Sorgenkindern Manroland und Böwe Systec geht es besser
Die Augsburger Firmen Manroland und Böwe Systec waren einst Pleite-Firmen. Nach harter Sanierung stellen sich Erfolge ein.
Beide Augsburger Firmen konnten die Insolvenz nicht abwenden. Sie standen für spektakuläre Pleiten in der Stadt, ehe das Weltbild-Drama alles in den Schatten stellte. Sowohl Manroland als auch Böwe Systec fanden einen Retter, den in der Region kaum einer kannte und der bald als ausgewiesene Anti-Heuschrecke willkommen war. Als die Lübecker Possehl Gruppe 2010 bei Böwe Systec und 2012 bei Manroland einstieg, waren die Unternehmen angeschlagen. Der Druckmaschinenhersteller beschäftigte in Augsburg einst rund 2300 Mitarbeiter, der Anbieter von Kuvertieranlagen, Spezialsystemen für den Versand sensibler Dokumente wie Versicherungspolicen und Plastikkarten hatte zu Glanzzeiten mehr als 700 Angestellte. Heute sind in Augsburg für Manroland noch 1068 Frauen und Männer tätig und für Böwe 289.
Zwischenzeitlich immer wieder aufgekommene Befürchtungen, die beiden Unternehmen würden irgendwann komplett eingestellt, haben sich jetzt aber zerschlagen. Die langfristig orientierte, an hanseatischen Kaufmannstugenden Maß nehmende Possehl-Gruppe hatte ausreichend Geduld mit ihren beiden Augsburger Sorgenkindern.
Dabei waren nach Informationen unserer Redaktion innerhalb des Possehl-Aufsichtsrates zwischenzeitlich Zweifel aufgekommen, ob die beiden schwäbischen Investments auf Dauer tragbar seien. Auch wenn hinter dem Lübecker Unternehmen eine Stiftung und damit kein rein renditeorientierter Anteilseigner steht, müssen auch die mehr als 150 Tochtergesellschaften des Unternehmens mit weltweit rund 12.000 Beschäftigten irgendwann ordentliche Zahlen abliefern. Das ist jetzt nach unserer Zeitung vorliegenden Informationen erkennbar der Fall.
Die Entwicklung von Manroland ist erstaunlich
In einer Mitteilung der Possehl-Gruppe werden sogar ausdrücklich die beiden einstigen Augsburger Problem-Kandidaten ausführlich positiv hervorgehoben. Böwe ist nach Jahren stetigen Umsatzrückgangs erstmals wieder um vier Prozent gewachsen. Das ist umso beachtlicher, als dass der weltweite Markt für Briefsendungen weiter schrumpft. Nachdem das Unternehmen 2015 ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen konnte, sollen in diesem Jahr nach einem weiteren Umsatzanstieg „deutlich positive“ Zahlen der Lohn der Neuausrichtung sein. Böwe-Systec-Betriebsratsvorsitzender Claus Bunk sagte dazu unserer Zeitung: „Wir sind froh, dass wir mit Possehl einen so tollen Investor haben, und wir sind froh über unsere tolle Mannschaft, die im Betrieb den harten Weg mitgegangen ist.“
Erstaunlich ist auch die Entwicklung von Manroland. Während der Markt für Zeitungsdruckmaschinen weiter einbricht, ist das Unternehmen nach leicht roten Zahlen von 0,7 Millionen 2015 mit einem Ebit, also Gewinn vor Steuern und Zinsen, von plus 6,2 Millionen Euro spürbar in die schwarze Zonen zurückgekehrt. Die Firma konnte insbesondere im Illustrationsdruck deutlich zulegen und hofft dank der guten Auftragslage darauf, das Ergebnis nochmals steigern zu können. Dass es bei Manroland erheblich besser läuft, lässt sich bei einem Besuch in dem Unternehmen überprüfen. Im Vergleich zu Insolvenz- und harten Sanierungszeiten sieht der Besucher viele gut gelaunte Mitarbeiter. Dabei wurde ihnen einiges abverlangt. Das Unternehmen hat Ende 2014 nochmals 225 Arbeitsplätze abgebaut. Es gab damals harte Verhandlungen mit den Betriebsräten und der IG Metall. So wurde nach dem Stelleneinschnitt für die Jahre 2015 und 2016 eine Beschäftigungsgarantie für die verbliebenen Mitarbeiter ausgehandelt. Auch die Ausbildung stellte die Firma entgegen ursprünglicher Befürchtungen nicht ein, sondern setzte sie fort. Heute berichten die Manager des Unternehmens stolz, 63 junge Menschen auszubilden.
Prämie für die Mitarbeiter
Die Beschäftigten bekamen zuletzt auch eine Prämie von je 100 Euro. IG-Metall-Mann Leppek sagt: „Das ist eine Geste, die die Belegschaft dankend angenommen hat.“ Zuvor sind die Mitarbeiter Manroland allerdings deutlich entgegengekommen: So kam die Tariferhöhung in der Metallindustrie den Beschäftigten erst mit einem halben Jahr Verspätung zugute. Manroland-Geschäftsführer Jörn Gossé: „Wir kommen aus einem tiefen Tal der Tränen. Jetzt haben wir ein sensationelles Jahr 2015 hinter uns.“ Er spricht von glänzenden Aussichten und Aufträgen, die die Fabrik voll nachen. Wie Leppek ist er erleichtert und sagt mit einem Lächeln: „Für 2016 sind wir ausverkauft.“
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