629 ist doch kein Alter
Das Krumbad ist Schwabens traditionsreichstes Heilbad, ruht sich aber nicht auf den Lorbeeren vergangener Tage aus. Eine große Rolle spielt das Thema Kneipp.
Barockes Gelb, Türmchen und Sprossenfenster: Dass das Krumbad eine lange Geschichte hat, erkennt man auf den ersten Blick. Doch wer von Süden her auf Schwabens ältestes Heilbad schaut, sieht auch einen modernen, mit oxidierten Kupferplatten verkleideten Flachdachbau.
Der Kontrast ist gewollt und gleichermaßen symbolisch: Denn im Krumbad treffen Tradition, altehrwürdige Mauern und ein besonderer Geist auf moderne Therapieformen. Und Therapie, Rehabilitation und Prävention kommt in einer Gesellschaft, die immer älter wird, nun mal eine immer größere Rolle zu. Um dieser Tatsache Rechnung zu tragen, steht im Krumbad besagter Flachdachbau: ein Therapiepavillon, in dem sowohl Übernachtungsgäste als auch Rezeptpatienten behandelt werden und an einer Vielzahl von Präventionskursen teilnehmen können.
Regelmäßige Modernisierungen - auch im Jahr 2019
So wie Peter Heinrich. Der 54-Jährige besucht mittlerweile zum geschätzt fünften Mal den Kurs „Rückenfit für Männer“. Gemeinsam in der Gruppe könne man sich eben oft einfacher motivieren, etwas für den eigenen Körper zu tun, meint der studierte Diplomkaufmann. Und dass man etwas für den eigenen Körper tun sollte, um seine Gesundheit möglichst lange zu erhalten, liegt für Peter Heinrich auf der Hand: Schließlich ist er seit Mitte 2016 Geschäftsführer des ältesten Heilbads Schwabens.
Das Krumbad kann auf eine 629-jährige Badetradition zurückblicken. Aber 629 ist ja kein Alter – und auch keine Rechtfertigung, um sich auf Lorbeeren vergangener Tage auszuruhen. Und so hat sich das Krumbad in all den Jahren regelmäßig, aber behutsam modernisiert. Renovierungen und Sanierungen standen fortlaufend auf dem Programm, 2008 wurde die Gastronomie ausgebaut und unter anderem ein Panorama-Restaurant geschaffen, 2016 der Therapiepavillon eingeweiht – ein Meilenstein in der langen Geschichte des Heilbads.
Auch 2019 soll wieder etwas passieren: Heinrich hofft, im Herbst mit der Neugestaltung der Außenanlagen anfangen zu können. Aktuell wartet er auf den Förderbescheid des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege. Und wenn der endlich vorliegt, können die Baumaßnahmen angegangen werden. Unter anderem soll ein Barfuß- und Sinnespfad angelegt und im Innenhof an prominenter Stelle ein Kneippbecken eingerichtet werden.
Fokus auf Therapie und Anwendungen
Denn das Thema Kneipp spielt eine große Rolle im Krumbad. „Kneipp ist eine Richtung, die zu uns passt“, sagt Heinrich, der alle fünf Säulen der Kneippschen Lehre noch stärker beackern will: Wasser, Pflanzen/Heilkräuter, Bewegung, Ernährung und innere Balance. Die Voraussetzungen dafür hat das Krumbad. Und: „Die Kneippsche Lehre ist moderner denn je“, findet Heinrich.
Eines will Schwabens ältestes Heilbad jedenfalls nicht werden: ein Wellnesstempel. Der Fokus soll weiterhin auf Therapie und Anwendungen liegen. Für letztere wird auch oft der Krumbader Badstein eingesetzt: eine Tonerde, deren Hauptbestandteil Kieselsäure ist und die nördlich des Heilbads, auf dem mit Buchen bewachsenen Bergrücken, in drei bis fünf Metern Tiefe gewonnen wird. Nach der Trocknung wird sie in den Werkstätten des Dominikus-Ringeisen-Werks Ursberg in Handarbeit zerklopft, in einer Steinmühle gemahlen und aufbewahrt, bis sie schließlich vor der Behandlung mit Wasser vermischt wird. Im Zuge der Baumaßnahmen im Außenbereich will Heinrich auch ein Schlammbecken einrichten, das mit in Wasser aufgelöstem Badstein gefüllt werden soll.
Während in den letzten Jahren die Zahl der Gäste stetig stieg, die Zahl der Übernachtungen aber zurückging, konnte das Krumbad diesen Trend 2018 umkehren: Das Heilbad verzeichnete mehr Übernachtungen als im Jahr davor. „Darauf haben wir hingearbeitet“, so Heinrich, der damit rechnet, dass in Zukunft mehr Menschen stärker auf ihre Gesundheit achten.
Krumbad statt Italienurlaub
„Die Frage lautet – wie viel ist man bereit, für die eigene Gesundheit auszugeben?“, meint der 54-Jährige, dessen Zukunftsvision ungefähr so aussieht: Statt nach Italien in Urlaub zu fahren, verbringen ältere Menschen vielleicht lieber ein paar Tage im Krumbad, um danach nach Hause zurückzukehren und sagen zu können: „Jetzt geht’s mir besser.“
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