Eine Neuvernetzung des Gehirns könnte Depressionen auslösen
Forscher des Universitätsklinikums Freiburg haben festgestellt, dass eine mangelhafte Neuvernetzung des Gehirns möglicherweise eine Ursache für Depressionen sein könnte.
Unter der Leitung von Professor Dr. Christoph Nissen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg die Auslöser von Depressionen erforscht. Sie haben eine bisher unbekannte mögliche Ursache im Gehirn gefunden: Eine mangelhafte Neuvernetzung im Gehirn könnte für in Schüben auftretende Depressionen, sogenannte depressive Episoden, verantwortlich sein. Die Studie wurde im Fachmagazin "Neuropsychopharmacology" veröffentlicht.
Synaptische Plastizität als Ursache für Depressionen
Die Forscher aus Freiburg konnten nachweisen, dass sich die Nervenzellen im Gehirn während der depressiven Episoden langsamer neu vernetzen. Das hat zur Folge, dass sich das Gehirn schlechter an neue Reize anpassen kann. Diese Reaktion wird als synaptische Plastizität bezeichnet und kann viele Symptome einer Depression erklären. Dieses Ergebnis erhielten die Forscher durch die Anwendung eines etablierten Versuchsaufbaus für die Messung der synaptischen Plastizität auf je 27 gesunde und depressive Personen.
"Synaptische Plastizität ist ein grundlegender Prozess im Gehirn. Veränderungen könnten einen Großteil der Symptome einer Depression erklären", so Prof. Nissen. Es gibt bereits Untersuchungen an Tiermodellen und weitere Indizien beim Menschen, die die These unterstützen. Alle gängigen antidepressiv wirksamen Verfahren von Schlafentzug bis zu Medikamenten und Elektrokrampftherapie haben eine positive Wirkung auf die synaptische Plastizität. Die Wissenschaftler hoffen, dass ihr Fund zur Entwicklung objektiver Verfahren der Diagnosestellung und Therapiekontrolle beitragen wird. sh
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