Meeresschützer kritisieren Experiment mit Eisendünger in Antarktis
Bremerhaven (dpa) - Wenige Tage vor einem Experiment mit Eisendünger im antarktischen Ozean haben Meeresschützer das deutsch- indische Forschungsprojekt scharf kritisiert. Die Aktionskonferenz Nordsee (AKN) in Bremen fordert einen Abbruch des Versuches auf dem Forschungseisbrecher "Polarstern".
Der Verein bezeichnete das Vorhaben als "größenwahnsinnigen Plan". Von Bord der Polarstern soll in den kommenden Wochen ein 300 Quadratkilometer großes Meeresgebiet mit sechs Tonnen Eisen gedüngt werden, um eine künstliche Algenblüte auszulösen. Die Forscher wollen untersuchen, wie stark sich dadurch die Aufnahmefähigkeit von Kohlendioxid (CO2) im Meer erhöht. Nach Angaben des zuständigen Bremerhavener Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (AWI) ist der Versuch jedoch mit internationalen Beschlüssen vereinbar.
Hintergrund ist nach Angaben des AKN das wirtschaftliche Interesse, eine billige Lösung des weltweiten Kohlendioxid-Problems zu finden. Gegen solche Projekte hätten sich internationale staatliche Organisationen und 2008 die Mitgliedsstaaten der internationalen Biodiversitätskonferenz in Bonn ausgesprochen, sagte AKN-Sprecher Peter Willers. Diese Vereinbarungen würden jetzt mit Hilfe deutscher Kofinanzierung des Bundes für das AWI-Projekt unterlaufen.
"Es ist ein Skandal, dass der Bund diese Expedition mit Millionen an Forschungsgeldern finanziert und so seine eigenen Meeresschutz-Beschlüsse untergräbt", sagte Willers. Die Ergebnisse könnten von der Wirtschaft als Alibi für die billige Entsorgung von CO2 benutzt werden. Dabei seien langfristige Folgen für Flora und Fauna der Tiefsee kaum abschätzbar: "Wir greifen in ein fast unbekanntes Gebiet ein, ohne die Folgen zu kennen."
Der Versuch liefere wichtige Daten für die Klimaforschung, sagte dagegen der Meereswissenschaftler Ulrich Bathmann vom AWI: "Wir wollen keine industrielle Nutzung der Tiefsee, aber kleinere Experimente sind sinnvoll." Die Versuche seien durch Konferenzbeschlüsse abgedeckt und würden kontrolliert. Nach Berechnungen sei die Eisenkonzentration durch Düngung geringer als die natürliche Eisenkonzentration im Meerwasser.
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