Neuer Test erkennt Tumor-DNA im Blut
Krebszellen verraten sich durch winzige DNA-Spuren im Blut. Ein neuer Test könnte die Diagnose von Krebs künftig vereinfachen und bei der Behandlung der Krankheit helfen.
Ein Bluttest könnte Ärzten künftig bei der Diagnose und der Behandlung von Krebs helfen. Das von US-Medizinern entworfene Verfahren spürt selbst winzige Bruchstücke von Tumor-DNA im Blutkreislauf auf. Bei der häufigsten Form von Lungenkrebs, dem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC), erkannte das vergleichsweise günstige Verfahren Tumor-Erbgut im Blut aller Patienten im fortgeschrittenen Stadium und bei jedem Zweiten im Frühstadium wie das Fachblatt Nature Medicine meldet.
Forscher konnten Tumor-DNA im Blut nachweisen
Die Krebsmediziner griffen bislang für die Diagnose und die Therapiekontrolle häufig auf aufwendige invasive Untersuchungen, etwa eine Biopsie, zurück. Ein Bluttest wäre dagegen eine deutlich schonendere Alternative. Denn die Tumorzellen geben, wenn sie absterben, winzige Erbgut-Bruchstücke ins Blut ab. Allerdings ist der Bluttest zur Erkennung von Tumor-DNA derzeit noch sehr teuer und unzuverlässig. “Die riesige Mehrheit der zirkulierenden DNA stammt von normalen Zellen, selbst bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs”, erklärt Scott Bratman, Koautor des Berichts.
Daher fahndeten die US-Forscher nach einer umfassenden Strategie, um die zirkulierende DNA aus dem Blut zu isolieren und die seltenen krebsbezogenen Veränderungen zu erkennen. Sie entwickelten ein Verfahren, das eine Vielzahl auffälliger Mutationen erkennt. Mutationen, die für diese Form von Lungenkrebs typisch sind, entnahmen sie aus Krebs-Datenbanken. Um die Empfindlichkeit des Tests zu erhöhen, verbesserten sie außerdem die Techniken zum Extrahieren, Aufbereiten und Analysieren der DNA.
Test: kaum irrtümliche Krebsbefunde
Die Ergebnisse sind vielversprechend: In Tests hatte das so genannte CAPP-Seq-Verfahren nicht nur eine hohe Trefferquote, sondern lieferte auch kaum irrtümliche Krebsbefunde. Darüber hinaus gab die Menge der DNA Aufschluss über die Größe des Tumors und auch über seine Entwicklung während der Therapie - teilweise sogar besser als Biopsien.
Die Wissenschaftler sind sich einig, dass das Verfahren auch für andere Tumorarten geeignet sei, sofern man die typischen Mutationsmuster kenne. Im Blick haben sie dabei Tumore in der Brust, der Prostata oder dem Darm. Wegen der niedrigen Kosten und hohen Zuverlässigkeit sei der Bluttest für den klinischen Alltag geeignet - zur Diagnostik, Therapiekontrolle sowie zur späteren Überwachung von Patienten.
Bei Lungenkrebs wird nur jeder zweiter Tumor erkannt
Christof von Kalle vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg hält den Ansatz der US-Forscher für “außerordentlich interessant”. Er vermeide viele Probleme die die bisherigen Verfahren mit sich brächten und verknüpfe ein breites Spektrum Tumor-assoziierter Veränderungen mit einer cleveren Auswertungssoftware. Lediglich bei der Erkennung von Lungenkrebs im Frühstadium, wo nur jeder zweite Tumor erkannt wurde, gebe es noch “Luft nach oben”. (AZ)
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