Der weibliche Orgasmus ist unnötig - aber warum gibt es ihn dann?
Für die Fortpflanzung ist der Orgasmus der Frau nicht wichtig. Trotzdem gibt es ihn, aber wieso? Eine Reise durch philosophische, wissenschaftliche und wilde Theorien.
Warum Männer Orgasmen haben, ist klar. Sperma dient der Erhaltung der Menschheit. Aber Frauen? Die werden auch so schwanger. Da kämpfen sich etliche Männer durch Sexratgeber wie „Der perfekte Liebhaber“ – dabei könnten sie es viel einfacher haben. Wenn es ihn nicht gäbe, den weiblichen Höhepunkt.
Forscher in Amerika haben jetzt aber herausgefunden, dass es eine Zeit gab, in der ohne den Orgasmus der Frau nichts gegangen wäre. Zu Beginn der Evolution wurden dadurch Hormone ausgeschüttet, die den Eisprung erst auslösten. Damals galt also: Ohne Orgasmus kein Eisprung. Ohne Eisprung keine Befruchtung, keine Kinder, keine Menschheit. Inzwischen haben Frauen ihren Eisprung aber in regelmäßigen Abständen, bekanntlich alle 28 Tage. Bleibt also die Frage: Wieso ist der weibliche Orgasmus nicht evolutionär auf der Strecke geblieben? So wie wir zum Beispiel auch das Fell verloren haben, weil wir es nicht mehr brauchen.
Schon die alten Griechen beschäftigten sich mit dem Orgasmus
Der unnötige Orgasmus – ein Mysterium, das schon die Männer im antiken Griechenland beschäftigte. Aristoteles zum Beispiel war ein Verfechter der Ein-Samen-Theorie. Demzufolge liefert einzig der Mann den entscheidenden Stoff zur Fortpflanzung: das Sperma. Die Frau gebe lediglich irgendein Substrat dazu. Hippokrates aber – der Mann, von dem die Ärzte ihren Eid haben – war anderer Ansicht. Er glaubte, dass der weibliche Orgasmus sehr wohl wichtig ist. Ihm zufolge kann nur ein Kind empfangen werden, wenn sich die Samen (also die Ejakulationen) beider Geschlechtspartner begegnen.
Aristoteles ließ sich von der Schlussfolgerung des Arztes nicht beirren. Er blieb dabei: Der weibliche Orgasmus ist nicht nötig, also ist es auch nicht wichtig, ob die Frau beim Sex Freude empfindet. Aristoteles ging es dabei lediglich darum, die Abläufe der Natur zu analysieren. Einigen konnte man sich im antiken Griechenland noch nicht.
Später, Ende des 18. Jahrhunderts, hielten Ärzte nichts von der Ein-Samen-Theorie. Sie dachten, dass Frauen Lust empfinden müssen, um schwanger zu werden. Offenbar eine reine Männertheorie. Während der Aufklärung mehrten sich die Hinweise darauf, dass Frauen auch Kinder bekommen, wenn sie sich am Geschlechtsakt nicht hingebungsvoll beteiligt haben. Diese Erkenntnis schlich sich langsam ein, als zum Beispiel betrunkene Frauen, deren tiefer Schlaf missbraucht wurde, schwanger wurden. Die hippokratische Zeugungslehre war widerlegt, Aristoteles schien nun doch gewonnen zu haben. Die Sicht auf die weibliche Sexualität veränderte sich. Frauen wurden zunehmend als leidenschaftlos und sexuell desinteressiert wahrgenommen.
Was heute klar ist: Frauen werden schwanger – auch ohne Orgasmus. Doch die Frage, ob oder wie sehr es ihn braucht, die ist auch über 2300 Jahre nach Aristoteles noch nicht geklärt. Wenn der weibliche Höhepunkt für den Erhalt der Menschheit keine Rolle spielt, warum gibt es ihn dann? Hat er doch noch Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit?
Viele Fragen, aber kein wissenschaftlicher Durchbruch
Viele Fragen, etliche Thesen, kein wissenschaftlicher Durchbruch. Eine fast schon romantische Theorie lautet so: Die Frau nutzt den Orgasmus, um den richtigen Partner zu finden. Wer es bringt, ist auf irgendeine Weise einfühlsamer und womöglich auch stark – schließlich steigert Testosteron die Potenz und die Muskelkraft. Oder – etwas technischer gedacht: Wenn sich die Beckenbodenmuskulatur beim Höhpunkt bewegt, gelangt das Sperma besser in den Genitaltrakt der Frau – das wäre dann für Befruchtung und Fortpflanzung durchaus relevant. Doch im Grunde sind diese Theorien ebenso belegt wie die, die Aristoteles einst aufstellte – nämlich gar nicht.
Die Forscher Mihaela Pavlicev und Günter Wagner von den medizinischen Universitäten in Cincinnati und Detroit in Amerika haben sich deshalb dem Thema noch mal angenommen. Sie haben erforscht, was uns die Evolution über den weiblichen Höhepunkt lehrt. Ihre Ergebnisse wurden vor kurzem im Journal of Experimental Zoology veröffentlicht. Darin ziehen sie andere Säugetiere zum Vergleich heran. Der Orgasmus der Maus zum Beispiel schüttet Hormone aus, die den sogenannten spontanen Eisprung erst in Gang setzen. Auch bei der Frau werden diese Hormone, Prolactin und Oxytocin, durch den Orgasmus ausgeschüttet, obwohl sie den zyklischen Eisprung nicht extra auslösen müssen. Daraus ziehen die Forscher den Schluss, dass auch in der menschlichen Evolutionsgeschichte ursprünglich der Orgasmus der Frau der Auslöser eines damals noch spontanen Eisprungs war.
Passend zu dieser These haben sie eine weitere Beobachtung gemacht. Demnach sei die Klitoris im Laufe der Evolution vom Inneren des weiblichen Geschlechts nach außen gewandert. Außen wird sie beim Geschlechtsverkehr weniger stimuliert und ein Orgasmus wird unwahrscheinlicher. Nun stellt sich für die Wissenschaftler aber noch die Frage nach dem Huhn oder dem Ei. Wanderte die Klitoris, weil der Eisprung bereits zyklisch auftrat und Orgasmen unwichtig wurden – oder musste der Eisprung sich zum zyklischen Konzept hin wandeln, weil durch eine außen liegende Klitoris weniger Orgasmen auftraten und ja irgendwie der Fortbestand der Menschheit gesichert werden musste? Nach wie vor sind also viele Fragen offen, auch wenn für die Wissenschaftler jetzt klar scheint, dass der Orgasmus wohl eine „glückliche Folge unserer evolutionären Vergangenheit“ ist.
Abschließend noch mal zurück zu den Griechen, diesmal ins Reich der Götter. Dort wollten Zeus und Hera vom Propheten Teiresias wissen, ob Männer oder Frauen mehr Spaß beim Sex haben. Er antwortete: „Die erotische Freude der Frau ist neun Mal größer als die des Mannes.“ Und auch Philosoph Peter Sloterdijk spricht im Philosophie Magazin vom weiblichen Orgasmus als philosophische Ekstase, Einsichtsmoment, Verbindung zur göttlichen Macht. Wenn schon nicht aus wissenschaftlicher, so scheint zumindest aus philosophischer Sicht klar zu sein, warum es auch heute ohne den weiblichen Höhepunkt einfach nicht geht.
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Guten Tag!
Es ist zwar schon ein bisschen her, dass dieser Artikel veröffentlicht wurde (2016-08-05/Fr.), aber ich las ihn erst heute = neun Tage später. Und man ,sieht, es trifft der englische Satz ,Sex sells immer noch zu (bin eigentlich kein Freund von Anglizismen).
Aber in medias res:
Freuen wir Männer uns doch, dass ,unsere Frauen auch Freude am Sex haben! Und dazu noch mehr als einen Orgasmus hintereinander haben können!
Zweitens: Bemühen wir uns, dass das gewaltsame Entfernen der Klitoris in Gegenden in Afrika und sonstwo auf der Welt – dort wo Frauen in bestimmten politisch-religiösen Kulturen nur Menschen zweiter Klasse sind – verboten wird.
Mit freundlichen Grüßen!
Gerd Taddicken – Nordenham
2016-08-14, Sonntag, gegen 13:55 h / Bib. / per Handy, 13:57 h einmal bearbeitet
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Ich habe hier nur mal geschrieben um zu sehen wer da alles so schreibt. Interessant.
Es ist einfach schön, wenn eine Frau unter ihrem Orgasmus erbebt. Wenn man als Mann erlebt, wie sie unheimlich viel Freude und Leidenschaft zeigt und empfindet. Wenn man als Mann dazu beigetragen hat, dass sie im Moment ihres Höhepunktes geistig einfach weg ist und sie sich ihrer Lust hingibt. Die Ausgeglichenheit und der Kuschelfaktor danach sind absolut befriedigend und machen das Leben erst lebenswert.
Es gibt hunderte weitere positive Aspekte, die diesen Orgasmus notwendig machen. Freuen wir uns, dass es so etwas überhaupt gibt und die Evolution eine Frau nicht nur zur Gebärmaschine degradiert hat um unsere Spezies zu erhalten.
Da Sie von der Mehrzahl der Frauen schreiben, wollen Sie diese wohl lieber als Schleifmaschine ansehen ?
Ein dümmerer Kommentar ist ihnen wohl nicht eingefallen. Wenn sie in ihrem Kopf Frauen als reine Sex-Objekte betrachten, kann ihnen eh nicht geholfen werden. Was haben sie nur für eine abartige Phantasie!
Bleiben Sie bitte sachlich und beim Thema!
Ich habe das Thema nicht gewechselt. Ich habe auf Herrn Groß sexistischen Beitrag geantwortet, der auf mich bezogen ist. Also was solls?
Wenn die Moderation jetzt diese Antwort zensiert, dann bitte ich, alle meine Beiträge zu diesem Thema zu entfernen.
So eine extrem dämliche Frage wozu der weibliche Orgasmus da ist. Gegenfrage warum genau sollte eine Frau überhaupt mit einem Mann ohne eigenen Orgasmus schlafen? Aus lauter Freundlichkeit und Barmherzigkeit zu Männern???
Frauen haben natürlich auch eine sexuelle Lust und die entlädt sich im Orgasmus. Ansonsten ist das so, als ob frau in eine Achterbahn steigt und die nicht losfährt oder in der ersten Senke gleich stecken bleibt. Dann kann frau sich auch die Achterbahn sparen.
Folglich gibt´s halt keine Nachkommen mehr. So ist mit weiblichen Orgasmus.
Das mit den Nachkommen ist so eine Finte, wo doch angeblich 95% die Chemie(Pille) in sich hineinschlucken um die Nachkommenschaft zu verhindern/töten, welche am Spassverlust Schuld sein sollen ! Da Sie schon in der Mehrzahl der Männer schreiben, zeugt dies nicht von treuer Beziehungsfähigkeit.
Die Pille ist tatsächlich eine Finte. Sie killt bei nicht wenigen Frauen komplett die sexuelle Lust. Die Frauen riechen durch die Hormonumstellung für den Partner anderes und die Frauen riechen für den Partner auch anders. Das führt u.U. dazu dass die Partnerschaft in Verbindung mit der sexuellen Unlust schlicht zerbricht.
Vor 20 Jahren ist diese „kleine“ Nebenwirkung bei der Pille nicht mal bei den Frauenärzten/(innen) angekommen, die dahinter ein psychisches Problem vermuteten. Mittlerweile kann mandurch die Online-Medikamenten-Bewertungen das „Problemchen“ mit der sexuellen Unlust als Nebenwirkung klar erkennen.
In meinen Studiengang haben die männlichen Kollegen ganz dumm geguckt, als sie davon hörten. Ja so einfach funktioniert halt die Verhütung dann doch nicht. Die Natur lässt sich nicht so leicht durch eine plumpe Hormonänderung folgenlos austricksen.
Mit den weiblichen Orga(ni)smus vehält es sich offensichtlich genau so wie mit den Brustwarzen bei Männern... völlig überflüssig und trotzdem vorhanden. Irrt hier die Evolution ? Ist die Menstruation nur eine Reaktion auf Domestisierung? Und wiso haben Frauen dann keine fleckige Haut wo doch alle vom Menschen domestizierten Säugetiere in wenigen Generationen ein geschecktes Fell aufweisen...,.? Offensichtlich müssen wir noch die ein oder andere spontane Mutation über uns ergehen lassen um solche Fragen zu beantworten...