Porzellanfirma Rosenthal stellt Insolvenzantrag
Selb (dpa) - Vier Tage nach der Muttergesellschaft Waterford Wedgwood hat nun auch der traditionsreiche Porzellanhersteller Rosenthal am Freitag beim Amtsgericht Hof Insolvenz beantragt. Rosenthal sei zwar zunächst von der Insolvenz des Mehrheitseigners ausgenommen worden.
Das teilte das Unternehmen am Freitag in Selb mit. Wegen der Probleme bei der irischen Muttergesellschaft hätten Rosenthal aber die vereinbarten Kreditlinien nicht mehr zu Verfügung gestanden.
Dem Vorstand der Rosenthal AG sei es angesichts der extremen Kürze der Zeit trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen, das Unternehmen wie geplant außerhalb eines Insolvenzverfahrens als Ganzes an einen strategischen Investor zu verkaufen. Die Gespräche befänden sich in einem weit fortgeschrittenen Stadium. Deshalb gehe der Vorstand davon aus, dass die Übernahme in Kürze zum Abschluss komme. Damit könnten die Fertigungsstandorte und der Konzernsitz in Oberfranken gesichert werden.
Waterford Wedgwood hatte zuvor mitgeteilt, ein US-Fonds wolle Teile des irischen Unternehmens kaufen. Mit KPS Capital Partners sei eine Absichtserklärung über den Verkauf von "bestimmten Unternehmensteilen" vereinbart worden, teilte der Insolvenzverwalter Deloitte am Donnerstagabend mit. Der Chef von Waterford Wedgwood, David Sculley, sagte, die Absichtserklärung sei ein "entscheidender Schritt nach vorne" für die Firma. Der Porzellanhersteller hatte zu Beginn der Woche Insolvenz angemeldet. Dadurch sind rund 2700 Jobs in Irland und Großbritannien bedroht. Nach Medienangaben von Freitag plant KPS Capital, Stellen nach Asien zu verlagern.
Bei Rosenthal hatten sich die Probleme am Jahresende 2008 wegen der rückläufige Weltkonjunktur und der globalen Finanzkrise weiter verschärft. Nachdem die Zahl der Mitarbeiter binnen Jahresfrist um 170 auf 1585 Ende September verringert worden war, hatte das Unternehmen Ende November weitere Sparmaßnahmen angekündigt. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres war der Umsatz um 5,9 Prozent auf 71,0 Millionen Euro zurückgegangen. Gleichzeitig hatte sich der operative Verlust um 1,9 Millionen auf 7,2 Millionen Euro erhöht.
Waterford Wedgwood hatte 1998 einen Großteil der Rosenthal-Aktien übernommen. Zuletzt hielt der irische Konzern 90,7 Prozent an dem oberfränkischen Traditionsunternehmen.
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