Die Birne lebt
Nun wollen uns die Regelwütigen aus Brüssel auch noch die Glühbirne verbieten. Doch die Deutschen lassen sich ihre Birne nicht so leicht nehmen. Sie legen Vorräte an. Von Michael Stifter
Augsburg Verbraucher zu sein, ist nicht gerade einfach in diesen Tagen. Lieb gewonnene Konstanten wie der Quelle-Katalog, die Märklin-Lokomotive und das Schiesser-Unterhemd drohen einfach so zu verschwinden. Und nun wollen uns die Regelwütigen aus Brüssel auch noch die Glühbirne verbieten.
Die 100-Watt-Ausgabe trifft es als Erste. Im September geht das Licht für sie aus. Doch die Deutschen lassen sich ihre Birne nicht so leicht nehmen. Wie man das in unübersichtlichen Zeiten bekanntlich macht, legen sie Vorräte an.
Der Europäischen Union zum Trotz erlebt die Glühbirne derzeit ihren wer-weiß-wie-vielten Frühling. Kunden stürmen Baumärkte. In Elektroläden spricht man von Hamsterkäufen. Bundesweit wurden von Januar bis April 20 Prozent mehr Birnen verkauft als im Jahr zuvor. Das hat die Gesellschaft für Konsumforschung ermittelt.
Pikant dabei: Der Umsatz mit Energiesparlampen geht gleichzeitig zurück. Obwohl die Europäische Union diese als leuchtendes Beispiel für Klimaschutz empfiehlt, können sich die Deutschen bislang kaum dafür erwärmen. Stattdessen hängen sie an der alten Birne. Vor allem das besonders vom Aussterben bedrohte 100-Watt-Exemplar stapelt sich derzeit in den Einkaufswagen der Republik. In Praktiker-Baumärkten ist der Verkauf um 150 Prozent gestiegen, berichtet Der Spiegel.
Das Aus für die Stromfresser werden die spontanen Sympathiebekundungen der Deutschen dennoch kaum verhindern können. Ab September werden in der EU die 100-Watt-Birnen aus dem Verkehr gezogen. Mit einem Jahr Verspätung verschwindet das 75-Watt-Modell aus den Regalen. Kleiner Trost: Bis der letzte Draht durchgeschmort ist, wird es sehr viel länger dauern. Die Birne lebt - solange der Vorrat reicht.
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