Reiter: "Gefühl, als hätte man geträumt"
Als außergewöhnlich und mit keiner irdischen Erfahrung vergleichbarbeschreibt der Astronaut Thomas Reiter einen Außeneinsatz im All. "Soein Außeneinsatz ist etwas ganz, ganz Besonderes - trotz der hartenArbeit. Man kann dem Weltraum nicht näher sein."
Oberpfaffenhofen (dpa/lby) - Als außergewöhnlich und mit keiner irdischen Erfahrung vergleichbar beschreibt der Astronaut Thomas Reiter einen Außeneinsatz im All. "So ein Außeneinsatz ist etwas ganz, ganz Besonderes - trotz der harten Arbeit. Man kann dem Weltraum nicht näher sein", sagte Reiter am Mittwoch im "Columbus"- Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Schon ein Flug ins All sei für einen Astronauten das Ziel der Wünsche, sagte Reiter kurz vor dem ersten Außeneinsatz seines Kollegen Hans Schlegel auf der Internationalen Raumstation ISS. "Dann auch noch rauszugehen, ist einfach toll." Der Raumfahrtvorstand beim Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) war selbst dreimal - 1995, 1996 und 2006 - nur durch den Raumanzug geschützt und durch ein Stahlseil mit der Station verbunden im All. "Wenn man zurückkommt, hat man das Gefühl, man hätte alles nur geträumt."
Vor allem der Blick auf die Erde sei überwältigend. "Man hat leider nicht viel Zeit, diese wunderschönen Ausblicke zu genießen - dazu wird man ja nicht hinausgeschickt." Er freue sich für Schlegel, dass dieser nach Überwindung seiner gesundheitlichen Probleme den Außeneinsatz wahrnehmen könne. "Ich habe ihm vor dem Start geraten, dass er das jede Sekunde, die er frei hat, genießen soll." Nur der Blick auf die Erde und die unten vorbeiziehenden Kontinente vermittelten auch einen Eindruck von dem immensen Tempo, mit dem die ISS und die Astronauten um die Erde kreisen - nämlich mit 27.000 Stundenkilometer.
Der Begriff Weltraumspaziergang sei allerdings nicht korrekt und verdeutliche keineswegs die Strapazen. "Das führt in die Irre. Es ist körperlich harte Arbeit." Denn der Raumanzug, in dem nur ein Drittel des irdischen Drucks auf Meereshöhe herrscht, ist im Vakuum des Alls aufgeblasen, bei jedem Handgriff und jeder Bewegung muss auch das Luftpolster überwunden werden. Eine Brotzeit gibt es während des anstrengenden mehrstündigen Einsatzes nicht - nur etwas Wasser. Allein das Anlegen des Anzugs sei ein "kleines Erlebnis". "Bis man da drin steckt und den Helm aufhat, vergeht schon eine halbe Stunde", sagte Reiter.
Der Anzug sei mit sämtlichen Lebenserhaltungssystemen, den Übertragungssystemen für die Helmkameras und einem Raketenaggregat für den Notfall selbst eine Art kleines Raumschiff. Mit dem Raketenaggregat soll der Astronaut sich bei einem Notfall selbst zur Raumstation zurücksteuern, falls die - meist zwei - Verbindungsleinen durchtrennt werden. Zur Vorbereitung des Außeneinsatzes gehöre auch das Training mit diesem Antrieb. "Es ist nicht einfach, damit zur Station zurückzusteuern."
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