Nokia: Erst abkassiert, dann Werk geschlossen
Arbeiter stehen mit Tränen in den Augen vor dem Nokia-Werk in Bochum und hoffen auf das Eingreifen des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Er gibt sich kämpferisch und sprach gegenüber dem finnischen Konzern eine deutliche Warnung aus.
Bochum (dpa, AZ) - Der Handy-Weltmarktführer Nokia hat mit dergeplanten Verlagerung seiner Produktion von Deutschland nach Osteuropaeine neue Fördermittel-Debatte losgetreten.
Ökonomen fordertenstrengere Vergaberichtlinien und langfristige Standortzusagen, wennUnternehmen öffentliche Gelder annähmen. Nokia hatte von Bund und LandNordrhein-Westfalen fast 90 Millionen Euro Fördergelder kassiert.NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) warnte Nokia davor, sichein Image als "Subventions-Heuschrecke" zuzulegen.
Zudem sah sichder finnische Konzern durch die Schließungspläne für das Bochumer Werkharschen Abzocke-Vorwürfen ausgesetzt. SPD-Chef Kurt Beck warf derKonzernleitung eine hemmungslose Gewinnmaximierung vor. Arbeitnehmerwürden im Stich gelassen und Steuerzahler ausgenutzt.
FDP-Generalsekretär Dirk Niebel sagte: "Es ist eine absolute Sauerei,deutsche Fördermittel für Arbeitsplätze in Anspruch zu nehmen und dannArbeitsplätze aus Deutschland zu verlagern." Aus Wut verweigerten amMittwoch zahlreiche Beschäftigte in Bochum die Arbeit. HunderteArbeitnehmer und Gewerkschafter versperrten die Werkstore.
Nachrumänischen Medienberichten wurden derweil am neuen Nokia-Standortbereits die ersten Handy-Prototypen produziert. Ob die Umsiedlung mitEU-Geldern unterstützt wurde, ist unklar.
Die Entwicklungs- undForschungsabteilung von Nokia in Ulm mit 350 Mitarbeitern ist nachAngaben des Aufsichtsratschefs der Nokia GmbH, Veli Sundbäck, von denSchließungsplänen unberührt.
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