Künstliche Hand kann per Gedanken gesteuert werden
Eine künstliche Hand, die mit dem Gehirn gesteuert werden kann: Was wie Science Fiction klingt, haben Wiener Forscher jetzt tatsächlich entwickelt.
Einem Team der Medizinischen Universität Wien ist es gelungen, eine künstliche Hand zu entwickeln, die vom Gehirn aus gesteuert werden kann. Wie die britische Fachzeitschrift "The Lancet" am Mittwoch berichtete, erhielten drei Österreicher, die nach schweren Unfällen ihre Arme und Hände nicht mehr bewegen konnten, zwischen April 2011 und Mai 2014 eine sogenannte bionische Handprothese, mit der sie nun wieder selbst Dinge des täglichen Lebens erledigen können - etwa mit einem Messer schneiden, ein Hemd zuknöpfen oder eine Tür aufmachen.
Bei den Männern war durch Unfälle das Nervengeflecht Plexus brachialis zerstört worden, das die Arm- und Handfunktion steuert. Dadurch konnten sie ihre Hände nicht mehr bewegen.
Die Männer willigten ein, eine Hand amputiert und durch eine Prothese ersetzt zu bekommen. Bevor die Männer ihre Prothese erhielten, mussten sie sich rund neun Monate lang vorbereiten: Es ging darum, das transplantierte Muskelgewebe zu aktivieren und das Gehirn für die Kontrolle der neuronalen Signale zur Steuerung der künstlichen Hände zu trainieren.
Die Prothesen wurden mit Sensoren ausgestattet, die dank ieser dneuronaler Signale vom Gehirn aus gesteuert werden können. Dazu verpflanzten die Forscher unter Leitung von Oskar Aszmann von der Medizinischen Universität in Wien Muskelgewebe aus den Oberschenkeln der Patienten sowie Nerven aus anderen Körperteilen in die Arme. Durch diesen Eingriff entstand laut dem Bericht in "The Lancet" eine Art interaktive Schnittstelle zwischen dem Menschen und der künstlichen Hand.
Bionische Handprothese kostet 15.000 Euro
Die Prothesen, die pro Stück rund 15.000 Euro kosten, seien zwar nicht aus Fleisch und Blut und daher auch gefühllos, sagte Aszmann der Nachrichtenagentur AFP. Sie erlaubten aber praktisch die gleichen Funktionen wie transplantierte menschliche Hände - ohne die Gefahr eines Abstoßungsprozesses. Die Patienten müssten daher nicht auf Dauer starke Medikamente einnehmen.
Nicht jeder Patient sei allerdings für die Prothesen geeignet, räumte Aszmann ein. In manchen Fällen sei das Nervengewebe so sehr zerstört, dass eine Rekonstruktion durch verpflanztes Gewebe nicht mehr möglich sei. Manche Patienten seien auch psychologisch nicht in der Lage, etwa die Amputation einer Hand zu akzeptieren. afp
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