Weshalb die Post ausgerechnet jetzt auf Gas-Lkw setzt
Die Deutsche Post will eines Tages CO2-neutral unterwegs sein. Nach den Zustellfahrzeugen rüstet sie deshalb ihre großen Lastwagen um. Ihre Funktionsfähigkeit mussten die Fahrzeuge in Augsburg beweisen.
Er ist sonnenblumengelb, 26 Tonnen schwer und sieht von außen aus wie ein normaler Lastwagen. Das Besondere steckt unter der Motorhaube. Dort brummt kein Dieselmotor, stattdessen versieht ein leiseres Gas-Aggregat seinen Dienst.
Die Deutsche Post erneuert für den Klimaschutz ihre Flotte an Lkw, die auf den Fahrten zu Großkunden oder zwischen den Verteilzentren eingesetzt werden. Bis zu 1000 Pakete fasst solch ein Fahrzeug, auch ein Anhänger lässt sich ankoppeln. Statt mit Diesel sollen die Lkw künftig mit Gas betrieben werden. Einer der ersten fünf Gas-Lkw der Post ist in der Region Augsburg im Einsatz gewesen.
Der Laster der Marke Scania hat auf den Strecken Augsburg-Rain-Ehekirchen und Augsburg-Friedberg Pakete abgeholt. Auch zwischen Augsburg und Aschheim bei München pendelte das Fahrzeug. Zwei weitere Pilot-Fahrzeuge sind in Berlin unterwegs, eines in Oldenburg, eines in Erfurt. Sie sind aber nur der Auftakt für eine größere Umstellung der Flotte.
Bis Ende 2023 sollen für die Deutsche Post rund 400 Gas-Laster fahren
„Bis Ende des Jahres werden wir 111 weitere Gas-Lkw in Betrieb nehmen“, berichtet Jörg Salomon, Chef des Bereichs E-Mobilität bei der Deutschen Post. „Ende 2023 werden es dann knapp 400 sein.“ Die Post will damit ihre Klimaschutzziele ein gutes Stück weit nach vorne bringen. Das Unternehmen hat das Ziel, bis 2050 CO2-neutral zu sein. Das Problem ist, dass die meisten CO2-Emissionen im Post- und Paketbereich während des Transports von Sendungen zwischen den großen Paket- und Briefzentren entstehen, durch die Fahrzeuge, die zum Beispiel nachts auf den Autobahnen auf längeren Strecken unterwegs sind.
Die Erfahrungen mit den neuen Gas-Lkw seien bisher gut, berichtet Salomon: „Unsere Mitarbeiter sind zufrieden, der Lkw fährt gut, ist leiser und für den Praxisalltag geeignet“, berichtet er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Klimaschonende Post-Laster dank Biogas aus Mist und Gülle
Um die letzte Strecke zu den Kunden klimafreundlicher zu gestalten, hat die Post seit längerer Zeit Lösungen gefunden. Zu einem großen Teil fahren heute Elektrofahrzeuge von Haus zu Haus. In Bayern sind von den rund 10.700 Zustellfahrzeugen rund 3100 elektrische Streetscooter. Die Herausforderung blieben die großen Diesel-Lkw auf den Langstrecken quer durch die Republik. Sie sind nicht so leicht zu ersetzen: Schwerlaster mit Elektro- oder Wasserstoff-Antrieb gelten auch bei der Post als noch nicht marktreif. Das Unternehmen hat sich deshalb für die Gas-Fahrzeuge entschieden. Bleibt das Problem, dass Gas bisher normalerweise ein fossiler Brennstoff ist.
Damit aus den Gas-Lkw Klimaschützer werden, hat sich die Post entschlossen, statt Erdgas klimafreundliches Biogas einzusetzen. „Wir tanken mit fortschrittlichem Biogas, das aus Gülle und Mist gewonnen wird und rechnen damit mit einer CO2-Einsparung von 90 Prozent“, sagt Salomon.
Preise für Biogas der Post bisher stabil
Ab dem kommenden Jahr will die Post an den Einsatzorten eigene Gas-Tankstellen für ihre Lkw errichten, kündigt er an. Der hohe Gaspreis, unter dem Verbraucherinnen und Verbraucher seit Ausbruch des Krieges Russlands gegen die Ukraine leiden, ist für die Pläne der Post den Angaben zufolge bisher kein Hindernis: Für Biogas im Transportbereich seien die gestiegenen Gaspreise bisher kein Thema, sagt Salomon. „Momentan haben wir ein sehr stabiles Preisniveau für unser Biogas.“ Zudem, erklärt er, sei auch der Diesel-Preis zuletzt stark gestiegen.
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