VW mit Milliardengewinn im ersten Halbjahr
Wolfsburg (dpa) - Die weltweit steigende Autonachfrage hat Europas größtem Autobauer Volkswagen im ersten Halbjahr einen Milliardengewinn beschert.
Unter dem Strich stehen in der am Donnerstag veröffentlichten Zwischenbilanz des Wolfsburger Konzerns 1,8 Milliarden Euro, nach knapp 500 Millionen im Vorjahreszeitraum. VW verdiente damit in den ersten sechs Monaten 2010 gut doppelt so viel wie im gesamten vorigen Jahr.
"Das Ergebnis des ersten Halbjahres hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen", sagte VW-Chef Martin Winterkorn am Donnerstag in Wolfsburg. VW habe auf dem Weg an die Weltspitze seine Stellung auf den internationalen Automärkten weiter stärken können. Allerdings geht die VW-Führung nicht davon aus, dass die Entwicklung sich in der zweiten Jahreshälfte unvermindert fortsetzt. Dennoch erwarte man einen Umsatz und ein Ergebnis deutlich über Vorjahreshöhe. 2009 hatte VW 6,3 Millionen Fahrzeuge verkauft und ein operatives Ergebnis von 1,9 Milliarden Euro erzielt. Unterm Strich blieben 911 Millionen.
Seine Barreserve erhöhte Volkswagen im ersten Halbjahr auf 17,5 Milliarden Euro. Dazu hat unter anderem eine Kapitalerhöhung beigetragen. Weiteren Kapitalbedarf gebe es nicht. "Wir fühlen uns sehr wohl mit unserer Liquiditätssituation", sagte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch bei einer Telefonkonferenz. "Diese Liquidität erlaubt uns, unseren Plan 2018 umzusetzen."
Dazu gehöre auch die geplante Integration des Sportwagenbauers Porsche 2011 als zehnte Marke in den Konzern. VW will bis 2018 Toyota überholen und zum größten Autobauer der Welt aufsteigen.
Neben Porsche will der Wolfsburger Konzern auch die Salzburger Autohandelsgesellschaft von Porsche übernehmen. Experten erwarten zudem, dass Volkswagen demnächst seinen Anteil am Münchner Nutzfahrzeughersteller MAN von knapp 30 Prozent der Stimmrechte erhöhen könnte.
VW hatte kürzlich einen neuen Vorstandsbereich für sein Lkw- Geschäft geschaffen. Spekuliert wird ferner über eine Aufstockung der 20-Prozent-Beteiligung am japanischen Kleinwagen- und Motorradspezialisten Suzuki. Dazu kommen Pläne zur Aufstockung der weltweiten Produktionskapazitäten, vor allem im Boom-Markt China. Und auch die Entwicklung von Elektroautos verschlingt viel Geld.
Im ersten Halbjahr stieg der Konzernumsatz im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2009 um 20,7 Prozent auf 61,8 Milliarden Euro. Die Vorjahresbasis war jedoch sehr schwach. Denn Anfang 2009 war der Autoabsatz wegen der Wirtschaftskrise eingebrochen. Das änderte sich erst mit der Abwrackprämie wieder - von der Volkswagen zwar stark profitierte. Gefragt waren vor allem aber kleinere Modelle, bei denen auch die Gewinnspannen geringer sind.
Die jüngste Entwicklung mit einer Absatzsteigerung von 16 Prozent auf 3,6 Millionen Autos im ersten Halbjahr wird von einer rasant steigenden weltweiten Nachfrage getragen - vor allem im Boom-Markt China. Hinzu kommen Kostensenkungen in den Produktionsabläufen und günstige Wechselkurseffekte durch den schwachen Euro im Vergleich zum Dollar, die Pötsch auf 400 Millionen Euro bezifferte.
Alle Marken des Konzerns konnten von der positiven Entwicklung profitieren. Vor allem die Kernmarke Volkswagen Pkw erzielte deutlich höhere Gewinne als im Vorjahr. Das operative Ergebnis überschritt eine Milliarde Euro, nach 216 Millionen im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg um 26,2 Prozent auf 39,2 Milliarden Euro.
Den höchsten Anteil zum operativen Ergebnis des Konzerns - insgesamt 2,8 Milliarden Euro - steuerte wieder die Premiummarke Audi bei, mit 1,3 Milliarden Euro, nach rund 800 Millionen im Vorjahr. Der Umsatz stieg um 20,9 Prozent auf 17,6 Milliarden Euro, der Absatz um 16,4 Prozent auf 660 000 Autos. Auch die tschechische Tochter Škoda verzeichnete einen deutlichen Zuwachs von 13,7 Prozent auf knapp 300 000 Autos. Das operative Ergebnis erhöhte sich um 92 auf 227 Millionen Euro.
Die Diskussion ist geschlossen.