Stellen bleiben 122 Tage unbesetzt
Auch im Mai ist die Zahl der Arbeitslosen in Bayern gesunken, obwohl die Wirtschaft langsamer wächst. Unternehmen tun sich aber immer noch schwer, Fachkräfte zu finden
Die Zahl der Menschen ohne Job in Bayern hat im Mai weiter abgenommen. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 2,7 Prozent, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit mitteilte. Demnach waren 201226 Menschen ohne Job. Das sind 1,4 Prozent weniger als im April und ist der niedrigste Wert für einen Mai seit 1991. „Der Abbau der Arbeitslosigkeit verlangsamt sich verglichen mit den vergangenen Monaten deutlich. Die aktuelle konjunkturelle Flaute hinterlässt ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt, die sich derzeit nur in einer Verlangsamung der Dynamik zeigt“, sagte der Chef der Regionaldirektion, Ralf Holtzwart.
Der Bestand an offenen Stellen ging den Angaben zufolge im Mai zurück – auf 127733 – das sind 1,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch die Zahl der neu gemeldeten Stellen ging nach unten. In den ersten fünf Monaten des Jahres registrierten die Arbeitsagenturen 146440 neue Stellen – 7,8 Prozent weniger Jobangebote als 2018.
Die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten wuchs aber noch einmal – nach aktuellen Hochrechnungen der Bundesagentur waren es im März 5,670 Millionen Menschen. „Der aktuelle Beschäftigungsanstieg spiegelt weiter die gute Lage am bayerischen Arbeitsmarkt“, sagte Holtzwart. Auch bei vorübergehend verhaltenen Aussichten reagierten die Unternehmen besonnen und entließen nicht voreilig Mitarbeiter, die sie beim nächsten Aufwärtstrend wieder neu gewinnen müssten.
Denn der Fachkräfteengpass bleibt in vielen Branchen eine Herausforderung für die Arbeitgeber. Die Vakanzzeit, bis Stellen wieder besetzt werden, lag im vergangenen Jahr im Durchschnitt bei 122 Tagen. Besonders lange – 221 Tage – suchten Bayerns Arbeitgeber nach Fachkräften in der Altenpflege, gefolgt vom Sanitär- und Heizungshandwerk mit 219 Tagen. Außerdem werden derzeit vor allem in der Erziehung und Sozialarbeit, in Anwalts- und Steuerberaterkanzleien sowie in Ingenieur- und Architekturbüros Fachkräfte benötigt.
Arbeitsministerin Kerstin Schreyer (CSU) betonte, Bayern halte Kurs auf Vollbeschäftigung und habe weiter die mit Abstand beste Arbeitsmarktsituation aller Bundesländer. In 70 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte liege die Arbeitslosenquote unter drei Prozent.
Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt, verwies auf die „herausragenden“ Perspektiven für junge Menschen. Die Jugendarbeitslosigkeit der unter 20-Jährigen betrage aktuell 1,5 Prozent, bei den unter 25-Jährigen 2,2 Prozent. Jedoch nähmen bei den Unternehmen die Anfragen nach Kurzarbeit zu, sagte er. Bei ihnen bestehe Unsicherheit infolge vieler ungelöster geopolitischer Krisen, der protektionistischen Handelspolitik der USA und der Unklarheit, wie es in Europa nach der EU-Wahl weitergehe. Die Bundesregierung dürfe nun nicht die Arbeitskosten erhöhen. (dpa)
Die Diskussion ist geschlossen.