Delir bei Demenzpatienten: Alkohol ist nicht der einzige Grund
Nach einer Operation kann es zu einem Verwirrtheitszustand kommen, dem sogenannten Delir. Viele Menschen denken bei dem Begriff Delirium fälschlicherweise nur an Alkohol.
Am Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH) macht sich Gerontologe Eckehard Schlauß Gedanken um das sogenannte Delir. Der Verwirrtheitszustand wird oft missdeutet - auch von Fachleuten. Der Tagesspiegel berichtet von den Gefahren eines unerkannten Delirs und wie dagegen vorgegangen wird.
Vor allem alte Patienten mit Demenz gelten als Hochrisikopatienten. Eine Studie des KEH hatte ergeben, dass bis zu 30 Prozent der über 70-Jährigen nach einer Operation an einem Delir leiden. Werden dessen Symptome falsch gedeutet und dementsprechend behandelt, kann es zu einem regelrechten Teufelskreis an Maßnahmen kommen. Das verschlechtert möglicherweise den Zustand betroffener Patienten weiter.
Delir sorgt für Orientierungslosigkeit bei Demenz-Patienten
In der Bevölkerung, aber auch bei Fachleuten wird der Begriff "Delir" häufig mit Alkohol oder -Entzug gleichgesetzt. Das ist aber falsch, denn dabei handelt es sich um eine Sonderform. Um die Problematik aufzuklären, hat sich das KEH Präventionsmaßnahmen überlegt. Gerade medizinisches Personal soll sensibilisiert werden. Denn oft landen verwirrte Patienten in der Psychiatrie, obwohl sie nicht psychisch krank, sondern nach ihrer Operation in einem Zustand der Verwirrung sind.
Das Demenz-Delir-Management existiert bereits sein eineinhalb Jahren am KEH. Für die verschiedenen Aufklärungsmethoden des Programms erhielt das Projekt den Innovationspreis 2014 der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Die Maßnahmen haben die Zahlen der betroffenen Patienten halbieren können. Nun muss mehr Bewusstsein geschaffen werden. Dafür gibt es am KEH die "Delir Pocketcard" mit vielen Informationen.
Delir kann den Demenz-Verlauf beschleunigen
Ein großes Problem ist bei dem unerkannten Delir, dass die Demenz darunter rasant fortschreiten kann. Prävention ist daher von großer Wichtigkeit für Patienten. Zum Beispiel sollten keine Antidekubitusmatratzen verwendet werden. Die beugen zwar Druckstellen vor, lassen Demenz-Patienten aber den Bezug zum Raum verlieren und somit in Orientierungslosigkeit verfallen. Das Kopfteil des Betts zu verstellen, kann ebenfalls helfen. Wichtig ist, genug Punkte zur Orientierung zu bieten. sh
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