Börsianer beunruhigt über das VW-Feuerwerk
Die Börse spielt verrückt: Die Kursexplosion der eigenen Aktie hat Volkswagen am Dienstag zeitweise zum teuersten Unternehmen der Welt gemacht. Doch statt Freude herrscht bei den Börsianer Unruhe und es wird geprüft, ob bei dem wilden Höhenflug alles mit rechten Dingen zuging.
Frankfurt/Main (dpa) - Der wilde Höhenflug der VW-Aktie hat den Autohersteller am Dienstag zeitweise zum teuersten Unternehmen der Welt gemacht.
Die Aktie markierte in der Spitze ein Rekordhoch von 1005,01 Euro. Zum Mittag flauten die Kurszuwächse dann wieder rapide ab. Die Aktie stand noch um 23,08 Prozent im Plus bei 640 Euro.
Auslöser für den rasanten Kursanstieg, der bereits am Montag begann, waren misslungene sogenannte Leerverkäufe - Spekulationen auf sinkende Kurse.
VW-Kursexplosion hievt DAX ins Plus
Am Dienstagmorgen reichte die Kursexplosion bei den VW-Papieren aus, um den DAX um rund zehn Prozent ins Plus zu hieven, während fast alle anderen Aktien im Minus standen. VW war an der Börse zeitweise mehr Wert als der teuerste Konzern der Welt, der amerikanischen Mineralöl-Riese ExxonMobil, der zuletzt 334 Milliarden Dollar kostete.
Doch das Kursfeuerwerk bei VW sorgt bei den Börsianern eher für Unruhe. "Wenn die Deutsche Börse nicht einschreitet, droht uns eine Systemkrise", zitiert Spiegel online einen Händler.Robert Halver, Kapitalmarktexperte bei der Baader Bank, verwies auf dasAnsehen des Dax weltweit: "Solche Exzesse sind eines Dax-30-Index, derzu den fünf bis zehn bedeutendsten Aktienindizes der Welt gehört,unwürdig." Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von mehr als 81, wiees derzeit bei VW der Fall sei, seien Aktien des "Neuen Marktes"bewertet worden - und dies passe keinesfalls zur dramatischenSituation, in der sich die Autobranche und auch VW derzeit befänden.
Die Finanzmarktaufsicht BaFIN teilte mit, sie analysiere die Entwicklung. Mit Ergebnissen wie einer möglichen formellen Prüfung der Vorgänge sei diese Woche eher noch nicht zu rechnen, sagte eine Sprecherin auf Anfrage.
Die Spekulanten waren am Wochenende von der massiven Aufstockung des von Porsche kontrollierten VW-Anteils erwischt worden. Die hatten auf fallende Kurse gesetzt und dabei Milliarden verloren. Die Spekulanten hatten geliehene Aktien verkauft und wollten sie vor der Rückgabe an den Leihgeber zu niedrigeren Kursen wiederkaufen. Nach Marktinformationen waren 12 bis 15 Prozent der VW-Anteile ausgeliehen und mussten zurückgekauft werden. Nach der Porsche-Mitteilung wurde jedoch klar, dass auf dem Markt nur noch knapp sechs Prozent der Anteile verfügbar sind. Deshalb ging eine regelrechte Jagd auf VW-Aktien los.
Am Dienstag zwang die Kursentwicklung Händlern zufolge aber auch zahlreiche Investoren, VW-Aktien zu kaufen - zum Beispiel Fonds, die ihre Performance am DAX messen. Das VW-Papier machte zeitweise die Hälfte des gesamten DAX-Wertes aus. Andere DAX-Aktien seien deshalb zum Teil ohne Rücksicht auf Verluste verkauft worden, nur um Aktien von Volkswagen finanzieren zu können, hieß es.
VW-Aktie bleibt im DAX
Die Deutsche Börse teilte am Dienstagmorgen mit, es gebe derzeit keine Überlegungen, die VW-Aktie aus dem DAX zu nehmen. "Solange fünf Prozent der Aktien im Streubesitz sind, gibt es dazu keine Veranlassung", sagte ein Sprecher. Einige Händler nannten das Verhalten der Deutschen Börse unverantwortlich.
Goldman Sachs reagierte auf die Situation mit einer Berechnung des DAX ohne den Einfluss der Volkswagen-Aktie - dieser "DAX ex-VW" sei wegen der Verkäufe anderer Titel zugunsten von Käufen der VW-Aktie in Richtung 3000 Punkte gefallen.
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