Fernbusse machen Bahn mehr Konkurrenz als gedacht
Die Fernbusse machen der Deutschen Bahn mehr zu schaffen als zunächst gedacht. Das zeigt sich nun in der Halbjahresbilanz der Bahn 2014.
Die Fernbusse bremsen die Bahn aus - das geht aus der Bilanz des Unternehmens des ersten Halbjahres 2014 hervor.
Auch wenn der Bahn-Manager die unangenehme Wahrheit zunächst in wolkige Worte kleidet. "Die gesamte Branche hat die Dynamik der Entwicklung unterschätzt, einschließlich unseres Unternehmens", sagt Ulrich Homburg, bei der Deutschen Bahn für den Personenverkehr zuständig. Im Klartext: Die neuen Fernbus-Anbieter machen dem Zugverkehr kräftig Konkurrenz. Dass die Busse so schnell so stark auftrumpfen würden, hätte man bei der Bahn nicht gedacht.
Anfang 2013 wurde der Markt für die Fernbusse geöffnet
Anfang 2013 wurde der Markt für Strecken über 50 Kilometer Entfernung geöffnet. Zuvor war die Bahn auf den Fernrouten innerhalb Deutschlands durch ein 80 Jahre altes Gesetz vor Buskonkurrenz geschützt. Jetzt zeigen sich in der Bahn-Geschäftsbilanz für das erste Halbjahr 2014 erstmals deutliche Spuren: Der Fernverkehr der Bahn ist im Vorjahresvergleich um 2,8 Prozent geschrumpft.
Das ist besonders auffällig, weil die meisten anderen Segmente im gleichen Zeitraum ihre Zahlen verbessert haben. "Die erfreuliche Botschaft ist", fasst Finanzvorstand Richard Lutz zusammen, "dass der Umsatzanstieg durch nahezu alle Geschäftsfelder des Konzerns getragen wird". Das gilt für den Regionalverkehr, die Güterbahn, die Lastwagen-Transporte von DB Schenker, die See- und die Luftfracht. Beim operativen Ergebnis machten sie jeweils zweistellige Millionensummen gut. Die starke Konjunktur unterstütze vor allem die Logistikzweige.
Nur die Fahrweg-Tochter und die der Personenverkehr bilden Ausnahmen. Bei der Infrastruktur lag es an Mehrausgaben für Instandhaltung und laufenden Betrieb sowie am Sturm "Ela", der der Bahn an Pfingsten inklusive Umsatzausfall einen Schaden von 60 Millionen Euro bescherte.
Benzin war billig, viele Leute fuhren mit dem Auto
Im Fernverkehr spielte nach Einschätzung von Finanzvorstand Lutz eine Rolle, dass die Benzinpreise relativ niedrig waren und deshalb mehr Leute mit dem Auto fuhren. Ganz besonders wirkten sich aber die teils deutlich günstigeren Angebote von inzwischen rund 40 Busgesellschaften aus, die auf Langstrecken unterwegs sind. Rund 50 Millionen Euro Umsatz habe das die Bahn gekostet, sagt Vorstandschef Rüdiger Grube.
Bei fast 20 Milliarden Halbjahresumsatz kann das Unternehmen das sicherlich verschmerzen, doch das Signal ist deutlich: Die Bahn muss aufpassen, dass sie nicht noch mehr Fahrgäste an den Fernbus verliert. Homburg setzt auf verbesserte Angebote etwa mit zuverlässiger Internetverbindung im ICE. Eines stellt er aber klar: "Einen Preiskampf mit dem_Fernbus wird es nicht geben können." Allein die Trassengebühren, die die Bahn zu zahlen habe, umgelegt auf einen Fahrgast, entsprächen dem Preis eines durchschnittlichen Bustickets.
Der Omnibusverband BDO zeigt sich selbstbewusst: "Die Bahn soll die Busse nicht als Billigkonkurrenz abtun", sagt Sprecher Matthias Schröter. "Wir haben zwar günstige Preise, aber auch hervorragende Qualität in modernen Bussen mit WLAN und Steckdose unter jedem Platz." dpa/AZ
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