Knapp zwei Jahre Nullrunde für Lufthanseaten
Frankfurt/Main (dpa) - Rund 50 000 Lufthansa-Mitarbeiter bekommen bis mindestens Ende nächsten Jahres keine Gehaltserhöhung. Arbeitgeber und Arbeitnehmer einigten sich nach einem nächtlichen Verhandlungsmarathon auf eine 22 Monate lange Nullrunde.
Dies teilten die Gewerkschaft Verdi und der Arbeitgeberverband Luftverkehr am Mittwoch in Mörfelden-Walldorf bei Frankfurt mit. Im Gegenzug für den Verzicht auf mehr Geld erhalten die Lufthanseaten eine Option auf Bonuszahlungen, eine Neuregelung der Altersteilzeit und die Aussicht auf weniger Leiharbeiterkonkurrenz. Der Kompromiss in dem Tarifstreit gilt vor allem für die am Boden beschäftigten Lufthanseaten.
Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer werteten die Einigung als Erfolg. Der Durchbruch war erst in der fünften Verhandlungsrunde geglückt. "Es ist uns gelungen, angekündigte Eingriffe in bestehende Tarifverträge abzuwehren", sagte Verdi-Verhandlungschef Erhard Ott laut Mitteilung. Nach Angaben von Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer, der auch Präsident des Arbeitgeberverbandes Luftverkehr ist, hilft die Nullrunde dabei, die Position der Lufthansa im hart umkämpften Markt zu stärken.
Im Detail regelt die Einigung folgendes: Die bisherige Vergütung verlängert sich bis Ende 2011, was einer Nullrunde von 22 Monaten entspricht. Für das Jahr 2011 erhalten die Mitarbeiter jedoch eine Einmalzahlung von bis zu zwei Prozent ihrer Jahresgrundvergütung. Wie hoch dieser Bonus ausfällt, hängt vom Erfolg des Konzernergebnisses ab. Bei 40 000 Euro Jahresgrundvergütung wären zwei Prozent 800 Euro. Auch künftig sollen die Lufthanseaten stärker am Ergebnis beteiligt werden als bisher. Details hierzu nannten beide Seiten noch nicht.
Auch die Altersteilzeit wird neu geregelt. Einen Anspruch sollen stärker belastete Mitarbeiter im Schichtdienst erhalten - Details müssen bis September festgelegt werden. Außerdem soll künftig mit einer Vereinbarung zur Leiharbeit der Einsatz, der Umfang und die Dauer von konzernfremder Beschäftigung geregelt werden. An diesem Punkt spricht die Arbeitgeberseite von "Planungssicherheit und Flexibilität", Verdi hingegen von einer "Begrenzung der Leiharbeit".
Der Lufthansa-Konzern boxte zudem eine neue Krisenklausel durch. Damit will die Fluggesellschaft unvorhersehbare Risiken begrenzen, die etwa entstehen können, wenn Terroranschläge oder Vulkanausbrüche den Flugverkehr tagelang lähmen. Für alle Eckpunkte haben sich beide Seiten eine Einspruchsfrist bis zum 28. Juli vorbehalten. "Angesichts der komplexen Details gibt es noch Beratungs- und Abstimmungsbedarf", sagte Verdi-Verhandlungsführer Ott.
Die Gewerkschaft Verdi vertritt vor allem die Beschäftigten der Bodendienste. Ihren Angaben zufolge gilt die Tarifeinigung neben dem Mutterkonzern auch für die Töchter Lufthansa Systems, Lufthansa Service Gesellschaft (LSG), Lufthansa Technik und Lufthansa Cargo.
Die parallel laufenden Verhandlungen für das Kabinenpersonal mit der Spezialgewerkschaft UFO waren Ende vergangener Woche ohne Ergebnis unterbrochen worden. Zuletzt hatte die Lufthansa mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit einen Abschluss erzielt, der unter anderem eine Nullrunde für zwei Jahre vorsieht.
Die Aktien der Lufthansa notierten am Mittwochvormittag an der Frankfurter Börse im Sog schwacher Vorgaben rund 1,8 Prozent tiefer bei 11,38 Euro.
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