Sorge um fleischfressende Pflanzen
Frankfurt/Main (dpa) - Von oben viel Sonne, von unten reichlich saures Wasser und mageren Boden - mehr braucht der heimische Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) nicht zum Gedeihen. Gelegentlich wird ein Insekt verspeist, das an den klebrigen Blättern hängenbleibt.
Trotz dieser äußerst bescheidenen Ansprüche findet die Pflanze aus der Familie der Fleischfressenden oder Karnivoren immer weniger Lebensraum. Feuchtgebiete und Moore, wo die meisten der weltweit mehreren hundert Arten leben, seien in vielen Regionen der Erde fast verschwunden, kritisierte die Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen, deren Vertreter sich am Wochenende in Frankfurt zu ihrer Jahreshauptversammlung trafen.
Alle fleischfressenden Pflanzenarten seien stark bedroht, sagte Hans Kempf vom Frankfurter Palmengarten. Moore trockneten aus oder würden absichtlich trockengelegt, damit sei den Pflanzen die Lebensgrundlage genommen. "Sie brauchen es feucht." In der Rhön gebe es noch Moorflächen, auf denen Sonnentau und Sumpfmoos zu finden seien - "wenn diese beiden beieinanderstehen, dann ist die Welt noch in Ordnung", erläuterte Kempf.
Fleischfressende Pflanzen haben hoch spezialisierte Methoden, um an ihre Beute zu kommen, meist kleine Fliegen und andere Insekten. An den Blättern des Sonnentaus beispielsweise locken dünne Tentakel mit kleinen Tröpfchen einer klaren Flüssigkeit vorbeifliegende Insekten an. Die Tröpfchen sind kein Wasser, sondern ein Klebstoff. Je mehr sich das Insekt wehrt und zappelt, desto mehr Tentakeln schließen es ein und desto fester ist es gefangen. Danach sondert die Pflanze einen anderen Stoff aus, der die Beute auflöst. Der Brei wird dann als Nahrung aufgenommen. Unbedingt angewiesen seien die Pflanzen auf die Insektennahrung nicht, sagt Kempf. Aber sie gedeihten besser und würden kräftiger, wenn sie gelegentlich eine Fliege erwischen.
Der Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen gehören nach eigenen Angaben rund 800 Mitglieder an, darunter viele Hobby-Züchter, Wissenschaftler und Botanische Gärten.
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