"Bei solchen Fehlern fällt mir nichts mehr ein"
Ritchie, der virtuelle Anatomie-Assistent, kann gnadenlos sein. Hat man Leber oder Lunge nicht an der richtigen Stelle des Körpers platziert, kommentiert er das etwa frech: "Bei solchen Fehlern fällt mir nichts mehr ein!" Immerhin: So wird sich der Medizinstudent das Wissen besser einprägen. Mit diesem Apparat haben die beiden Augsburger Forscher Klaus Dorfmüller-Ulhaas (36) und Sascha Uhrig (32) im Frühjahr bei der CeBIT Aufsehen erregt.
Auf der CeBit präsentiert
Und so funktioniert's: Die Zeichentrickfigur Richie schaut aus einem 2 mal 1,50 Meter großen digitalen Spiegel heraus. In ihm spiegelt sich ein menschliches Skelett. Der Prüfling hält ein mit mehreren kleinen Kugeln versehenes Gestänge in der Hand, eine 3D-Maus. Anhand der Kugeln bestimmen zwei Infrarotkameras die Lage im Raum und setzen sie im Spiegel in Echtzeit und mit hoher Genauigkeit in die Position eines Organs um. Die Installation ist in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Multimedia-Konzepte und Anwendungen der Uni Augsburg entstanden.
Eine Eigenentwicklung der beiden Tüftler ist das IRTraX genannte Kamerasystem. Bei der neuen Technik handelt es sich nach ihren Worten um optisches Tracking, eine Kombination aus der dreidimensionaler Visualisierung von Gegenständen und Interaktivität. In Verbindung mit der erforderlichen Hardwareentwicklung biete das derzeit kaum eine Firma.
Nachdem Dorfmüller-Ulhaas und Uhrig im Herbst 2004 beim Ideenwettbewerb "Mit Multimedia erfolgreich starten" des Bundeswirtschaftsministeriums einen Preis gewonnen hatten, gründeten sie das Unternehmen inoptech, um ihre Entwicklung kommerziell auszuwerten.
Das Firmenkapital wurde investiert: Ein Roboter der Firma Kuka wurde mit Kameras ausgestattet, die ihn im Raum steuern.
Kontakt zu Interessenten besteht bereits. "Die Leute befassen sich zunehmend mit dieser Technologie", so die Gründer.
Bisher ist eine ganze Reihe von Anwendungen für das optische Trackingsystem denkbar. In der Medizin könnte es nicht nur in der Lehre, sondern auch im OP eingesetzt werden. Bei der Entnahme von Gewebe aus dem Körper könnte die Technik dem Operateur helfen, etwa einen Tumor zu lokalisieren.
In der Gehirnchirurgie kann damit genauer gearbeitet werden. Im Auto- oder Flugzeugbau könnte optisches Tracking die Grundlage für Simulationen bilden, mit denen der Ein- oder Ausbau von Komponenten getestet werden kann.
In den visuellen Medien könnten damit virtuelle Charaktere, wie etwa Ritchie, in Echtzeit animiert und realen Schauspielern gegenübergestellt werden. Selbst Anwendungen bei Computerspielen wären möglich.
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