Hermann Bahlsen: Der Herr der Kekse ist tot
Fast 40 Jahre hat Hermann Bahlsen die gleichnamige Backwaren-Dynastie geleitet. Der Keks-Millionär starb im Alter von 86 Jahren.
Bisweilen stellt man sich das Leben als Keks-König süßer vor, als es tatsächlich sein mag. Hermann Bahlsen wusste, was die Leute über jemanden denken, dessen Name für ein Backwaren-Imperium steht. Vielleicht war der langjährige Geschäftsführer und Mitinhaber des Keks-Herstellers auch deswegen so eisern.
Kaffee trank er nie, Alkohol nur selten und auch in Sachen Essen war Hermann Bahlsen äußerst vorsichtig. „Das sind die Sünden, die ich meide, alle anderen nutze ich voll“, sagte der Ex-Manager noch zu seinem 75. Geburtstag. Nun ist er im Alter von 86 Jahren gestorben.
Fast vier Jahrzehnte stand Hermann Bahlsen an der Spitze der Keks-Dynastie. In dieser Zeit hat er die Marke weltweit bekannt gemacht. Bahlsen: Das steht für „Hannover Waffeln“, „Ohne Gleichen“ und „Russisch Brot“, vor allem aber für den Leibniz-Keks, wie uns die Werbung über die Jahre eingebläut hat, „nur echt mit den 52 Zähnen“.
Hermann Bahlsens Tod überschattet Firmenjubiläum
Es war der Firmengründer Hermann Bahlsen, der sich Ende des 19. Jahrhunderts auf den Weg nach England machte und mit der Idee zurückkehrte, „Cakes“ auch in seiner Heimat salonfähig zu machen. Am 1. Juli 1889 gründete er in Hannover eine Gebäckfirma – und deutschte den Begriff „Cakes“ Jahre später in „Keks“ um. Das 125-jährige Bestehen wollte man in drei Wochen groß feiern. Nun überschattet der Tod des langjährigen Mitinhabers das Jubiläum.
Mit seinem Großvater, dem Firmengründer, hatte Hermann Bahlsen nicht nur den Namen, sondern auch die Reiselust gemein. Nach den Kriegsjahren, die er als Flakhelfer und bei der Marine erlebte, studierte er Maschinenbau in den USA, reiste später nach Finnland, England, Frankreich und Italien.
Aus gutem Grund: „Ich habe gelernt, wie die anderen Nationen Kekse machen.“ Dass Kekse für die Engländer Nahrungsmittel sind, für die Finnen ein Genuss und für die Italiener eine Art Frühstücksersatz.
Hermann Bahlsen übernahm 1956 die Werksleitung
Zurück in der Heimat, übernahm er 1956 die Leitung des damals neuen Werks in Barsinghausen bei Hannover. Drei Jahre später rückte er nach dem Tod des Vaters in die Geschäftsführung auf – an der Seite seiner beiden Onkel. Es folgten Jahre der Expansion. Bahlsen backte nun auch Kuchen und dehnte sich nach Polen, Russland und in die USA aus.
Ende der 80er Jahre machte der Konzern mit Streitereien über erbitterte interne Machtkämpfe Schlagzeilen. Hermann und seine beiden Cousins konnten sich nicht einigen, wie man das Familienunternehmen in die Zukunft führt. Eine Spaltung wurde unausweichlich. 1996 verließ Hermann das Unternehmen.
Werk des Firmengründers Bahlsen wurde durch Teilung schwächer
Sein Cousin Werner Michael, der Hermann Bahlsen heute führt, behielt den Markennamen und machte weiter Süßes, dessen Bruder Lorenz stellt unter der gleichnamigen Marke Chips und Salziges her. „Es tut mir weh, wenn ich sehe, dass das Werk meines Großvaters geteilt wurde. Es ist dadurch schwächer geworden“, sagte Hermann Bahlsen zu seinem 75.
Dennoch verkauft kein anderer Hersteller hierzulande mehr Kekse. Fast 150 000 Tonnen Süßwaren produziert Bahlsen im Jahr und machte damit zuletzt 526 Millionen Euro Umsatz. Hermann Bahlsen, ein begeisterter Jäger und Skifahrer, fand im hohen Alter sein privates Glück. 2009 heiratete er nochmals, drei Jahre nach der Scheidung von seiner langjährigen Ehefrau. mit dpa
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