Facebook dringt in die virtuelle Realität vor
Vorbild ist das Spiel „Pokémon Go“
Facebooks Gründer und Chef Mark Zuckerberg wird oft vorgehalten, er sei bei öffentlichen Auftritten steif und fast mechanisch. Aber zum Auftakt der hauseigenen Entwicklerkonferenz F8 wirkte der 32-Jährige locker und gut aufgelegt. Er lachte viel, startete mit Scherzen über den neuesten Film aus der „Fast-and-Furious“-Reihe und nahm sich selbst auf die Schippe als er mit einem dicken Stapel Papier in der Hand auf die Länge seines jüngsten Weltverbesserungs-Manifests anspielte.
Die große Ankündigung des Tages war eine Plattform, mit der auf einem Smartphone-Bildschirm virtuelle Objekte in die Darstellung realer Umgebungen integriert werden können. Das nennt man erweiterte Realität, der Spiele-Hit „Pokémon Go“ war ein Wegbereiter. Genauso wie die virtuellen Masken im Fotodienst Snapchat, bei dem Facebook gerade ziemlich kaltblütig eine Funktion nach der anderen kopiert. Facebook denkt aber weiter. So könnten zum Beispiel Facebook-Freunde im Restaurant Notizen zu den besten Gerichten hinterlassen, die nur dort auf dem Display sichtbar sind. Die Technologie werde „unsere physische Realität verbessern“, versprach Zuckerberg.
Facebook hat inzwischen rund 1,9 Milliarden Nutzer. Sie können jederzeit jedes Detail aus ihrem Leben mit allen teilen. Doch genau darin liegt auch die Kehrseite von Zuckerbergs Vision. Gerade erst machte der Fall eines Mannes aus dem US-amerikanischen Cleveland Schlagzeilen, der einen Mord live auf Facebook gezeigt hatte.
Was kann, was muss Facebook tun? Jedes Video vorher prüfen zu lassen, ist angesichts der schieren Masse keine Option, zumal es auch jede Menge anderer Videoplattformen gibt, auf die Nutzer ausweichen könnten. Bilderkennung auf Basis künstlicher Intelligenz könnte mächtig genug sein, um Gewaltszenen zu identifizieren. Aber wie gut kann die Maschine verstehen, ob es ein Mord, eine Filmszene oder eine historische Aufnahme ist? (dpa)
Die Diskussion ist geschlossen.