeit haben, ihren Leerstand online zu stellen. Außerdem haben wir neue Plakate und Aufkleber bestellt, mit denen wir auf Leerstände aufmerksam machen möchten.
Wenn man durch Neuburg läuft, sieht man an jeder Ecke ein leeres Geschäft. Ist das der Beginn des befürchteten Sterbens der Innenstädte?
Dischner: Das sehe ich nicht so. Im Vergleich zu anderen Städten ist Neuburg mit einem blauen Auge durch die Pandemie gekommen. Wir haben vergleichsweise wenig Leerstand, auch wenn das vor Ort anders erscheinen mag. Aktuell arbeiten wir mit acht Objekten, das ist tatsächlich wenig.
Woran liegt das in Ihren Augen?
Dischner: In erster Linie, weil wir viele inhabergeführte Geschäfte und wenig Filialisten haben.
Sie sprechen von einem Istzustand. Haben Sie Sorge, dass sich das ändern könnte?
Dischner: Das glaube ich nicht. Persönlicher Service von Eigentümergeschäften ist nach wie vor sehr gefragt. Wir stehen in ständigem Kontakt zu den Eigentümern und sind bemüht, die Leerstände schnell zu beseitigen – oder es erst gar nicht so weit kommen zu lassen.
Die Neuburger Innenstadt hat für Sie also Zukunft?
Dischner: Ja, die Neuburger Innenstadt hat Zukunft. Durch die Erneuerung der Schmid- und Färberstraße verändert sich das Stadtbild. Das wird den einen oder anderen zusätzlich nach Neuburg ziehen.
Das Thema Fußgängerzone wird in Neuburg heiß diskutiert. Wie stehen Sie dazu?
Dischner: Ich finde die aktuelle Lösung super. Mit den versenkbaren Pollern in der Schmidstraße sind wir flexibel, um den Bereich für einen Aktionstag zwischenzeitlich zu sperren – oder eben nicht.
Müssten sich die Öffnungszeiten in Neuburg ändern, um den Kunden entgegenzukommen?
Dischner: Die Kampagne zu den Kernöffnungszeiten war einer meiner ersten Schritte. Dazu habe ich alle 52 Innenstadthändler befragt. Herausgekommen ist eine Kernöffnungszeit von Montag bis Freitag zwischen 10 und 18 Uhr, da sind wir gut aufgestellt. Am Samstag aber hat die Hälfte der Geschäfte nur bis 13 oder 14 Uhr auf. Diese Öffnungszeiten sind mit ein Grund dafür, warum so mancher vielleicht nicht in Neuburg einkaufen geht.
Dies wollten Sie speziell in der Vorweihnachtszeit ändern.
Dischner: Für den Samstag wäre unser Wunsch gewesen, die Kernzeiten mindestens auf 10 bis 16 Uhr zu verlängern, und dies nach außen zu kommunizieren. 32 von 52 Geschäften haben an unserer Umfrage teilgenommen. Neun haben den Kernöffnungszeiten leider abgesagt, nicht einmal die Hälfte hat zugestimmt, sodass wir das Vorhaben nicht bewerben können. Da hätten wir uns einen stärkeren Zusammenhalt gewünscht.
Sicher spielt auch der Personalmangel eine Rolle.
Dischner: Definitiv. Es gäbe den einen oder anderen Ladenbesitzer, der sich vergrößern möchte, dem jedoch das Personal dafür fehlt.
Gibt es einen speziellen Wunsch, den Sie für Neuburg haben?
Dischner:: Ich würde mir Neugründer wünschen, die frische Ladenkonzepte in die Innenstadt bringen.
Zur Person: Ilona Dischner ist die neue Leerstandsmanagerin des Neuburger Stadtmarketings. Die 33-Jährige ist im Rahmen des EU-React-Förderprogramms von der Regierung von Oberbayern als städtebauliche Innenstadtmanagerin eingestellt worden – zunächst befristet bis zum kommenden Sommer – und betreut vor allem das Thema Leerstand. Die studierte Tourismusmanagerin stammt ursprünglich aus Neumarkt in der Oberpfalz, auch in Neuburg und Ingolstadt hat sie bereits gewohnt. Aktuell lebt sie in Ingolstadt.
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